ein Mann mit verschränkten Armen© M. Pilch
Ist mit Fortbildungen zum Expertenstandard für die Begleitung von Krebspatient*innen im In- und Ausland unterwegs: Prof. Dr. Stephan Dettmers.

Leitlinie von der Förde schafft neue Perspektiven

von Susanne Meise

Die Soziale Arbeit stärker im Gesundheitskontext zu positionieren – das ist Prof. Dr. Stephan Dettmers und einem Team von Masterabsolvent*innen an der FH Kiel mit dem Expertenstandard für die Beratung von Krebspatient*innen gelungen. Die 2017/2018 im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft  (DKG) entwickelte Leitlinie ist zum Schlüssel für die Zertifizierung von Kliniken und Beratungsstellen geworden.

In 20 Fortbildungen zur Anwendung des „Expertenstandards psychosoziale Erstberatung onkologischer Patient*innen durch Soziale Arbeit in der stationären Versorgung“ (PEOPSA) in ganz Deutschland hat Prof. Dettmers die Erkenntnisse seiner Studien an Fachkräfte in der Onkologie vermittelt. „Immer mit dabei ist ein*e Co-Moderator*in aus der Praxis, so dass ein starker Bezug zur täglichen Arbeit hergestellt wird“, erklärt Dettmers. Das Interesse an der Schulung sei groß, die Warteliste lang. Und das ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass die Beratung nach dem Standard Voraussetzung für eine Zertifizierung der jeweiligen Einrichtung ist. „Nach einer Schulung erhalten wir von etwa zwanzig Prozent der Teilnehmer*innen weiterführende Fragen zur Anwendung“, macht Dettmers deutlich. Als Antwort darauf ist eine zweite Fortbildung in Arbeit, die auf der ersten aufbaut und ein Falltraining beinhaltet. Dettmers: „Die Teilnehmer*innen bringen hochkomplexe Fälle aus ihrem Alltag mit, die wir versuchen gemeinsam zu knacken.“ Das bereite den Nährboden für eine weiterführende empirische Sozialarbeitsforschung.

ein Mann mit verschränkten Armen©M. Pilch
Ist mit Fortbildungen zum Expertenstandard für die Begleitung von Krebspatient*innen im In- und Ausland unterwegs: Prof. Dr. Stephan Dettmers.

Aktuell unterstützt Dettmers Kolleg*innen der Fachhochschule Nordwestschweiz in der Prüfung, wie die Mitwirkung an Leitlinien auf die Schweiz übertragen werden könnte. Beim 35. Deutschen Krebskongress im Februar 2022 in Berlin wird der Expertenstandard vor internationalem Publikum thematisiert. Dass sich so eine Veranstaltung für die Perspektive der Sozialen Arbeit öffnet und die Erkrankung nicht mehr nur aus medizinischer Sicht betrachtet wird, wertet der Professor als Erfolg bei der interdisziplinären Einbindung Sozialer Arbeit..

Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich auch auf dem Gebiet der Neuro-Rehabilitation ab. Im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung forscht die FH Kiel hier gemeinsam mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg ab 2022 zur beruflichen Integration von Menschen mit neurologisch sowie psychiatrischen Störungen. Dies ist eine von vielen Kooperationen auf dem Gebiet der Rehabilitation, die im Nachgang zu PEOPSA entstanden sind. Ebenso resultierten daraus zahlreiche Anfragen zu Vorträgen wie beispielsweise für die Krebsinformationswoche Anfang November, die Mitwirkung Dettmers im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin sowie im Expertenbeirat zur Weiterentwicklung einer Leitlinie in der Psychoonkologie (S3 LL).  „Es ist total motivierend, etwas aus der FH Kiel heraus auf den Weg zu bringen im Wissen, dass es auch Anwendung findet“, sagt Dettmers.

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