Prof. Dr. Lorenzen - FAQ zu Haus- und Abschlussarbeiten

 

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Einige Hinweise zur Bearbeitung von (wissenschaftlichen) Arbeiten

Vorab: Die folgenden Hinweise erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern geben meine persönliche Meinung wider! Wenn Sie also bei einer Kollegin oder einem Kollegen eine derartige Arbeit erstellen, dann klären Sie bitte dort die entsprechenden Fragen.
K.D. Lorenzen

 

Existiert eine Themenliste für Abschlussarbeiten?

Nein. Studierende, deren Arbeiten ich betreue, suchen sich i.d.R. selbst ein Unternehmen (in Ausnahmefällen ein theoretisches Thema) in dem sie ihre Abschlussarbeit schreiben können. Ein kleiner Tipp: Versuchen Sie herauszufinden, wie groß der „Leidensdruck“ im Unternehmen ist. Je bedeutungsvoller das zu lösende Problem ist, um so eher finden Sie eine engagierte Unterstützung in der Praxis.

 

Existiert für ein gestelltes Thema eine Musterlösung?

Kann das sein? Ich meine nein. Sicherlich entwickeln sich beim Lesen eines Themas automatisch einige Assoziationen und Erwartungen. Da diese jedoch kontextabhängig sind, kann es meiner Ansicht nach keine "objektiv richtigen Musterlösungen" geben. Dies widerspräche auch meinem Verständnis von Wissenschaft. Aus diesem Grund erwarte ich von Ihnen, dass Sie in der Einleitung Ihrer Arbeit eine präzise Zieldefinition vornehmen bzw. eine Forschungsfrage formulieren. D.h., Sie sollen im Sinne eines Leistungsversprechens, dokumentieren, was/welchen Nutzen Leser Ihrer Arbeit zu erwarten haben und - dies ist ebenso wichtig - was nicht. SIE steuern die Erwartungshaltung! Dabei müssen Sie einen schwierigen Spagat schaffen: Versprechen Sie nicht mehr als Sie halten können und versprechen Sie nicht zu wenig, damit Ihre Arbeit den Ansprüchen an eine wissenschaftliche Arbeit auf Hochschulniveau genügt.
Ein somit (hoffentlich) selbstverständlicher Tipp: Prüfen Sie bei Beendigung Ihrer Arbeit, ob deren Inhalte und die durch die Zielsetzung beeinflusste Erwartungshaltung des Lesers zu einander passen.

 

Was zeichnet eine gute Arbeit aus?

Ganz einfach: Sie ist

  • kompetent
  • kreativ und
  • kritisch.

;-)
Kompetent? Sie wissen wovon Sie reden bzw. schreiben. D.h., dass Sie über den aktuellen Stand der theoretischen Diskussion (z.B. durch eine Literaturrecherche) zu Ihrem Thema informiert sind, dies dokumentieren und – sofern für die Problemstellung relevant - auch die betriebliche Situation gründlich aufbereitet haben.
Kreativ? Eine „Nacherzählung“ oder Zusammenfassung von einigen Literaturquellen ist üblicherweise inakzeptabel. Die Anforderungen an eine im Rahmen eines Hochschulstudiums zu erbringende Leistung werden dadurch nicht erfüllt. Von Ihnen ist ein kreativer, die Wissenschaft und/oder die Praxis bereichernder Beitrag zu erwarten. (Zugegeben: Das Ausmaß der kreativen Leistung hängt sehr stark von der Art der Arbeit und von dem Thema ab.)
Kritisch? Halten Sie einen kritischen Abstand zu eigenen und fremden Aussagen. Auch vermeintlich hochwertige Quellen verdienen es, mit kritischer Vorsicht betrachtet zu werden. Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung und begründen Sie diese. Eine systematische Vorgehensweise und ein unvoreingenommener Blick auf denkbare Alternativen sind dafür eine wichtige Basis.
Eine sehr gute Arbeit sollte übrigens bei Lesern begeisterte „Ah’s“ und „Oh’s“ erzeugen, keine Fehler beinhalten und offene Fragen beantworten bevor sie kritische Leser stellen.

 

Kann eine solche Arbeit überhaupt eine eigene, kreative Leistung der Verfasserin/des Verfassers beinhalten, weil doch schon soviel geschrieben und veröffentlicht worden ist?

Nein, "Kann" kann sie nicht, denn sie MUSS eine kreative Leistung beinhalten. Eine Art beschreibender Zusammenfassung verschiedener Textbausteine aus unterschiedlichen Quellen ist insbesondere für eine Abschlussarbeit aber auch für eine Hausarbeit inakzeptabel.

