Eine Frau schaut auf ein Smartphone, auf dem ein Foto ein Video einer Frau zu sehen ist. Im Hintergrund ist die Frau aus dem Video auf einem Foto zu sehen.© N. Becker
Wenn analoge und digitale Welt verschwimmen: Auf dem Smartphone erweckt Sigrid Frank die Fotos von Kieler Schauspieler*innen zum Leben.

Beim Wissenschaftsspaziergang in digitale Realitäten eintauchen

von Nele Becker

In schwindelerregender Höhe über die Dächer Kiels balancieren – was nach einem ungewöhnlichen Donnerstagnachmittag klingt, war für 16 Teilnehmer*innen des Wissenschaftsspaziergangs des städtischen Referats für Wissenschaft am 11. August 2022 (digitale) Realität.

Sie waren zu Besuch im Interdisziplinären Labor für Immersionsforschung (LINK) an der Fachhochschule Kiel. Im LINK erforschen und entwickeln Studierende der Fachbereiche Medien sowie Informatik und Elektrotechnik immersive Inhalte mit Hilfe von Virtual-Reality (VR) und Augmented-Reality (AR). Bei VR handelt es sich um eine von Computern simulierte virtuelle 360-Grad-Umgebung wie beispielsweise eine Unterwasserwelt, durch die sich Anwender*innen bewegen können. AR bezeichnet die Erweiterte Realität, in der digitale und analoge Welt verschmelzen. Immersion beschreibt das Eintauchen in diese virtuelle Welt.

Prof. Dr. Rupert-Kruse begrüßt die Teilnehmenden des Wissenschaftsspaziergangs©N. Becker
Zum Einstieg stellte Prof. Dr. Rupert-Kruse den Besucher*innen das Labor vor und erklärte grundlegende Begriffe.

Im Vordergrund steht das Ausprobieren und Erleben neuer Technologien. „Wir sind der Kaninchenbau, der Sie ins Wunderland bringt“, begrüßte Prof. Dr. Rupert-Kruse, der das LINK gemeinsam mit Prof. Dr. Felix Woelk leitet.

Gesagt, getan. Nach einer kurzen Einführung tauchten die Gäste an fünf Stationen unter der Anleitung von Rupert-Kruse und den studentischen Hilfskräften Manno Ludzuweit und Stephan zu Münster in digitale Realitäten ein. Alles, was es dafür brauchte, waren VR-Brillen, Controller oder Smartphones und die von Studierenden programmierten immersiven Anwendungen.

Oliver Victor probierte die Microsoft HoloLens aus. „Ich sehe Rohre, die ich greifen, miteinander verbinden und hier im Raum verlegen kann“, beschrieb er den Umstehenden seine Sicht durch die Brille, während diese nur auf eine weiße Wand blickten.

Eine Frau balanciert auf einer Holzplanke. Sie trägt eine VR-Brille.©N. Becker
Carola Ehrl wagt den Balance-Akt: In Wirklichkeit auf einer Holzplanke, durch die VR-Brille über den Dächern Kiels.

Begeistert waren die Besucher*innen von einem Balance-Akt: Für die Zuschauenden im Raum ging die Testperson über eine flache Holzplanke, die auf dem Fußboden des Labors lag. Durch die VR-Brille wähnte sich diese jedoch in schwindelerregender Höhe und hatte das Gefühl, auf einem Dach zu balancieren.

„Das fühlte sich wahnsinnig real an“, sagte Sigrid Frank. „Ich habe Höhenangst und musste mich disziplinieren und daran erinnern, dass mir nichts passieren kann. Es kostet Überwindung, aber ich bin stolz, dass ich es geschafft habe“, freute sie sich.

Mit dem Smartphone in der Hand erweckten die Gäste Fotos von Schauspieler*innen aus dem Kieler Schauspielhaus zum Leben. So grinste ihnen Marko Gebbert Gitarre-spielend entgegen, während Yvonne Ruprecht mit einer Banane herumalberte.

Die Zeit verflog, nach knapp zwei Stunden hätten einige Gäste wohl noch Stunden in den digitalen Realitäten verweilen können. „Das Ausprobieren war wirklich super, es hat mir sehr gut gefallen“, freute sich Carola Ehrl.

Das Interdisziplinäre Labor für Immersionsforschung unterstützt nicht nur Studierende bei der Umsetzung ihrer Ideen. Es ist auch Anlaufstelle für Bürger*innen, die mehr über die Themen Virtual- und Augmented-Reality erfahren und die Technologien ausprobieren möchten. Die aktuellen Sprechzeiten finden Interessierte auf der Website des Labors.

Die Wissenschaftsspaziergänge sind ein Angebot des Referats für Wissenschaft der Landeshauptstadt Kiel in Kooperation mit den wissenschaftlichen Einrichtungen. Für die kommenden beiden Termine sind noch Restplätze verfügbar. Eine Anmeldung zu den kostenlosen Spaziergängen ist erforderlich und über die Wissenschafftzukunft-Website möglich.

© Fachhochschule Kiel