Ein Mann in weißem Hemd steht vor einer Hecke und schaut freundlich in die Kamera.© FH Kiel

„Gradlinig war der Weg zum Traumberuf nicht!“

von Laura Berndt

Schon als Kind hoffte Dr. Stefan Krüger, dass er später einmal mit Tieren arbeiten würde. Auch der für ihn zu hohe deutsche Numerus clausus konnte ihn nicht von seinen Plänen abbringen, Tierarzt zu werden. Seit Anfang September lehrt Dr. Krüger Tiergesundheitsmanagement, Bestandsbetreuung und Zuchthygiene am Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel (FH Kiel). Laura Berndt erzählte er, was ihn an seinem Beruf fasziniert und wie er Lehre und eigene Praxis unter einen Hut bekommt.

LB: Wann haben Sie gemerkt, dass Sie sich keinen anderen Beruf als den des Tierarztes vorstellen können? 

SK: Der Beruf des Tierarztes war schon seit frühester Kindheit mein Traumberuf. Zwar bin ich nicht von Haus aus tiermedizinisch geprägt, aber ich habe einen Teil meiner Jugend in Husum/Rödemis verbracht, als es dort noch kleine landwirtschaftliche Betriebe gab. So hatte ich schon als kleiner Junge Kontakt zu Rindern, Schafen und Schweinen. Als wir später mit der Familie aufs Land zogen, ist die Faszination noch stärker geworden. 

Aber der Numerus clausus stand meinem Berufswunsch klar entgegen. Nach meiner zweijährigen Bundeswehrzeit musste ich 1988 also erstmal einen Plan B schmieden und habe kurz Skandinavistik, Volkskunde und Ur- und Frühgeschichte in Kiel studiert, bevor ich ein Jahr später an der Tierärztlichen Universität in Budapest mein Studium im ersten deutschsprachigen Jahrgang aufnehmen konnte. Gradlinig war der Weg zum Traumberuf nicht, aber sehr ereignisreich und prägend. Insbesondere der historische Sommer 1989 in Budapest wird mir immer in Erinnerung bleiben.

LB: Was fasziniert Sie am Beruf des Veterinärmediziners?

SK: Seine Vielseitigkeit. Man weiß als Praktiker in der Regel morgens noch nicht, was man abends gemacht hat. Ein Tierarzt muss engagiert und flexibel sein, um erfolgreich und zukunftsorientiert arbeiten zu können. Außerdem sind die Betätigungsmöglichkeiten sehr vielfältig und spannend. Veterinärmedizinerinnen und -mediziner müssen nicht zwangsläufig eine eigene Praxis eröffnen, sie können z. B. auch in Forschung und Lehre, die Lebensmittelproduktion oder die Verwaltung gehen.

LB: Wo lag der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeiten bisher?

SK: Erst einmal in der Betreuung landwirtschaftlicher Nutztierbestände. Über die Jahre hat sich dies von der behandelnden Tätigkeit zur verstärkten Beratung im präventiven Bereich entwickelt. Dabei habe ich versucht, gesundheitliche Störungen zu verhindern. Wichtig ist mir ein offener und konstruktiver Umgang mit den Betriebsinhabern und -inhaberinnen oder Herdenmanagern. Modernes Management landwirtschaftlicher Betriebe muss untrennbar mit dem Verständnis zur Verbesserung des Tierwohls und der Tiergesundheit verbunden sein. Das möchte ich natürlich auch meinen Studierenden bewusst machen.

LB: Wie würden Sie Fachfremden Ihr Arbeitsgebiet an der FH erklären?

SK: An der FH Kiel vermittle ich die Grundlagen zur Schaffung und Bewahrung der Gesundheit landwirtschaftlicher Nutztiere. Den Studierenden zeige ich, dass die Voraussetzung für ökonomisch erfolgreiche Nutztierhaltung die Gesundheit der Tiere ist und dass diese dauerhaft nur in tiergerechten Haltungssystemen möglich ist. Ziel meiner Arbeit ist es also, die Studierenden zu einer zielgerichteten Problemanalyse, kritischer Einordnung der Erkenntnisse und verantwortlichem Handeln zu befähigen. Außerdem muss ich mein Arbeitsgebiet immer wieder an neue Bedürfnisse und Entwicklungen anpassen. Deswegen möchte ich auf aktuelle Fragestellungen und Themen, die die Studierenden bewegen oder die in den Medien diskutiert werden, reagieren.

