"Ich habe einen Plan, der vielleicht funktioniert" von Johanna Ludwig

Vom 11. Januar bis 07. Februar 2018 stellte die Grafikerin Johanna Ludwig ihre Arbeiten unter dem absurden Titel „Ich habe einen Plan, der vielleicht funktioniert“ in der Galerie des Bunker-D aus. Die gebürtige Hannoveranerin präsentierte Bleistiftzeichnungen, Linol- sowie Holzschnitte. Außerdem zeigte Ludwig auch Künstlerbücher. In ihrem breiten Œu­v­refand man in jeder Arbeit der 43-Jährigen höchste handwerkliche Präzision, die sich in filigranen Mustern und Ornamenten widerspiegelten. 

 

Ausgangspunkt für viele Arbeiten Ludwigs sind Figuren. So spielt die Künstlerin gerne mit Anthropomorphismen, einer Vermenschlichung von Objekten und Tieren, wie auch in ihrer aktuellsten Serie. In den sechs Linolschnitten, die von 2015-2017 entstanden, erweckte sie Gegenstände zum Leben. Die Künstlerin gab diesen Augen, Arme sowie Beine und steckte Objekte in skurrile Situationen, in denen sie den seltsamsten Handlungen nachgehen. In einem Element der Serie wird ein lebendiger Tannenzapfen beispielsweise von einem Vogel attackiert. Durch die Darstellung des verzweifelten Zapfens in dieser lustigen und zugleich traurigen Situation, kann der Betrachter sich nicht anders verhalten als sich mit diesem zu identifizieren. Und ist der Inhalt dann nicht schon kurios genug, ist auch das Farbspiel der Serie ein Blickfang. In neon-pink, königsblau oder schwarz tauchte die Grafikerin ihre Linolplatten.

Thematisch widmet Ludwig sich also gerne Absurditäten. In ihrer 7-teiligen Serie „Sie kommen“ aus 2010/2011 behandelt die Künstlerin den Einzug von Aliens in die menschliche Welt. Eine der Bleistiftzeichnungen zeigt einen plastikartig-wirkenden Gorilla in einer unmenschlichen Architekturszenerie aus pompösen Kugelbauwerken, eine andere eine prächtige Naturlandschaft mit sonderbaren Himmelserscheinungen. Auch wenn alle sieben Werke unterschiedlichste Motive zeigen, lassen sich doch in jedem Werk Verbindungen zu einem alten chinesischen Science-Fiction-Film finden.

Ebenso wie die Vorliebe zum Science-Fiction, erkennt man in den Arbeiten der Künstlerin eine Verwandtschaft zum Comic. So beispielsweise in ihren Siebdrucken, die aus dem Künstlerbuch „Alles gelingt“ stammen. Auf einer ganzen Wand der Galerie gehängt, ließ Ludwig hier A3 Seiten für sich sprechen. Zum einen zeigte sie Linien und Gitter, die tabellenähnlich die Blätter schmückten, auf der anderen Seite vermenschlichte Früchte, deren aufdringlichem Ausdruck man sich nicht entziehen konnte. Um diese Penetranz zu schaffen, hatte die Grafikerin sich den Systematiken vom Comic, Manga und des Marketings bedient. „Im Prinzip sollen die Bilder so wirken, dass man sich auch von einigen Dingen abgestoßen fühlt“, sagte Ludwig.

Mit ihrer handwerklichen Perfektion und ihren provokanten Motiven schaffte Johanna Ludwig eine unvergessliche Ausstellung in der Galerie Bunker-D. Ihr Detailreichtum und die Absurditäten in ihren Arbeiten regten die Besucher zum Nachdenken und ausgiebigen Diskussionen an.

Johanna Ludwig, 1974 in Hannover geboren, lebt und arbeitet in Kiel. Sie hat das Studium der Freien Grafik an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel 2002 abgeschlossen und seitdem national und international ausgestellt. Sie wird durch die Galerie Lüth in Halebüll und die Galerie Umtrieb in Kiel vertreten. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit ist Johanna Ludwig als Lehrerin in den Fächern Biologie und Kunst tätig.