Ein Mann in Jackett und apricot farbenem Hemd, lächelt freundlich in die Kamera.© FH Kiel

Nach der Wahl ist vor der Wahl

von Laura Berndt

Nils Joost studiert im 4. Semester BWL an der Fachhochschule Kiel und sieht sich nicht nur als Student, sondern auch als Bürger und Demokrat. Mit Leidenschaft und Engagement hat er den diesjährigen Wahlausschuss der Gremienwahlen geleitet. Wie zufrieden Joost mit dem Ausgang der Wahlen ist und was der Referent für Hochschulpolitik im AStA für künftige Urnengänge plant, verriet er Laura Berndt.

LB: Welche Aufgaben hat ein Wahlleiter?

NJ: Zahlreiche, aber die größte Aufgabe war sicherlich mein Team anzuleiten, zu koordinieren und häufig auch Tränen zu trocknen und Nerven zu beruhigen. Wir hatten eine Menge Spaß, aber es gab eben auch anstrengende Phasen. Der Wahlleiter hat immer eine verantwortungsvolle Position. Wann immer eine Schwierigkeit auftritt, ist die erste Frage „Was sagt der Wahlleiter dazu?“. Mein Wunsch war es jedoch, dass auch die Anderen im Wahlausschuss Entscheidungen treffen. Und so war es dann auch. Während der Wahlphase hat mein Team viel Souveränität entwickelt und einfach toll gearbeitet. Mein Dank geht deshalb an Marie Weigelt, Max Rottmann und Dennis Ernst. Sie waren brillant und ich bin stolz auf sie. 

LB: Hatte sich der Wahlausschuss ein bestimmtes Ziel im Vorfeld der Wahlen gesteckt?

NJ: Unser Ziel war es, die größte Kampagne zu machen, die die Fachhochschule seit wenigstens fünf Jahren gesehen hat. Dabei haben wir nicht nur Wahlplakate überall auf dem Campus platziert und die Möglichkeiten der sozialen Medien komplett ausgeschöpft, sondern sind auch direkt mit den Studierenden via Promo-Aktionen in Kontakt getreten. Wir wollten einfach zeigen, was möglich ist und wo wir in den nächsten Jahren hin wollen.

LB: Warum hat sich der Wahlausschuss für den Schritt hin zu einer größeren Wahlkampagne entschieden?

NJ: In den vergangenen Jahren ging die Wahlbeteiligung konsequent zurück, in manchen Studiengängen ist sie aktuell auf einem historischen Tiefstand  angelangt. Bedauerlicherweise betrifft dies vor allem die größten Studiengänge. Ein weiteres Ziel von uns war daher, die Wahlbeteiligung zu erhöhen und das Bewusstsein für Demokratie bei den Studierenden der Fachhochschule wieder zu stärken. Studieren heißt für uns nicht nur das Lernen für und Vorbereiten auf einen späteren Beruf, sondern ebenso Bürger und Demokrat sein. Aus diesem Grund wollten und wollen wir Studierende dazu motivieren, ihre Wahlmöglichkeiten auszuschöpfen.

LB: Hat sich die Wahlkampagne denn gelohnt?

NJ: Wir haben bei dieser Wahl eine Beteiligung von circa 16 Prozent erreicht. Das klingt zunächst grauenhaft, aber 2013 lag sie nur bei 14 Prozent. Eine Trendermittlung hat gezeigt, dass die Wahlbeteiligung in den vergangenen Jahren stetig gesunken ist. Daher haben wir eigentlich mit einer Beteiligung zwischen 10 und 12 Prozent gerechnet. Das heißt, wir konnten einige Studierende wieder zurückholen. Die Kampagne hat sich daher gelohnt.

LB: Was für Kosten und welcher Aufwand stecken eigentlich hinter so einer Wahl?

NJ: Diese Wahl hatte die höchste Professionalität bislang. Das hat natürlich ein bisschen gekostet. Circa 3.000 Euro mussten wir dafür ausgeben. Außerdem hat man es bei der Vorbereitung und Durchführung einer Wahl mit einem riesigen formalen Unterbau zu tun. Wir mussten viele Anträge bearbeiten und mit vielen Menschen reden. Und natürlich ist nicht alles reibungslos gelaufen. Jede Schwierigkeit war eine enorme Herausforderung, aber im Team konnten wir diese bravourös meistern.

LB: Wie zufrieden ist das Team eigentlich mit der Wahl bzw. was wünscht es sich für die Zukunft?

NJ: Wir sind eigentlich sehr zufrieden mit dem Wahlausgang. Wir konnten mehr Studierende erreichen, aber die absoluten Werte sind natürlich immer noch schlecht. Ich würde mir deshalb wünschen, dass sich mehr Studierende die fünf Minuten Zeit nehmen, um rauszugehen und zu wählen. Ab nächstem Jahr wird es ein zentrales Wahlregister geben. Dieses kann an jedem Wahlstand von den dort zuständigen Personen abgerufen werden. Studierende können in Zukunft also überall auf dem Campus wählen und sind somit einfach flexibler. Gleichzeitig haben die Wahlbetreuerinnen und -betreuer einen Überblick darüber, ob jemand schon mal gewählt hat. Betrachtet man das große Ganze, so wünsche ich mir, dass wir es tatsächlich schaffen, uns in die Landespolitik mit einzubringen und dadurch wesentliche Dinge zu verändern.

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