LB: Warum haben Sie sich für die Professur an der FH Kiel entschieden? 

SK: Ein wesentlicher Grund ist das motivierte Team des Fachbereichs, das ich durch meine Tätigkeit als Lehrbeauftragter kennengelernt habe. Der interdisziplinäre Austausch und die konstruktive Zusammenarbeit haben mich von Anfang an begeistert. Das hat mich letztendlich dazu bewogen, den PhD. zu machen und mich auf die Professur zu bewerben. Es ist schön, Teil eines Teams zu sein, das ein Umfeld schaffen möchte, das die Studierenden mit einer qualifizierten Ausbildung auf die Anforderungen des Berufslebens vorbereitet.

LB: Herr Krüger, Sie haben eine eigene Praxis und lehren am Fachbereich Agrarwirtschaft. Wie bekommen Sie beide Bereiche unter einen Hut? 

SK: Lehre und Praxis wären sicherlich nicht unter einen Hut zu bringen, wenn ich nicht ein tolles Praxisteam hätte, das meinen Weg nicht nur toleriert, sondern auch mit getragen hat. Es hat mir ermöglicht, meinen Horizont zu erweitern und eine belebende und impulsgebende Beziehung zu meinen Studierenden zu schaffen.

LB: Was für Erfahrungen haben Sie mit Ihren Studierenden bisher gemacht und was möchten Sie ihnen neben dem fachlichen Wissen vermitteln?

SK: Die Studierenden des Fachbereichs sind sehr motiviert und ich schätze die Diskussionen mit ihnen. Insbesondere die Exkursionen sind mir in bleibender Erinnerung, denn sie sind für mich ein wichtiges Instrument, um den Studierenden praxisorientiertes Arbeiten zu ermöglichen. Außerdem können sie so andere Kulturkreise kennenlernen und über ihren Horizont blicken. 

Vermitteln möchte ich natürlich meine Erfahrungen aus der Praxis, um das gegenseitige Verständnis zwischen Tierärztinnen und -ärzten und Tierhalterinnen und -haltern zum Wohl der Tierhaltung weiter zu pflegen. Nach dem Motto: Aus der Praxis für die Praxis! Und schließlich möchte ich den jungen Menschen beibringen, kritisch, aber auch kritikfähig zu sein, konstruktiv zu handeln und nicht stehen zu bleiben, sondern sich persönlich zu entwickeln.

LB: Abschließend noch eine letzte Frage. Was verbinden Sie mit Kiel?

SK: Mit Kiel verbinde ich zunächst die Erinnerungen an mein Erststudium. Kiel ist für mich schon damals immer eine weltoffene Stadt gewesen. Genauso wie heute habe ich die Lage besonders geschätzt. Schnell am Wasser zu sein und eine beeindruckende Natur in der auch weiteren Umgebung zu finden, war mir immer wichtig. Gleichzeitig bietet Kiel kulturell vieles, was ich immer wieder gerne genieße. Auch Kiels direkte Verbindung nach Skandinavien finde ich sehr attraktiv, weil ich dort gerne unterwegs bin.

Kurzbiographie

seit September 2014: Professor für Tiergesundheitsmanagement, Bestandsbetreuung und Zuchthygiene am Fachbereich Agrarwirtschaft 

2013 - 2014: Lehrkraft für besondere Aufgaben am Fachbereich Agrarwirtschaft der FH Kiel 

2011 - 2014: PhD.-Verfahren im Bereich Public Health an der St. Elisabeth-Universität in Bratislava, Slowakei 

2008 - 2013: Lehrbeauftragter am Fachbereich Agrarwirtschaft der FH Kiel 

seit 1998: praktizierender Tierarzt 

1995 - 1998: Assistenzzeit 

1995: Approbation 

1991 - 1995: Studium der Veterinärmedizin in Leipzig 

1989 - 1991: Studium der Veterinärmedizin in Budapest

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