"Der Garten des Menschen" von Berthold Grzywatz

Vom 12. Oktober 2017 bis zum 08. November 2017 stellte Berthold Grzywatz zum Thema „Der Garten des Menschen“ in der Galerie des Bunker-D auf dem Gelände der Fachhochschule Kiel aus. 22 Skulpturen, 20 Fotografien und ein Modell, welches im Zentrum der Galerie aufgebaut wurde, füllten den Bunker und luden zahlreiche Besucher zu einem Spaziergang durch den „Garten“ ein.

 

Im Mittelpunkt der Arbeiten Grzywatz steht das moderne Ich. Abstrakte Formen stellen die schöpferische Tätigkeit des Menschen dar, so der Künstler: „Im Garten ist der Mensch schöpferisch tätig, aber dort gibt es auch Regeln, die der Freiheit Grenzen setzen.“ Es geht dem Bildhauer um Identitätsfindung, den Wandel und das Leben, die Freiheiten, die der Mensch hat, schöpferisch tätig zu sein, immer mit der Einschränkung sich bestimmten Bedingungen anpassen zu müssen. Es schwingt die Theorie des Existenzialismus in seiner Kunst „Es gibt keine Natur des Menschen, die den Menschen festlegt, sondern der Mensch ist das, wozu er sich macht.“ (Jean-Paul Sartre). Die Gegensätzlichkeit von Freiheit und Bedingung zeigt Grzywatz in der Verarbeitung der Materialien. So wirken manche Skulpturen zwar metallisch und glänzend, jedoch verbirgt sich unter dem aufgetragenen Lack Birkenholz. Nur die Oberflächenstruktur einzelner Objekte verrät die wahre Natur und Herkunft einiger Werke.

Genaueres Hinsehen lohnte sich ebenfalls bei den zahlreichen Fotografien. Was auf den ersten Blick wie Malerei erscheint, ist in Wahrheit ein Bild, das sich durch Auswahl und Farbmanipulation in Fragmente aufteilt und so den Betrachter im ungewissen lässt, um welchen Gegenstand oder welches Abbild es sich handelt. „Das Fragment erzeugt eine neue Wirklichkeit und fordert das Sehen heraus.  Dabei ist die Phase des Übergangs besonders interessant.“ Strukturen, farbliche Effekte und die Auflösung in einzelne Fragmente reizen den Künstler und boten während der Ausstellung für reichlich Gesprächsstoff unter den Betrachtern.

Das Modell, das der Künstler mitbrachte trägt den Namen „Der Wald des Friedens“. In der Realität soll das Werk 8x6 Meter messen. Unterschiedliche Bahnweichen von 2,20 Meter bis zu 3 Meter symbolisieren den Wald, in dem sich drei Mannshohe Skulpturen bewegen. Dieser Ort solle kein Erinnerungsort werden, betont der Künstler, vielmehr soll es ein Ort für individuelle und gesellschaftliche Reflektion sein. Umgesetzt soll dieser im urbanen Raum wirken und zu Zeiten der globalen Unruhen ein Ort der Auseinandersetzung sein.

Berthold Grzywatz ist gebürtiger Lübecker und hat plastisches Gestalten in Kiel gelernt. Nach langer Zeit in der Forschung und Lehre in Kassel (Geschichts- und Kulturwissenschaften), nahm der sich als Bildhauer verstehende Künstler, seine Arbeit in der Gestaltung wieder auf. Nach seinem Umzug zurück in den Norden, eröffnete er seine Galerie „Lokschuppen“ am Kreishafen in unmittelbarer Nähe des Nord-Ostsee-Kanals.