Hand, die auf den Schriftzug "Start up" zeigt© Pixabay

Frischer Wind für Kiels Gründungskultur

von viel.-Redaktion

Eine Geschäftsidee entwickeln und zur Präsentationsreife bringen, inklusive Darstellung des Kundennutzens, der Zielgruppe, des Marktzugangs und des Ertragsmodells - das ist die Aufgabe, der sich Studierende der BWL und der Wirtschaftsinformatik im neuen Pflichtmodul „Gründung“ stellen. Das Capstone 1-Modul wurde erstmals zum Wintersemester angeboten und richtet sich an Studierende im ersten Semester. Schon zu Beginn ihres Studiums lernen sie so durch die Entwicklung einer Gründungsidee, wie die unterschiedlichen Module der kommenden Semester zusammenhängen und werden schon früh für das Thema Gründung sensibilisiert.

Das Modul wurde im Zuge der Umgestaltung des Curriculums eingeführt und bietet für Prof. Dr. Doris Weßels und Maria Laatsch, die gemeinsam mit Prof. Dr. Anja Wiebusch und Prof. Dr. Jens Langholz die Studierenden betreuen, gleich mehrere Vorteile. Zum einen entwickelten die Studierenden in dem Kursus Kompetenzen, die sie später brauchen, zum anderen könnten sie eine gute Idee während Ihres Studiums ausfeilen und somit schließlich die Kieler Gründungsszene beflügeln, erläutert Weßels. Partner aus der Wirtschaft, die Wirtschaftsjunioren und die studentische Unternehmensberatung Uniconsult begleiten das Modul.

Die Resonanz ist enorm: Zur Auftaktveranstaltung im Audimax der FH Kiel kamen 120 Studierende und lauschten den Ausführungen von Max Kühl, einer der beiden Köpfe der lillebräu GmbH, und Harm Brandt, Mitbegründer von opencampus, zur Gründungsszene in der Landeshauptstadt. Kühl berichtete sehr inspirierend, wie er mit Florian Scheske die Kieler Craftbeer-Marke aufgebaut hat und nach drei Jahren als „Kuckucksbrauer“ in mittelständischen Brauereien die eigene Brauerei im Eichhof in Betrieb genommen hat. Harm Brand stellte verschiedene Startups vor, erläuterte Fördermöglichkeiten und stellte das Programm von opencampus vor, das alle Studierenden in Kiel offen steht.

Wer mit der Vorstellung gekommen war, diese Lehrveranstaltung würde wie alle anderen ablaufen, wurde gleich nach der Eröffnung eines besseren belehrt. Weßels: „Die Studierenden müssen in diesem innovativen Modul die Komfortzone verlassen und zumindest konzeptionell zu neuen Ufern aufbrechen.” So waren sie gleich nach der Einführung gefordert, sich in Fünferteams Geschäftsideen zu überlegen und eine davon in 60 Sekunden auf der Bühne des Audimax zu präsentieren. Lehrkräfte wie Studierende waren gleichermaßen fasziniert von der geballten Kreativität und den beeindruckenden Ideen, die in so kurzer Zeit in neu zusammengewürfelten Teams entstanden waren. „Das Modul Capstone ist für uns eine riesige Bereicherung”, stellte Kimberly Johannsen fest. „Es stellt uns vor eine Herausforderung, die unsere Kreativität anregt und uns gleichzeitig in die Betriebswirtschaftslehre einführt.” Damit wachse die Begeisterung für BWL, und die Kommunikation unter den Kommilitonen werde gestärkt, findet die Studentin.

Malte Kuhr, der neben seinem BWL-Studium ehrenamtlich in der Kommunalpolitik in Eutin tätig ist, schätzt das neue Angebot der FH Kiel sehr. „Innovative Ideen fördern Wachstum, Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit in unserem Land”, sagt Kuhr. „An den Herausforderungen einer Unternehmensgründung wachsen wir, und so sammeln wir unheimlich wichtige Erfahrungen für unsere eigene Zukunft.”

Rebecca Thun hat sich wegen der Anwendungsnähe ganz bewusst für ein Studium an der FH Kiel entschieden. Sie fühlte sich in ihrer Entscheidung bestätigt und zeigte sich begeistert vom Gründerspirit, den Max Kühl in seinem Vortrag entfachen konnte. „Seine Vorstellung hat einen interessanten Einblick in die Unternehmensentwicklung geboten - von der Gründungsidee bis hin zur Finanzierung des Unternehmens und zur Herstellung und dem Verkauf des Bieres. Ich finde es sehr spannend, die Entwicklung des Unternehmens durch einen Gründer selbst zu erfahren und im Capstone Modul selbst an einer Idee feilen zu können”, erklärte Thun.

Im nächsten Termin steht die Ideenpräsentation im Fokus: Jedes Team soll fünf Ideen entwickeln, anhand eines Rasters bewerten und entscheiden, welche Idee im Verlauf des Semesters weiter ausgearbeitet werden soll. „Die Teams arbeiten dann selbstständig an den Konzepten und haben auf dem Weg zur Abschlusspräsentation am 22. Januar mindestens zwei Coaching-Termine mit einem Dozenten”, erklärt Maria Laatsch. Dabei sein werden auch externe Vertreterinnen und Vertreter aus den Reihen der Wirtschaftsjunioren, der Mentoren für Unternehmen in Schleswig-Holstein und der Unternehmensberatung Uniconsult.

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