"Nichts war wie es bleibt" von Ralf Meyer

Mit zahlreichen Fotografien eröffnete Ralf Meyer am 10. Oktober die 25. Bunkerwoche. Unter dem Titel „Nichts war wie es bleibt“ präsentierte er bis zum 06. November seine freien Arbeiten aus dem Bereich der dokumentarischen Fotografie im Bunker-D.

In der Ausstellung „Nichts war wie es bleibt“ zeigte der Fotograf Werke der vergangenen 18 Jahre. Er präsentierte seine vier Serien „Architektonische Nachhut“, „Zum Stand der Dinge“, „Migration nach Deutschland“ und „Seekabelendstellen“. So unterschiedlich wie die Titel waren auch die Werke selbst. Das Spektrum der Arbeiten reichte vom Porträt Roberto Blancos, über Landschaftsbilder, Szenen aus Dresden bis hin zu den architektonischen Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten. Sie behandelten verschiedenste Thematiken, doch sie vereint die jüngere deutsche Geschichte. „Alle meine fotografischen Arbeiten verbindet das Interesse an den ganz unterschiedlichen Entwicklungen und Ereignissen der jüngeren deutschen Geschichte. Welche zeitweise nebeneinander sichtbar werden und so abbildbar sind“, so Meyer.

Die Betrachtung von Geschichte spiegelte sich auch im Ausstellungstitel wider. Nicht mit „Nichts bleibt, wie es war“, sondern mit dem Wortspiel „Nichts war wie es bleibt“ betitelte er seine Werkschau im Bunker-D. Damit möchte Ralf Meyer betonen, dass Geschichte immer ein Diskurs darstellt. Geschichte ist für ihn eine sich ständig wandelnde Wahrnehmung und Einschätzung. „Heute also einen historischen Moment mit „Genau so war es!“ zu bezeichnen, ist kaum möglich. Trotzdem machen wir alle oft genau dies und erschaffen damit ein dauerhaft schiefes Bild dessen, was vielleicht einmal ganz anders war. Die Wortdrehung verdeutlicht, wie wir auf angebliche Wirklichkeiten hereinfallen können“, erläutert der Fotograf.

Seine Arbeiten schreibt er der künstlerischen Dokumentarfotografie zu. Diese Gattung bezeichnet das Zitieren aus der Wirklichkeit und das Interpretieren durch die subjektive Sehweise des Fotografen. Es handelt sich somit um eine persönliche Stellungnahme. Doch Fotos entstehen stets zweimal: einmal durch den Akt des Fotografierens, ein zweites Mal in der Anschauung durch den Betrachter. Letzterer interpretiert mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen das Werk individuell und sieht es so auf eine andere Art und Weise als der Fotograf.

Dass Wissen die Betrachtung eines Bildes gänzlich verändern kann, setzt Meyer bewusst in seiner Arbeit ein. So funktionieren die meisten seiner fotografischen Serien im Zusammenspiel mit Textinformationen. Erst mit dem Wissen um den Kontext wird eine andere und neue Betrachtung des Bildes provoziert.

Ralf Meyer ist 1966 in Bremen geboren und aufgewachsen. Der gebürtige Bremer studierte Kommunikation-Design mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Seit Mitte der neunziger Jahre ist er als freischaffender Fotograf für Magazine und Unternehmen tätig und arbeitet zudem frei. Für seine Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Förderungen. Als Dozent, Lehrbeauftragter und Professor unterrichtet er in und außerhalb von Hochschulen.