Auftakt zum 50. Jubiläum – so feierte unser Fachbereich

Ein ungewöhnliches Bild zierte am Freitag, 24.05.2019, den Sokratesplatz: Ein Festzelt mit Bierbänken und einer großen Bühne, auf der Poetry Slams, Kleinkunst und Livemusik geboten wurden. Streetfood-Wagen, die einen herrlichen Duft von frisch zubereitetem Essen verströmten. Dazwischen feierten Studierende, Mitarbeiter*innen, Alumni und Gäste ein fröhliches Fest. Das Campusfest an diesem Freitag war der Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen, die zum 50-jährigen Jubiläum der Fachhochschule stattfinden. Neben den Unterhaltungsangeboten stellten die Fachbereiche Teile ihrer Arbeit vor. Eine Auswahl an Programmpunkten unseres Fachbereichs lassen wir in diesem Beitrag noch einmal Revue passieren.

Den Auftakt des Fachbereichsprogramms startete Prof. Dr. Marc André Weber mit seinem offenen Workshop World Café im American Diner. Auf Plakaten schrieben die Teilnehmer*innen ihre Gedanken zu der Leitfrage "Die FH im Spiegel der Zeit" nieder: Was waren persönliche Highlights an der FH? Was darf der FH auf keinen Fall verloren gehen? Die Ergebnisse waren später beim "Campus der Ideen" zu begutachten.

Prof. Dr. Ute Vanini stellte in ihrem Vortrag „Zocker oder Zauderer – Welche Faktoren beeinflussen die Risikoneigung von Entscheidern?“ verschiedene Methoden vor, die Risikoneigung von Proband*innen in Experimenten zu messen. Dabei ging es interaktiv zu: Die Risikoneigung der Zuhörer*innen wurde vor Ort mithilfe einer Abstimmung per Smartphone live ermittelt. Auf diese Art und Weise lernten sie die direkte und die indirekte Befragung sowie die Lotterie nach Kahneman und Tversky kennen.

Auch Prof. Dr. Doris Weßels, Prof. Dr. Jens Langholz, Prof. Dr. Anja Wiebusch und Maria Laatsch waren auf dem Campusfest mit ihrer Capstone-Veranstaltung im Foyer des großen Hörsaalgebäudes präsent und haben das dazu entwickelte Poster vorgestellt. Das Capstone-Gründungsmodul findet im 1. Semester der Bachelor BWL-Studierenden sowie im zweiten Semester der Wirtschaftsinformatiker statt und ist ein sehr spannendes Modul, das alle relevanten Teile der BWL mit einer praktischen Anwendung kombiniert und Studierenden so einen umfassenden Einblick in das zukünftige Studium gewährt. In diesem Modul erwerben Studierende des BWL-Bachelors Grundlagen der Existenzgründung und erproben sie an einer selbstständig entwickelten Businessidee. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden am Semesterende einer Jury präsentiert, ähnlich der Gründershow „Höhle des Löwen“.

Katja Baydova, Lehrbeauftragte für Personalmanagement und Soft Skills, organisierte ein Lernprojekt zu Kommunikation und Kooperation. Bei lebendigen Wettbewerbsaktivitäten waren Lehrende, Mitarbeiter*innen, Studierende und Gäste eingeladen, ihre Kompetenzen in diesen Bereichen auszuprobieren und zu verbessern.

Prof. Dr. Rune Gulev hat im Rahmen seiner Veranstaltung "In- & Outgoing exchange students and their (scary) stories" auf eine ironische Art und Weise darüber aufgeklärt, welche Hürden Studierenden begegnen können, wenn sie ins Ausland gehen – er stellt aber auch klar, dass es sich in jedem Fall lohnt und man an den Herausforderungen wächst. So ist es beispielsweise für ausländische Studierende, die an die FH Kiel kommen, erst einmal schwer, die linguistischen Barrieren zu meistern, denn bekanntermaßen ist Deutsch nicht besonders einfach (und stellt selbst manchen Muttersprachler manchmal vor die ein oder andere Hürde). Der anfängliche Kulturschock, wozu sicher auch das ein oder andere Stigma gehört, legt sich laut Prof. Gulev meist schnell und man gewöhnt sich an die Gegebenheiten.

