"Zielort Berlin" von Vladimir Sitnikov

Vom 17. Februar bis 01. März stellte der freischaffende Künstler Vladimir Sitnikov unter dem Titel „Zielort Berlin“ Zeichnungen der Hauptstadt in der Galerie des Bunker-D aus. In seiner vierten Ausstellung im Bunker zeigte er Kunstwerke aus den Serien „Museumsinsel“, „Arsenal“, „Wohnmaschine“ und „Konstruktor“.

Bei einem Rundgang erblickte der Besucher größtenteils Fassadenansichten der barocken Architektur auf der Museumsinsel in Berlin. Die dominierenden Braun- und Grautöne harmonieren mit den Wänden des Bunkers. Sitnikov verwendete in seinen Zeichnungen eine Mischtechnik aus vielen verschiedenen Materialien: Pastellkreiden, Filzstiften, Rötel, Tusche, Aquarell… Gezeichnet hat Sitnikov auf Wenzhou-Chinapapier: „Zeichnung bietet eine bewegliche Möglichkeit, etwas schnell und nicht für die Ewigkeit zu machen.“ Dieses leichte, kaum greifbare Papier betone metaphorisch die Unzuverlässigkeit unserer Geschichte und Zeit, so Vladimir Sitnikov. Auch stellten die steinernen Fassaden auf hauchdünnem Papier einen Kontrast dar.

Die gezeichneten Gebäude sind schwer zu verorten: Stehen sie am Boden, sind sie in der Luft? Sind sie groß oder klein? Dem Betrachter offenbaren sich Ambivalenzen, er fühlt sich wie beim Betrachten einer Traumwelt. Nicht alles ist echt platziert. Fragmentär ist die Hauptstadt erkennbar, doch fühlt es sich abstrakt und wie in einem Traum an.

Die Stadtveduten hingen, an leichten Holzleisten befestigt, ungerahmt und frei schwebend an den Wänden. Das Besondere: Auch mitten im Raum hingen bei dieser Ausstellung Zeichnungen! Abbildungen der „22 Köpfe Sterbender Krieger“ von Andreas Schlüter, die in Sandstein gemeißelt den Innenhof des Zeughauses zieren, hingen mitten im Raum. Sie zeigen die Trophäenköpfe besiegter oder gestorbener Helden, Elemente der Macht und Ästhetisierung menschlicher Entwürdigung. In „Zielort Berlin“ hingen die in Nahsicht übersteigerten Trophäenzeichnungen völlig umformuliert nun ausgeliefert mitten im Raum, frei schwebend zwischen den Galeriebesuchern.

In Berlin, der Kunstmetropole und dem politischen Machtzentrum, treffen sich Futuristisches und Historisches: Auch die barocken Fassaden der Museumsinsel werden in Sitnikovs Zeichnungen von futuristischen Gebilden in Rottönen begleitet. Diese waren auch als plastische Modelle aus Sperrholz mit Lackfarbe, schon 2005 entstanden, im kleinen Galerieraum zu betrachten. Wofür sie stehen, könne jeder verstehen, wie er wolle. Auch Grundrisse der Reihe Wohnmaschine, kaschiert auf Wellkartonpappe, hingen in diesem Nebenraum.

Das Spiel aus Macht, Gefangenschaft, Spannungsfeldern und Ambivalenzen war vom 16. Februar bis 01. März im ebenfalls von Ambivalenzen geprägten Bunker-D zu betrachten.