Neu am Fachbereich: 7 Fragen an Professor Dr. Andrea Diefenhardt

Bankausbildung, Jurastudium in Frankfurt, Bereichsleiterin bei der BHF-Bank. Und seit September lehrt Andrea Diefenhardt Wirtschaftsrecht an der FH Kiel. Wir haben nachgefragt.

Sie waren unter anderem in den USA: Was fasziniert Sie am amerikanischen Recht besonders?

Erstaunt hat mich der Unterschied zwischen dem in Amerika üblichen case law und unserem geschriebenen Recht. Wir haben im Studium selbst wenig wissenschaftlich gearbeitet und hauptsächlich Fälle auswendig gelernt, was das Recht irgendwie vom Bürger wegrückt. Es gibt kein Gesetzbuch, in dem man sich bei Rechtsfragen Hilfe holen kann - so wie bei unserem BGB. Ich bin großer Fan des Gesetzbuches, zum Leidwesen meiner Studierenden.

Gibt es einen Punkt in Ihrer Karriere, an dem Sie sich rückblickend anders entscheiden würden?

Da brauche ich nicht lange zu überlegen: Nein. Das liegt aber daran, dass ich im Leben viel Glück und viele Chancen hatte und meine Entscheidungen frei von Zwängen, z.B. finanzieller Art, treffen konnte. Leider gilt dies nicht für jedermann.

Welchen Nutzen haben Ihrer Meinung nach Jurakenntnisse für BWL-Studierende?

Aus meiner praktischen Erfahrung waren die für ein Unternehmen gewinnbringendsten Mitarbeiter*innen diejenigen, die neben BWL auch Jurakenntnisse hatten. Sie haben bei Verträgen an den richtigen Stellen Fragen gestellt, welche die Juristen nicht erkannt haben, da ihnen hierfür die praktischen BWL-Kenntnisse gefehlt haben.

Was war Ihre prägendste Erfahrung als Bereichsleiterin mit 45 Mitarbeiter*innen?

Besonders positiv im Gedächtnis bleiben mir der Teamgeist und Engagement meines Bereichs, z.B. waren wir maßgeblich an der Vereitelung von zwei feindlichen Übernahmeversuchen beteiligt.
Eine sehr negative Erfahrung war, dass ich im Rahmen von Restrukturierungsmaßnahmen - um das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens zu gewährleisten - Mitarbeiter entlassen musste, die gute Arbeit geleistet haben.

Warum ist Ihre Wahl auf die Fachhochschule Kiel gefallen?
Weil es eine tolle Fachhochschule ist. Bei den Studierenden wie auch im Kollegium herrscht eine dynamische Stimmung. Die Kolleg*innen sind immer ansprechbar und die Studierenden nutzen den persönlichen Kontakt. Die FH bietet den Studierenden viele Möglichkeiten über den fachlichen Tellerrand zu schauen, z.B. in den IDW und um sich im Sinne eines „studium generale“ weiterzubilden.

Was möchten Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben?
Neugierde, Mut zu den eigenen Kompetenzen und dass sie sich nicht von juristischen Themenstellungen abschrecken lassen.

Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Studieren bedeutet für mich…
viel zu lernen, nicht nur für die Klausur, sondern auch um den Horizont erweitern und seine Persönlichkeit auszubilden.

Vielen Dank für das Gespräch

Text: Anna Mayer
(veröffentlicht: 20.03.2019)