Ein Beispiel für kulturelle Unterschiede sind unter anderem die Aufmerksamkeitsspannen der Studierenden aus unterschiedlichen Ländern und ihre Verläufe: deutsche Studierende passen meist zu Beginn einer Veranstaltung gut auf, sind dann immer öfter abgelenkt, bis die Aufmerksamkeit am Ende wieder steigt, um ja nichts Wichtiges zu verpassen. Asiatische Studierende hingegen passen zu Beginn und am Ende weniger auf, sind aber währenddessen voll fokussiert.

Bei Impulsvorträgen von Referenten aus u.a. der Wirtschaftsprüfung konnten Studierende wichtige Fragen zur Jobsuche stellen: Wie ausschlaggebend wirken sich ehrenamtliches Engagement oder ein Auslandssemester für meine Bewerbung aus? Sollte lieber in Regelzeit studiert werden oder ein zwei Semester länger, um sich der Pflege eines kranken Angehörigen oder einem Praxisprojekt zu widmen?

Prof. Dr. Manuel Stegemann forscht und lehrt in unserem Fachbereich am Institut für Management und Marketing. „Allerdings hängt das Herz auch immer an dem, was man zuerst gemacht hat“, erklärte Prof. Dr. Stegemann, der in Münster Psychologie studiert hat. In seinem Vortrag berichtete er von einer Reihe Kuriositäten aus der Verhaltenspsychologie, die unseren Alltag bestimmen. So erklärte er, dass Preismodelle rational oft keinen Sinn ergeben, uns aber durch den „Decoy-Effekt“ dazu bringen, einem Produkt einen höheren Wert zuzuordnen. So verleiten uns Preismodelle, mehr Geld auszugeben, als wir eigentlich bereit wären. Also Augen auf bei der Auswahl von Angeboten!

Außerdem verglich er Strategien bei Onlineauktionen. Verläuft eine Auktion für den Verkäufer vielversprechender, wenn er einen Mindestpreis setzt oder wenn er bei Null Euro startet? „Hier stehen sich verschiedene Effekte gegenüber“, sagte Prof. Dr. Stegemann. So sei der Mindestpreis ein Bezugspunkt für Interessenten, ein sogenannter Anker. Allerdings mache ein niedriger Startpreis ein Angebot auch interessanter. Es locke mehr Bieter an, die Zeit in den Artikel investieren. Das erhöhe die Bindung zum Angebot, in der Folge ergebe ein kleiner Startpreis häufig einen hohen Endpreis.

In seinem Vortrag „Achtung: Statistik!“ schärfte Prof. Dr. Björn Christensen auf unterhaltsame Weise die Achtsamkeit für die Aussagekraft von Statistiken: So hat eine der weltweit höchsten Kriminalitätsraten der Kirchenstaat Vatikan. Auf die knapp 500 vatikanischen Staatsbürger kommen 480 Straftaten! Das liegt allerdings weniger an den kriminellen Bewohnern von Vatikanstadt, sondern viel mehr an den 20 Millionen Touristen, die sich dicht auf dem Petersplatz drängen. Da haben Taschendiebe leichtes Spiel. Oder nehmen wir die alarmierend hohe Zahl an alkoholisierten Radfahrer*innen, die in Verkehrsunfälle verwickelt sind. So sind 2017 900 betrunkene Radfahrer*innen verunglückt. Setzen wir diese Zahl ins Verhältnis zu den knapp 73.000 Radfahrer*innen, die im selben Jahr auch ohne Alkoholeinfluss einen Unfall bauten, dann relativiert sich der erste Eindruck.

Weitere Veranstaltungen zum Jubiläum der Fachhochschule Kiel finden sie unter folgendem Link: https://www.fh-kiel.de/index.php?id=22729

Text: Anna Mayer, Janna Lynn Schröder, Isabelle Wieser
(veröffentlicht: 07.06.2019)