Ausschnitt einer Weltkugel© Hanson

Erasmus+: Bildung über Europas Grenzen hinweg

von Susanne Meise

Das EU-Bildungsprogramm Erasmus+ führte in der auslaufenden Förderperiode 612 Studierende an eine Partnerhochschule im europäischen Ausland. Im Interview spricht Christine Boudin, Leiterin des International Office an der FH Kiel, über das Programm und wie es 2021 weitergeht.

Was ist das Erasmus+ Programm? Und was ist so besonders daran?

Erasmus+ zählt zu den Bildungsprogrammen der EU und ist in den vergangenen 30 Jahren zu einem wichtigen Instrument für die Internationalisierung der deutschen Hochschulen geworden, so auch für die FH Kiel. Das Förderangebot von Erasmus hat die akademische Zusammenarbeit der Hochschulen und die Mobilität ihrer Angehörigen, insbesondere der Studierenden, in Europa und darüber hinaus nachhaltig unterstützt.

Wie viele Studierende der FH Kiel gingen mit Erasmus+ ins Ausland?

Die jetzige Erasmusperiode begann 2014 und sollte eigentlich mit dem kommenden akademischen Jahr 2020/21 enden. In dieser Zeit absolvierten bisher 612 Studierende der FH Kiel einen Studienaufenthalt an einer Erasmus-Partnerhochschule. Im Gegenzug waren 384 Austauschstudierende zu Gast an der FH Kiel. Der Ausbruch der Corona-Pandemie beeinflusste natürlich die Auslandsaufenthalte in diesem Semester, und auch im kommenden Jahr ist mit weniger Teilnehmenden zu rechnen.

Wohin gingen sie? Und wie viele Austauschstudierende kamen hierher?

Wohin die Studierenden gehen hängt natürlich davon ab, welche Austauschvereinbarungen die Fachbereiche mit welchen Partnerhochschulen abgeschlossen haben. Die FH kooperiert mit fast 100 Partnerhochschulen im Erasmus-Programm. Eine Tendenz gibt es aber dennoch. Die meisten Kieler FH-Studierenden gingen nach Norwegen (104), gefolgt von Spanien (88) und dem Vereinigten Königreich (63), während die Mehrheit der Gäste aus Frankreich kam (125). 55 Studierende reisten aus Spanien an und 33 aus Polen.

Wie kommen die Erasmus-Partnerschaften mit den ausländischen Hochschulen zustande?

Meist durch die Fachbereiche, die langjährige Partnerschaften pflegen. Eine Grundvoraussetzung ist jedoch, dass die Hochschule über eine sogenannte ECHE (Erasmus Charter of Higher Education) verfügt. Die ECHE bildet den allgemeinen Qualitätsrahmen für Kooperationsaktivitäten von Hochschuleinrichtungen im Rahmen von Erasmus+. Nur Hochschulen mit einer ECHE können Erasmus+-Partnerschaften eingehen und Vereinbarungen (Inter-Institutional Agreements (IIA)) mit anderen Hochschulen über Austauschplätze schließen. 

Die ECHE läuft nach einer gewissen Zeit ab, denn das Erasmusprogramm ist immer in Perioden eingeteilt. Die jetzige Periode sollte 2021 enden, aber durch Corona bedingt wird es nun wahrscheinlich ein weiteres Übergangsjahr bis zur neuen Programmgeneration geben. Diese läuft dann bis 2027.

Wie hoch waren die Fördergelder, die die FH Kiel bisher aus dem Erasmusprogramm erhalten hat?

Für die Jahre 2014 bis 2020 erhielt die FH Kiel Erasmus–Stipendien von rund 1 Million Euro. Dazu kommen Fördergelder für Auslandspraktika und für Aufenthalte von Dozierenden und Mitarbeiter*innen der Verwaltung und Technik sowie für die Organisationsunterstützung. Insgesamt belaufen sich die Mittel bisher auf rund 1,5 Mio. € für die FH Kiel.

Kann die FH Kiel die Teilnahme an Erasmus ab 2021 einfach so verlängern?

Um an der nächsten Erasmusperiode teilnehmen zu können, musste sich die FH Kiel wieder um eine Erasmus Charter (ECHE) bewerben. Die Frist dafür war 26. Mai 2020. Dazu hat der Internationale Beirat der FH Kiel am 30.4.2020 per Online-Meeting eine Erasmus-Strategie verabschiedet, das sogenannte Erasmus Policy Statement. In der Bewerbung musste die FH Kiel darlegen, wie sie die ECHE-Grundsätze über den Zeitraum der kommenden sieben Programmjahre erfüllen wird, wenn die Charta vergeben wird. In der nächsten Programmperiode wird es einige Neuerungen geben: Transparenz, Inklusion und Anti-Diskriminierungs-Strategien, um Menschen aus benachteiligten Verhältnissen (unterrepräsentierte Gruppen) zu fördern. In der kommenden Programmgeneration wird natürlich auch die Digitalisierung des Erasmus-Programms eine entscheidende Rolle spielen. Unter dem Stichwort „Erasmus Without Papers“ gehören das Online-Learning-Agreement, die Digitalisierung von Erasmus-Abkommen und die Erasmus-App für Studierende. Auch die Nachhaltigkeit bei Reisen wird im Fokus stehen, damit Mobilität in Europa umweltfreundlicher wird.

Eine Antwort der EU-Kommission auf die Bewerbung der ECHE wird die FH Kiel voraussichtlich im Herbst erhalten.

© Fachhochschule Kiel