Sonderausstellung von Gerald Grote

"DASISTJAGROTESK"

KLEINEWORTHOGRAPHIE von Gerald Grote

Am 29. und 30. August 2019, im Rahmen der Museumsnacht, präsentierte der Kieler Filmemacher Gerald Grote in der Sonderausstellung „DASISTJAGROTESK“ rund 50 Textgrafiken im Bunker-D. Mit Sprüchen wie „Lebenskünstler sind durchaus in der Lage eins und eins zusammenzuzählen, aber sie interessiert das Ergebnis nicht“ oder „Wenn sich Männer zwischen Tür und Angel entscheiden müssen, wählen sie meistens die Angel“ schuf der studierte Grafikdesigner zu den unterschiedlichsten Themen Sehtesttafeln, wie man sie sonst nur vom Augenarzt kennt.

Gerald Grote ist in Schleswig-Holstein vor allem für seine Arbeit als Filmschaffender bekannt. Private Super-8-Aufnahmen verwandelt der Kieler in spannende Dokumentationen. Seine Filme wie „8mm Kieler Woche“, „Schnee von gestern“ oder „Ich habe KIEL zu erzählen“ schaffen es, lebendig die deutsche Geschichte zu transportieren.

Doch neben dem Bewegtbild faszinierte den 64-Jährigen schon immer das Wort. „Ich liebe die deutsche Sprache, Punkt“, sagte Grote. Er schrieb Beiträge für den Rundfunk, Zeitungen oder Magazine und veröffentlichte als freier Autor Bücher. Dabei wundere er sich immer wieder darüber, dass die wenigen Buchstaben des Alphabets so ungleich viele Worte erzeugen können.

In der Sonderausstellung im Bunker-D „DASISTJAGROTESK“ stand auch die Sprache im Vordergrund. So entwarf der Grafikdesigner Textgrafiken, die an Sehtesttafeln von Augenärzten erinnern. Während die Sprüche schon lange existierten, fehlte es ihm jedoch an einer Idee, diese zu visualisieren. Durch einen Augenarztbesuch ist er auf die Lesetafeln aufmerksam geworden und verwandelte seine Sprüche in das Gewand eines Sehtests. Doch statt wahllosen Buchstabenfolgen kreierte Grote scharfsinnige Wortspiele zum Schmunzeln und Nachdenken.

„Ornithologen neigen dazu, ganz plötzlich jemandem einen Vogel zu zeigen“, „Unsere Gewässer sind auch deshalb verunreinigt, weil hierzulande viel zu viel den Bach hinuntergeht.“ - Mit seinen Werken möchte Grote Selbstbewusstsein für die deutsche Sprache schaffen, ihr wieder einen Wert geben. Doch gleichzeitig sollen die Wortschöpfungen auch auf Naturschutz und Politik aufmerksam machen.

Schon lange hadert Grote mit dem politischen Geschehen. Diese Politikverdrossenheit verarbeitet der Generalist in seinen Grafiken und in einem Film. „Eine kleine Machtmusik“ aus dem Jahr 2006 zeigt Szenen von bekannten deutschen Politikern. Als Ausdruck seiner Unzufriedenheit hinterlegte Grote diese mit Sprüchen wie „Ein Politiker ist ein Mensch, der das Volk zum Bahnhof schickt, auch wenn der Zug schon längst abgefahren ist.“

Gerald Grote ist gebürtiger Kieler. Nach seiner Ausbildung zum Werbetechniker 1976 studierte er Grafikdesign an der Kunsthochschule in Braunschweig. Er leitete mehrere Jahre eine Werbeagentur, schrieb Beiträge für diverse Zeitschriften und veröffentlichte eine Reihe von Büchern. Grote rief das jährlich in Eckernförde stattfindende Naturfilmfestival GREEN SCREEN® ins Leben und leitete es von 2007 bis 2016. Gemeinsam mit Claus Oppermann produziert Grote zudem Filme. Dafür nutzen sie Film- und Tonmaterial aus Beständen von Privatpersonen, die sie mittels öffentlicher Aufrufe in der Presse sammeln und zu Dokumentationen zusammenfügen.