Menschengruppe© Kuhn

Die perfekte Pitch-Premiere

von Lena Kuhn

Das Licht im Audimax ist abgedunkelt, lediglich die Leinwand wird von einer Präsentation angestrahlt. Laut ertönt der Klassiker „Eye of the Tiger“ von Survivor, während eine Gruppe aus vier oder fünf Studierenden die Bühne betritt. Direkt nach einem Studiensemester pitchen sie hier vor Juroren aus der freien Wirtschaft ihre Geschäftsidee. Das Thema: Stadtteilentwicklung Dietrichsdorf.

Streng getaktet präsentieren Studierende im ersten Semester ihres BWL-Studiums in einem sogenannten Pitch ihre Geschäftsideen, mit der sie den Stadtteil Dietrichsdorf attraktiver machen wollen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, und so werden innerhalb einer Stunde unter anderem ein Wassertaxi, ein Open-Air-Kino und eine Lasertag-Anlage vorgestellt. Professor Dr. