Vier Männer stehen an einem Tisch und Präsentieren eine Auszeichnung.© FH Kiel
Wilfried Krokowski (FH Kiel), Uwe Gutekunst (Memminger-IRO, Gewinner des Horst-Hartmann-Preises), Prof. Dr. Horst Hartmann (FH Kiel), Prof. Dr. Klaus Dieter Lorenzen (FH Kiel).

„Digitalisierung im Einkauf - Echter Nutzen oder hysterischer Hype?“

von viel.-Redaktion

Die hoch aktuelle Frage „Digitalisierung im Einkauf – Echter Nutzen oder hysterischer Hype?“ entfachte beim 6. Norddeutschen Einkaufstag, den Professor Klaus Dieter Lorenzen und Wilfried Krokowski vom Institut für Supply Chain und Operations Management der Fachhochschule Kiel am 7. Juni 2018 in der Industrie- und Handelskammer zu Kiel veranstalteten, einen sehr lebhaften Gedankenaustausch. Die zahlreichen teilnehmenden Einkaufsexpertinnen und -experten waren sich einig: Die Digitalisierung „einfacher“ Standardprozesse wie zum Beispiel der Bestellung sind Stand der Technik und steigern die Effizienz des Einkaufs. Um aber das strategische Erfolgspotential einer modernen Einkaufsorganisation ausschöpfen zu können, muss „Digitalisierung“ weiter gedacht werden.

 

Dabei kommt der (digitalen) Integration von Lieferanten in Entwicklungsprozesse eine besondere Bedeutung zu, da so Heinz Rohde von der Mittelstand 4.0 Agentur – Kommunikation, die Lieferanten auf diese Art zum wertvollen Innovationsturbo für Unternehmen werden. Wie dies praktisch funktioniert, zeigten nicht nur die Unternehmen Mercateo und Simple System, sondern auch aus Dänemark waren Vertreter der Unternehmen Klingspor AS und Unik Pine Tree angereist, um ihre Lösungen vorzustellen.

Damit aber die Digitalisierung des Einkaufs die nächsten, notwendigen Schritte gehen kann, müssen auch die Beschäftigten und die Einkaufsorganisation für die Veränderungsprozesse „fit“ gemacht werden. Ernüchternd war vor diesem Hintergrund die Einschätzung von Hanno Dettlof, Experte für Einkaufs-Planspiele und Lehrbeauftragter an der FH Kiel, dass wir heute einerseits von der „Digitalisierung der Qualifizierung“ sprechen, aber andererseits ein erhebliches Defizit bei der beruflichen Weiterbildung sehen müssen: „Neue Entwicklungsbedarfe im Einkauf zu erkennen und die Weiterbildungsangebote wesentlich effektiver zu nutzen, ist das Ziel. Im Vergleich zum Einkauf betreiben Unternehmen weiterhin quantitativ einen vielfachen Aufwand zur Schulung ihres Vertriebes. Passende Qualifizierungskonzepte im Einkauf werden vor diesem Hintergrund sträflich vernachlässigt.“

Ob und wann „Einkaufs-Roboter“ die Rolle von Menschen im Einkauf übernehmen können, betrachtete Professor Lorenzen in seinem Vortrag: „Bereits heute existieren verschiedene Technologien, die die Automatisierung einiger eher operativer Einkaufsaufgaben ermöglichen. Langfristig ist es realistisch, dass auch kreative und komplexe Aufgaben von elektronischen Systemen mit Hilfe künstlicher Intelligenz erfüllt werden. Dies bietet auch für Beschäftigte Chancen, aber eine große Gefahr ist, dass sich kleine und mittlere Unternehmen von dieser Entwicklung ausschließen und Wettbewerbsfähigkeit einbüßen.“ Der Abschlussvortrag des 6. Norddeutschen Einkaufstages betrachtete den Stellenwert des Einkaufs im Unternehmen und verdeutlichte, dass es aufgrund der großen wirtschaftlichen Bedeutung, die der moderne Einkauf haben kann, unerlässlich ist, permanent die Weiterentwicklung voran zu treiben.

Ein besonderer Höhepunkt der Fachkonferenz war die Vergabe des Horst-Hartmann-Preises, mit dem innovative Lösungen im Einkauf ausgezeichnet werden. In diesem Jahr konnte die Memminger-IRO GmbH die Jury mit der Umsetzung ihres Konzeptes zur Optimierung der Beschaffungsprozesse durch eProcurement und Lieferantenintegration überzeugen. Uwe Gutekunst nahm im Beisein des Namensgebers, Professor Horst Hartmann, stellvertretend für das Einkaufsteam die Auszeichnung entgegen.

Der Norddeutsche Einkaufstag ist eingebettet in Reihe von weiteren Aktivitäten, mit denen das Institut für Supply Chain und Operations Management, vertreten durch Professor Lorenzen, die Vernetzung zwischen der Einkaufspraxis und der Fachhochschule Kiel fördert. Neben Qualifizierungsangeboten („Weiterbildung mit Mehr(!)blick“) für den Einkauf, die gemeinsam mit einem Praxisbeirat entwickelt und in Kooperation mit dem Bildungszentrum Tannenfelde durchgeführt werden, existiert in Kiel seit einigen Jahren der treff.einkauf, in dem sich Beschäftigte aus regionalen Einkaufsabteilungen zum zwanglosen Erfahrungsaustausch treffen. Bei weitergehendem Interesse nehmen Sie bitte mit Prof. Dr. Klaus Dieter Lorenzen (klaus.lorenzen(at)fh-kiel.de) Kontakt auf.

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