Neu am Fachbereich: 7 Fragen an Professor Dr. Rob Wiechern

Trendforscher bei Daimler, Förderer von Start-Ups, Professor für ABWL und Unternehmensführung: Seit Wintersemester 2018/19 lehrt Prof. Rob Wiechern an der Fachhochschule Kiel. Wir haben nachgefragt...

Im Rahmen des BMBF-Programms EXIST unterstützen Sie Start-Ups bei ihrer Entwicklung. Was war die spannendste Gründeridee, die Ihnen bisher begegnet ist?

Ich erinnere mich an ein Start-Up aus dem Agrarbereich, das mit Lasertechnologie Unkraut zerschießen wollte. Eine andere Gründungsidee aus dem medizinischen Bereich bestand darin, den Kabelsalat, an den Patienten nach größeren Operationen angeschlossen werden, und der für Patienten wie für Angehörige gleichermaßen eine große psychologische Belastung darstellt, durch Sensoren zu ersetzen, die auf der Haut aufliegen und per Funk die Signale übertragen.

Sie waren u.a. einige Jahre in der Trend- und Umfeldforschung bei Daimler tätig.
Was ist die prägendste Erfahrung aus dieser Zeit?

Als Zukunftsforscher haben wir uns mit mobilitäts- und konsumrelevanten Entwicklungen der nächsten 5 bis 20 Jahre befasst. Teils war es sehr schwierig, die verantwortlichen Manager*innen davon zu überzeugen, sich mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen, insbesondere dann, wenn diese Themen ihren bisherigen Erfahrungen und Grundüberzeugungen zuwiderliefen. Zugleich bin ich einige Jahre später froh, dass die verantwortlichen Manager*innen nicht alles angewendet haben, was wir damals empfohlen haben. Möglicherweise gäbe es dann Daimler heute nicht mehr.


Gibt es ein Projekt aus Ihrer Studienzeit, an das Sie gern zurückdenken?

Zu diesem Zeitpunkt gab es im gesamten Ruhrgebiet kein Open-Air-Kino. Als große Filmfans haben wir also während des Sommersemesters ein solches Kino auf dem Campus der Uni Bochum einfach selbst gegründet und betrieben. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Von sieben Wochen regnete es quasi sechs Wochen ununterbrochen. Um die dringlichsten damit verbundenen finanziellen Verbindlichkeiten zu begleichen, arbeitete ich im Anschluss drei Monate bei einem großen Bochumer Automobilbauer Nachtschichten in der Produktion.

 

Was sollten Ihre Studierenden unbedingt über Sie wissen?

Ich lache gerne. Auch und sehr gerne über mich selbst.

 

Wenn Sie Ihrem Ich, das gerade seinen Ausbildungsvertrag zum Industriekaufmann unterschreibt, einen Rat geben könnten: Welcher wäre das?

Denk nicht so viel nach. Mach die Dinge. Learning is action!
 

Abgesehen von der FH Kiel: Was ist Ihr Lieblingsort in Kiel?

Der Fähranleger „Bellevue“. Die morgendliche Ruhe dort ist einzigartig. Und im Spätsommer genießen Spaziergänger dort abends ein Bier, gehen noch mal schwimmen. Ein super Ort.

 

Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Lehren bedeutet für mich…

...Studierende dabei zu unterstützen, unabhängige urteilsfähige Persönlichkeiten zu werden, die ihren eigenen, für sich passenden Lebens- und Berufsweg gestalten. Ich finde es wichtig, dass man diesen Lebensabschnitt als Zeit des Ausprobierens begreift und sich diese Zeit auch nimmt. Und nicht so sehr darauf hört, was die Gesellschaft, potenzielle Arbeitgeber oder überhaupt die „anderen“ sagen, wie es sein sollte.
 

Was würden Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben?

Glauben Sie nicht alles, was man Ihnen sagt.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Text: Anna Mayer
(veröffentlicht: 27.02.2019)