Eine Gruppe Menschen posiert in einem Gebäude der FH Kiel.© FH Kiel

Fachkräfte für Kindheitspädagogik verabschiedet

von viel.-Redaktion

Gastbeitrag von Prof. Dr. Raingard Knauer

Der 24. November 2016 war für  Absolvierende des Studiengangs Erziehung und Bildung im Kindesalter (BA), der erstmalig im Wintersemester 2007 Studierende aufnahm, ein besonderer Tag. Denn auf dem Programm stand  die feierliche Verabschiedung derjenigen, die das Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Da dies die erste Veranstaltung dieser Art im Studiengang war, war der Kreis der Eingeladenen deutlich größer als nur der letzte Jahrgang. Insgesamt begrüßten wir 45 Absolvierende zu dieser ersten Verabschiedung, die sich durch ein buntes Programm verschiedener Akteure am Fachbereich auszeichnete.

Das erste Grußwort hielt Rolf Fischer, Staatssekretär für Wissenschaft im Ministerium für Soziales, Wissenschaft und Gleichstellung. Er begrüßte die Tatsache, dass mit dem Studiengang „Erziehung und Bildung im Kindesalter“ an der Fachhochschule Kiel ein Angebot geschaffen wurde, das zu einer guten Arbeit in Kindertageseinrichtungen und anderen Angeboten der Kindheitspädagogik in Schleswig-Holstein beiträgt. Es folgten Grußworte aus dem Präsidium der Fachhochschule Kiel, dem Dekanat sowie der Fachschaft des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit.

In ihrem Festvortrag skizzierte die Leiterin des Studiengangs Prof. Dr. Sylvia Kägi die Entwicklung der Kindheitspädagogik seit 2007. Begannen damals 24 Studierende ihr Studium in diesem Bereich, waren dies im Wintersemester 2016/17 insgesamt 80 Erstsemester. Diese Zunahme entspricht einem bundesweiten Trend. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Zahl der Studierenden der Kindheitspädagogik insgesamt in Schleswig-Holstein deutlich geringer ist als in anderen Bundesländern. Studien zeigen, dass die Zufriedenheit der Berufseinsteigerinnen  und  -einsteiger  mit ihrer gegenwärtigen beruflichen Situation relativ hoch ist. Ein Manko ist allerdings die Bezahlung, die von einem größeren Anteil als wenig zufriedenstellend bewertet wird. Gerade für die befragten Männer scheint die Höhe ihres Gehalts ein Problem darzustellen (Pasternak 2013).

Der Festvortrag wurde ergänzt durch Beiträge verschiedener Lehrender: Prof. Dr. Ariane Schorn betonte die große Bedeutung der ersten Jahre. Unter dem Motto „Gipfelstürmer brauchen ein Basislager“ skizzierte sie, wie wichtig eine verlässliche Bindung in der Krippenbetreuung ist. Prof. Dr. Raingard Knauer wies auf die „Kieler Kindheitspädagogischen Abendvorlesungen“ hin, die seit 2012 mit jeweils vier öffentlichen Veranstaltungen im Jahr  Studierenden und Interessierten aus der Praxis offensteht. Anschließend präsentierte sie einen bunten Bilderreigen aus insgesamt fünf Exkursionen (Helsinki, Kopenhagen, Istanbul, Stockholm, Nicosia). Die Exkursionen beinhalteten einerseits Gespräche mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Hochschulen, ermöglichten andererseits Einblicke in die Kindheitspädagogik anderer Länder. So gelang es immer wieder durch einen Blick auf ‚Fremdes’ neue Blicke zu entwickeln: sowohl auf das ‚Fremde’ als auch auf das ‚Eigene’. Die Lehrkraft für besondere Aufgaben, Verena Winter, schließlich zeigte am Beispiel verschiedener Hüte sehr eindrücklich, mit welchen Herausforderungen ihr Rollenwechsel von der Studentin des Studiengangs hin zur Lehrenden im Studiengang verbunden war.

Begleitet wurde das Programm durch Beiträge der Studierenden. Ein kurzer Film von Studierenden des fünften Semesters beschäftigte sich mit verschiedenen Übergängen im Laufe eines Studiums. Und Studierende der Veranstaltung „Musik in der Kindheit“ zeigten, was sie unter der Leitung von Lars Wind gelernt haben. Besonders mit ihrem selbst gedichteten ´Cup-Song“ begeisterten sie die Besucherinnen und Besucher.

Wie bedeutsam das lebensweltorientierte Profil des Studiengangs der Kindheitspädagogik an der Fachhochschule Kiel ist, wurde in folgendem Zitat deutlich, das als Motto für die feierliche Verabschiedung gewählt wurde. Didier Eribon beschreibt in seinen Lebenserinnerungen, wie stark ihn seine soziale Herkunft geprägt hat. Er sagt: „Ich musste meine sozialen Wünsche soweit herunterschrauben, bis sie zu meinen sozialen Möglichkeiten passten. Ich musste kämpfen, und zwar zuallererst gegen mich selbst, um mir Fähigkeiten zuzusprechen und Rechte zu erschließen, die anderen von vornherein mitgegeben waren. Wege, die für andere wie eine gut ausgeschilderte Straße aussahen, musste ich mir zögerlich ertasten. Oder ganz andere finden, weil sich herausstellte, dass die existierenden für Leute wie mich nicht offen standen.“ (Eribon 2016: Rückkehr nach Reims, S. 229) Diese Grenzen durchlässiger zu machen, ist auch eine Aufgabe der Kindheitspädagoginnen und  -pädagogen.

Dass die Studierenden in der Lage sind, viele der hier beschriebenen Herausforderungen zu bearbeiten, wurde auch deutlich in der Breite der Themen der Abschlussarbeiten, die in der feierlichen Verabschiedung verlesen wurden. Zum Schluss waren sich alle einig: diese Veranstaltung stellt den Anfang einer neuen Tradition dar.

Wir gratulieren den Absolvierenden des Studiengangs Erziehung und Bildung im Kindesalter!

(Text: Raingard Knauer, Bilder: Sabine Redecker, Kristina Raudenkolb)

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