Rassistische Gewalt und Vergessen: zum gesellschaftlichen Antirassismus der postmigrantischen Gesellschaft

06.12.2023 16:15 - 17:45 

Öffentliche Ringvorlesung im Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit WiSe 2023/2024:
HYBRID: Rechtsextremismus, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
und Soziale Arbeit (Ringvorlesung)


Mittwochs von 16.15 bis 17.45 Uhr (Hybrid-Veranstaltung, H8 und Zoom-Stream).
Die Vorlesungen finden in Präsenz statt und werden zugleich online via Zoom gestreamt.

Der Begriff »Rechtsextremismus« suggeriert, dass rechtes und ressentimentgeladenes Denken und
Handeln lediglich ein Phänomen an den gesellschaftlichen Rändern sei. Wie stark aber rechtes und
menschenfeindliches Denken bereits tief in die gesellschaftlichen Diskurse eingedrungen ist, diskutieren
wir seit über zehn Jahren aus verschiedenen Perspektiven in der Ringvorlesung im Fachbereich Soziale
Arbeit. Dabei gehen wir - Lehrende des Fachbereichs und Expert*innen anderer Hochschulen oder aus der
Praxis - der Frage nach, welche Auswirkungen solche gesellschaftlichen Entwicklungen auf die Soziale
Arbeit haben und welchen Auftrag die Soziale Arbeit in diesem Zusammenhang hat.

06.12 Rassistische Gewalt und Vergessen: zum gesellschaftlichen Antirassismus der
postmigrantischen Gesellschaft
Prof. Dr. Vassilis S. Tsianos

Stuart Hall, der Begründer der kritischen Rassismusforschung besteht vehement
darauf, dass es einen verhängnisvollen Zusammenhang zwischen Vergessen,
Verleugnen und rassistischer Gewalt gibt. Gerade für die postgenozidalen
Gesellschaften Europas sollte ein solcher Ansatz nicht verwundern. Doch obwohl diese
Einsicht eigentlich evident sein sollte, wurde sie weder durch die Rassismus- noch die
Rechtsextremismusforschung in der deutschsprachigen sozialwissenschaftlichen
Gewaltforschung rezipiert. Der Vortrag versucht mit dem Täter-Opfer-Dualismus in der
sozialwissenschaftlichen Gewaltforschung zu brechen. Damit greift er auf
Forschungsperspektiven der neueren Gewaltsoziologie auf, die Gewalt in der sozialen
Dynamik von Gewalthandeln, Gewalterleiden und -Gewaltbeobachten bzw.
Widerstand dagegen konzipieren. Rassistische Gewalt ist somit keine pathologische
Ausnahme sondern in gewalttätigen Strukturen eingebettet, einschließlich des
systemischen Rassismus. Rassistische Gewalt aber adressiert auch das Vergessen
antirassistischer Kämpfe gegen sie. Welches gewaltvolle Erbe rassistischer Verhältnisse
bleibt in diesem Vergessen unartikuliert, verworfen und verdrängt? Was bedeutet
dieser Zusammenhang vor rassistischer Gewalt und Vergessen für die kritische Soziale
Arbeit?

Nicht-Hochschulmitglieder melden sich bitte für den Stream per email an: ringvorlesung.sg@fh-kiel.de.
Der Link zum Zoom-Stream wird Ihnen rechtzeitig vor der Vorlesung zugemailt.
Gerne können Sie auch in Präsenz an der Hochschule teilnehmen!
Ansprechperson: Prof. Dr. Melanie Groß, melanie.gross@fh-kiel.de, FH Kiel, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit