ein DRK-Helfer© S. Sideri
Beim Deutschen Roten Kreuz engagieren sich weltweit 13 Millionen Menschen ehrenamtlich, bundesweit sind es 400.000.

Das Gute im Menschen - ein Beitrag zum Tag des Ehrenamts

von Sina-Marie Bandholz

Jedes Jahr am 5. Dezember wird der Internationale Tag des Ehrenamts gefeiert. Was motiviert Menschen dazu, sich ehrenamtlich für andere zu engagieren? Wohnt uns Menschen ein prosoziales Verhalten von Natur aus inne? Prosoziales Verhalten bedeutet, dass eine Person einer anderen freiwillig etwas Gutes tut, ohne daraus zwangsläufig einen eigenen Vorteil zu ziehen.

Der Autor und Historiker Rutger Bregman beschäftigt sich in seinem neu erschienenen Buch „Im Grunde Gut. Eine neue Geschichte der Menschheit“ mit der Frage nach dem Wesen des Menschen und kommt – entgegen vieler anderer Theorien- zu dem Schluss, dass der Mensch von Grund auf gut sei. Allerdings werde der Mensch in Nachrichten und Filmen oft als aggressiv und egoistisch dargestellt, gerade wenn es um Notsituationen geht. Dies entspreche aber gar nicht der Wahrheit, in vielen Katastrophen würden die meisten Menschen sich ruhig verhalten, schnell handeln, einander unterstützten und mit anderen teilen.

Medien berichten aber meist – oft auch überspitzt- über Ereignisse und Verhaltensweisen, die den Eindruck einer grausamen Menschheit vermitteln. Positive Nachrichten sind eher selten. Nach Bregman sei es aber fatalerweise gerade diese negative Berichterstattung, die uns nur an das Schlechteste im Menschen glauben lässt, welche das Schlechte in uns erst auslösen würde. Denn durch dieses Menschenbild würden wir uns gegenseitig auch dementsprechend behandeln und so gegenseitig das Schlechteste in uns zu Tage fördern. Außerdem würden wir dadurch ausgelöst ständig das Egoistische im Handeln unserer Mitmenschen suchen.

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Beim Deutschen Roten Kreuz engagieren sich weltweit 13 Millionen Menschen ehrenamtlich, bundesweit sind es 400.000.

Dies spiegelt sich auch in vielen der gängigen Theorien zu Einflussfaktoren und Ursachen von prosozialem Verhalten wider. So besagt die Theorie des reziproken Altruismus, dass wir  manchmal die Kosten fürs Helfen auf uns nehmen in der Erwartung, dass uns im Gegenzug dann auch geholfen wird, wenn es nötig ist. Nach evolutionsbiologischen Ansätzen dient ein  solches Verhalten hingegen dem Zweck, die eigenen Gene weitergeben zu können. Kinder helfen einer anderen Theorie zu Folge zunächst aus Einfühlungsvermögen und Mitgefühl heraus, dann überwiegt aber immer mehr der Wunsch nach Normenkonformität und danach, nicht bestraft zu werden, als Motiv. Dem Arousal-Cost-Reward-Modell nach helfen wir in Situationen nur, wenn ein ausgelöstes unangenehmes Gefühl minimiert werden kann und die Kosten- Nutzen-Analyse für uns positiv ausfällt. Es gibt kaum eine Theorie, nach der wir einfach aus „reinstem Herzen“ und ohne Berechnung oder eigenem Vorteil im Hintergrund helfen.

Den Kreislauf aus „negativer Darstellung des Menschen/ einem negativen Menschenbild“ und „daran angepasstes nicht-prosoziales Verhalten“ gilt es zu unterbrechen. Einen Beitrag dazu leistet der Internationale Tag des Ehrenamts, da er den vielen Menschen Aufmerksamkeit schenkt, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich für andere engagieren. Allein in Schleswig-Holstein beträgt die Anzahl dieser Menschen über eine Million. Ohne sie würde unsere Gesellschaft kaum funktionieren. Sehr viele Organisationen und Einrichtungen sind darauf angewiesen, dass Ehrenamtliche bei ihnen unentgeltlich arbeiten. Beim Deutschen Roten Kreuz engagieren sich beispielsweise 13 Millionen Menschen weltweit und 400.000 bundesweit ehrenamtlich. Anhand dieser Zahlen lässt sich erahnen, wie viele der dem Gemeindewohl nützlichen Angebote ohne ehrenamtliche Helfer*innen wegfallen müssten.

Ehrenamtliche bieten Kindern und Jugendlichen Freizeitangebote, retten Menschenleben, verbessern die Lebenssituationen vieler Menschen in den schwierigsten Lebenslagen (beispielsweise bei Wohnungslosigkeit oder Flucht), schaffen und erhalten Kultur … und dies sind nur einige Beispiele, in denen sie die Gesellschaft durch ihr Tun in ihrer Freizeit bereichern. Aber auch persönlich kann ein Ehrenamt viele positive Auswirkungen haben. So können viele neue Erfahrungen gesammelt werden, sich an die eigenen Interessen angepasst weitergebildet werden, die eigene Identität weiterentwickelt und gestärkt werden, viele neue Menschen kennengelernt und soziale Beziehungen gestärkt werden. Ein Ehrenamt kann so ein sehr bereichernder und spaßiger Teil des eigenen Lebens werden und vielen anderen Personen helfen!

Wer ein Ehrenamt ausüben möchte, kann sich über die verschiedensten Organisationen direkt oder über die zahlreichen Suchportale über das Angebot informieren und findet garantiert das richtige für sich.

 

(Sina-Marie Bandholz studiert Soziale Arbeit im vierten Semester und hat sich in ihrer Hausarbeit „Ursachen und Einflussfaktoren für prosoziales Verhalten“ mit dem Thema befasst.)

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