 

Welchen Umfang sollte eine Haus- oder Abschlussarbeit haben?

Anstatt einer Anzahl von Seiten, die viel aber auch wenig aussagen können, wäre als Antwort auf diese Frage eine Aussage zum Umfang der darzustellenden Informationen sinnvoller. Da dieser jedoch vom Thema und der Zielsetzung (!) abhängt, ist dies praktisch nicht möglich. Aus diesem Grund beschränke ich mich auf die folgende Orientierungshilfe:
Bei angemessen intensiver Auseinandersetzung mit der jeweiligen Thematik wird man bei einer Hausarbeit sicherlich rund 10 bis 15 Seiten und bei einer Abschlussarbeit (drei Monate Bearbeitungszeit) rund 50 bis 70 Seiten Text schreiben. Sie werden im Kollegium auch andere Angaben finden. Dies liegt insbesondere an der unterschiedlichen Ausrichtung von Arbeiten. Erfahrungsgemäß kommen bei von mir betreuten Abschlussarbeiten Studierende, die "normal" schreiben, mit dem genannten Umfang zurecht. Allerdings sei auch gesagt, dass es zwischen der Seitenzahl und der Bewertung der Prüfungsleistung keine Beziehung gibt. Nach oben gebe ich Ihnen kein Limit vor. Allerdings sollten Sie - insbesondere wenn Sie deutlich mehr schreiben - Ihr Verhalten unter ökonomischen Gesichtspunkten kritisch hinterfragen. Darüber hinaus berücksichtigen Sie bitte, dass Sie bei umfangreichen Texten möglichst interessant und spannend schreiben, damit der Leser Ihrer Arbeit möglichst viel Freude hat.

 

Welche Anforderungen werden an Form und Zitierweise gestellt?

Bezogen auf diese beiden Punkte existieren meinerseits keine Vorgaben. Die im Fachbereich Wirtschaft verwendete Richtlinie zur Abfassung von wissenschaftlichen Arbeiten haben selbstverständlich auch bei mir ihre Gültigkeit. Darüber hinaus sind aber sowohl bei der Formatierung, z.B. den Schrifttyp oder die Seitenränder betreffend, als auch bei der Zitierweise (z.B. Angabe der Quellen im Fließtext oder in Fußnoten, verkürzte oder vollständige Quellenangabe usw.) Varianten, die innerhalb einer Arbeit einheitlich sein sollen, möglich. Die Erfahrung zeigt, dass bisher keine der Abweichungen zu ernsthaften Problemen geführt hat.
 

Muss man Quellen angeben?

Ich erwarte von Ihnen, dass Sie immer (!!!) wenn Sie auf schon vorhandene Informationen zurückgreifen die entsprechende Quelle angeben. Ob dies z.B. Bücher, Internetseiten, Prospekte, unternehmensinterne Dokumente oder Gespräche sind, ist unerheblich. Ein unverzichtbares Qualitätsmerkmal einer wissenschaftlichen Arbeit ist eine sorgfältige Angabe der verwendeten Quellen. Sorgfältig bedeutet auch, dass die Art der Quellenangabe (ggf. in Kombination mit dem Literatur-/Quellenverzeichnis) einem Leser Ihrer Arbeit das Auffinden der entsprechenden Quelle ermöglicht. Damit erreichen Sie gleich mehrere Effekte:

  • Sie gestehen den Urhebern einer Information das Recht zu, als solche genannt zu werden. (Dies gebietet schon die Höflichkeit.)
  • Sie dokumentieren, dass Sie sich intensiv mit dem aktuellen Wissensstand auseinander gesetzt haben. (Die Anzahl und Vielfalt Ihrer Quellen sowie die Intensität mit der Sie daraus zitieren sind Indikatoren für die Intensität Ihrer Recherche und die Qualität Ihrer theoretischen Basis.)
  • Sie beugen der Gefahr vor, einen Täuschungsversuch zu begehen.

Ein zusammenfassender Hinweis zu diesem Thema:
Viele Quellenhinweise schaden nicht, aber ein einziger fehlender kann für die Note gefährlich werden.

 

Noch ein letzter Tipp:

Glauben Sie nichts. Glauben Sie nicht einmal sich selbst.
Hinterfragen Sie jede Ihnen vorliegende Information und bilden Sie sich eine eigene Meinung. Diese muss nicht, aber sie darf von anderen abweichen und sollte in jedem Fall begründet werden.
Selbstkritisch sein bedeutet z.B., dass Sie dokumentieren, welche Grenzen Ihre Arbeit hat, oder welche Themen Sie hätten ansprechen müssen aber nicht ausführlicher aufgreifen konnten.