Ein Mann© P. Knittler

Wie wird man eigentlich Professor*in?: Prof. Dr. Urban Hellmuth

von Leon Gehde

Bereits seit 1990 ist Urban Hellmuth Professor für Baukunde, Bauplanung und Verfahrenstechnik am Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel. Der gebürtige Rheinländer kann sich ein Leben außerhalb der Förderegion nicht mehr vorstellen und ist bald dienstältester Professor der Hochschule.

Sie sind 1960 geboren in Kleve, direkt an der niederländischen Grenze – darf man Sie da „Rheinländer“ nennen?

Ja. Wer es genauer haben will: Kleve liegt links vom Niederrhein – ich bin also linker Niederrheiner. Der Rhein ist eine markante Grenze (lacht).

Ihr Fachgebiet ist Landwirtschaft. Gibt es eine familiäre Vorgeschichte dazu?

Nein tatsächlich gar nicht, meine Eltern kommen beide aus anderen Bereichen. Ich hatte im Abitur Mathematik und Biologie als Leistungskurse. Biologie gefiel mir deutlich besser, vor allem, wenn es was mit Tieren zu tun hatte. So kam ich auf die Idee zur Landwirtschaft. Damals wollte ich vor allem etwas Praktisches in dem Bereich machen. Mit weißem Kittel am Mikroskop zu stehen, hatte ich noch nicht im Sinn (lacht).

Deshalb machten Sie nach Ihrem Abitur zunächst ein Praktikum. Wo war das?

Das war ein landwirtschaftliches Praktikum bei einem Lehr- und Versuchsbetrieb der Landwirtschaftskammer Rheinland. Ich hatte zwischen Schulabschluss und Wehrdienst ein Jahr Zeit und wollte etwas machen, das meinem Interesse an Landwirtschaft entsprach. Dieses Praktikumsjahr war sehr prägend für mich, und ich entschloss, in den landwirtschaftlichen Bereich zu gehen. Auch während meines anschließenden Wehrdienstes ging ich in meiner Freizeit in diesen Versuchsbetrieb und half dabei, Versuchsergebnisse auszuwerten.

Nach ihrem Wehrdienst nahmen Sie 1980 das Studium der Agrarwissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn auf. Was wollten Sie damit werden?

Trotz meines Interesses für wissenschaftliche Tätigkeiten, hatte ich dazu noch keine konkrete Idee im Kopf. Ich dachte hin und wieder über ein Lehramt nach. Grundlegend war ich aber völlig offen für spätere Tätigkeiten.

Wann wurde es konkreter?

Das kam mit meiner Diplomarbeit. Mir gefiel es, zu meinem Thema zu forschen. Dann wurde eine Stelle zur Promotion vorgeschlagen, die gut in meine bisherigen Forschungen passte. So goss sich meine wissenschaftliche Laufbahn in Form.

Die Diplomarbeit als Startschuss für einen wissenschaftlichen Werdegang?

Genau. Ich fuhr schon während meiner Diplomarbeit zu Tagungen über Tierverhalten nach Freiburg. Da trifft man Doktoranden und Wissenschaftler und hört, was die so erzählen. Das fand ich total spannend und begann, mich immer stärker in diesem Umfeld wohl zu fühlen.

Sie haben zum Thema „Untersuchung zum Einfluss von Klima und Bodenbeschaffenheit auf das Wahlverhalten tragender Sauen als Grundlage zur Beurteilung der Umwelt in Schweinehaltungssystemen“ promoviert. Wo fühlen die Sauen sich denn wohl?

Die Idealtemperatur für die Tiere ist 20°C bis 25°C mit einem wärmedämmenden Untergrund. Wenn es heißer wird, suchen sich die Tiere einen wärmeableitenden Untergrund. Übrigens ist Stroh als Untergrund nicht ideal. Schweine wühlen gerne darin rum und stören damit andere Artgenossen, die zu dem Zeitpunkt lieber ruhen möchten. Kann man sich gut vorstellen – wer schläft gerne in einem Bett, in dem ständig andere in der Bettwäsche rumwühlen. (lacht)

Seit 1990 sind Sie Professor für Baukunde, Bauplanung und Verfahrenstechnik am Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel. Gab es nichts in der Nähe ihrer alten Heimat?

Eine Professur für landwirtschaftliches Bauen und Tierhaltung ist sehr selten. Es gab damals zwei solcher Stellen – in Hohenheim bei Stuttgart und in Kiel. Die FH Kiel hatte zufällig grade genau diese Stelle zu besetzen. Somit war es doppeltes Glück, als auf meine Bewerbung ein Angebot der FH folgte. Und so bin ich in den Norden gekommen.

Wie war Osterrönfeld für Sie als Linksniederrheiner?

Meine Frau und ich haben uns früher immer gesagt: ‚Wenn wir mal aus Bonn wegziehen, dann in den Süden‘. Noch nie ist bei uns etwas so schiefgegangen (lacht). Nun sind wir seit über 30 Jahren hier und wollen hier auch nicht mehr weg. Unser Campus liegt direkt am Nord-Ostsee-Kanal, und man kann die Schiffe beobachten, wie sie an einem vorbeiziehen – herrlich.

Sie dürften fast dienstältester Professor an der FH Kiel sein?

Noch nicht ganz! Ich habe damals gleichzeitig mit Prof. Dr. Klaus Schlüter hier am Fachbereich angefangen. Der Kollege geht im Februar 2022 in den Ruhestand. Ab da werde ich bis zu meiner Pensionierung der dienstälteste Professor der Hochschule sein.

© Fachhochschule Kiel