Die Projektgruppe versammelt sich vor der Leinwand, in einem Konferenzraum.© FH Kiel

Eine „WIN VIN-Situation“ für alle

von Jana Haverbier

Managementprojekt der FH Kiel abgeschlossen: Ein Erfolg für Studierende und die Joachim Uhing GmbH & Co. KG

Wer von einer Win-win-Situation spricht, aber WIN VIN schreibt, hat manchmal trotzdem Recht: Im Rahmen des EU-Projektes „Wissensmarkt WIN VIN“ präsentierten am vergangenen Dienstag (14. Januar 2014) 24 Studierende aus den BWL-Master-Studiengängen der FH Kiel ihre Projektergebnisse zum Thema Wissensmanagement. Ein Semester lang hatten sie das Mielkendorfer Unternehmen Uhing begleitet und zum Beispiel Strategien für dessen Wissensmanagement entwickelt, Ideen zur Identifikation von Schlüsselwissensträgern erarbeitet oder Stellenbeschreibungen erstellt.

Wenn es um den Umgang mit Wissen geht, steht das Unternehmen Uhing vor denselben Fragen und Herausforderungen wie viele andere mittelständische Unternehmen: Welches Wissen ist eigentlich von Bedeutung und muss deshalb bewahrt, dokumentiert und geteilt werden – und wie funktioniert das am besten? Wer im Unternehmen weiß eigentlich was (besonders gut)? Was passiert mit wichtigem Wissen, wenn Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter das Unternehmen verlassen?

Auf alle diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten, auch Patentlösungen lassen sich nicht finden. So standen für die Studierenden und die sieben Ansprechpersonen auf Unternehmensseite zunächst einmal zahlreiche Termine an. „Jeder der Betreuerinnen und Betreuer im Unternehmen hatte bestimmt fünf oder sechs Termine“, berichtet Jörg Wadehn, Geschäftsführer der Uhing GmbH & Co. KG. „Eine Zeitlang war eigentlich ständig jemand von den Studierenden bei uns.“ Die Zeit im Unternehmen nutzten alle Beteiligten, um gemeinsam die Ziele des Wissensmanagements zu definieren und verschiedene Dokumentenmanagementsysteme zu testen. Außerdem führten die Studierenden Workshops und Interviews mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens durch.

Zu den Ergebnissen der Studierenden zählen konkrete Handlungsempfehlungen zum Aufbau von Kompetenzen, zur Sicherung von Wissen und zum Aufbau einer Kultur des Wissensaustausches. So kann sich beispielsweise eine „gleitende Übergabe“ lohnen. Das bedeutet, dass ein Unternehmen eine Stelle vor dem Ausscheiden einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters eine Zeitlang doppelt besetzt. So kann der erfahrende Mitarbeitende sein Wissen an den Nachfolger oder die Nachfolgerin weitergeben.  Zentral ist für viele aber auch die Erkenntnis, dass sich manches Wissen nur sehr schwer weitergeben lässt, das sogenannte implizite Wissen: Wenn eine Person etwas weiß oder kann, ihr Wissen oder Können aber nicht in Worte fassen kann, ist die Weitergabe besonders schwierig. „Das klassische Beispiel ist Fahrradfahren“, erklärt Prof. Dr. Ute Vanini, die das Projekt gemeinsam mit FH-Dozentin Dr. Saskia Bochert begleitete: „Wer es beherrscht, weiß zwar, wie es funktioniert und kann es auch anderen zeigen. Es aber allein mit Worten zu erklären, ist schwierig, denn die zugrundliegenden physikalischen Regeln kennt man nur implizit.“  Als möglichen Ansatz,  einige Prozesse und Tätigkeiten in Unternehmen zu dokumentieren, kristallisierten die Studierenden das Drehen von Filmen heraus.

Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Geschäftsführer Jörg Wadehn bei den studentischen Teams: „Sie haben gute Arbeit geleistet: Wir haben jede Menge mitgenommen, was wir auch fortführen wollen.“ Auch die Studierenden können auf eine lehrreiche Zeit zurückblicken. Wenn ich jemanden von meinen Studium erzähle, dann berichte ich von solchen Projekten“, erzählt Angela Oelkers. Ihr Kommilitone Kevin Rieckhoff fügt hinzu: „Ich kannte die Uhing GmbH & Co. KG vorher gar nicht und habe durch das Projekt ein interessantes Unternehmen mit viel Potential direkt vor Ort erleben dürfen.“  

Prof. Dr. Vanini und Dr. Bochert sind mit der Arbeit und den Ergebnissen der studentischen Gruppen sehr zufrieden. „Einige Handlungsempfehlungen haben einen sehr hohen Stellenwert für die Firma Uhing – und einige Resultate können direkt umgesetzt werden“, lobte Saskia Bochert. Zum Beispiel wird das Unternehmen demnächst ein Dokumentenmanagementsystem erwerben und auch die von den Studierenden erstellten Stellenbeschreibungen verwenden.

Das Projekt ist zwar abgeschlossen, viele Aufgaben und Fragen bleiben jedoch noch offen. Deshalb wird sich für die eine oder den anderen der Studierenden die Zeit bei Uhing wahrscheinlich fortsetzen. „Wir werden demnächst einige fragen, ob sie uns auch weiterhin unterstützen wollen“, verrät Jörg Wadehn.

Gruppe 1 „Entwicklung eines strategischen Rahmens für das Wissensmanagement“: Nico Ulrich, die Uhing-Geschäftsführer Jörg Wadehn und Wolfgang Weber, Matthias Wellmann, Buket Sipahioglu, Raik Leuth, Dr. Saskia Bochert, Prof. Dr. Ute Vanini

Gruppe 2 „Dokumentation des Wissens von Schlüsselwissensträgern“: Die Uhing-Geschäftsführer Jörg Wadehn und Wolfgang Weber, Maike Huisinga, Renan Tiedemann, Dennis Dibbern, Harald Finck, Philipp Hetke, Dr. Saskia Bochert, Prof. Dr. Ute Vanini

Gruppe 3 „Eignung von Dokumentenmanagementsystemen zur Wissensdokumentation“: Die Uhing-Geschäftsführer Jörg Wadehn und Wolfgang Weber mit Sabine Busch und den Studierenden Florian Schwenkler, René Tuleweit, Christoph Manske, André Lesslich, Kevin Rieckhoff sowie Dr. Saskia Bochert und Prof. Dr. Ute Vanini

Gruppe 4 „Entwicklung eines Konzepts zur Wissensdokumentation“: Die Firmenvertreter Tobias Hirt Jörg Wadehn, Wolfgang Weber und Thorge Gampe mit den Studierenden Robert Timm, Miriam Ludwig, Eike Stummer, Hinnerk Hameister sowie den Betreuerinnen Dr. Saskia Bochert, Professor Dr. Ute Vanini

Gruppe 5 „Erstellung von Stellenbeschreibungen“: Die Firmenvertreter Karl-Heinz Voß, Jörg Wadehn und Wolfgang Weber mit den Studierenden Robert Wachsbaum, Julia Gleser, Christopher Wulff, Tim Uhing, Angela Oelkers sowie Dr. Saskia Bochert, Prof. Dr. Ute Vanini

Für Rückfragen und weitere Informationen stehen Prof. Dr. Ute Vanini (ute.vanini(at)fh-kiel.de) und Dr. Saskia Bochert (saskia.bochert(at)fh-kiel.de) gerne zur Verfügung.

Zusatzinformation: Der Wissensmarkt WIN VIN ist ein deutsch-dänisches Gemeinschaftsprojekt: WIN VIN steht für „Wissen nutzen im Norden – Videnudnyttelse I Norden“. Das Projekt soll Unternehmen und Organisationen ermutigen und unterstützen, ihr Wissen darzustellen und effektiver zu nut­zen. Es versteht sich als Ausgangspunkt, um einen dynamischen, nachhaltigen und grenzübergreifenden Entwick­lungsprozess in Gang zu setzen, welcher signifikante Impulse sowohl für einzelne Akteurinnen und Akteure als auch für die Region insgesamt liefern wird – gewissermaßen eine „WIN-VIN“-Situation.

 

Autorin: Jana Haverbier

© Fachhochschule Kiel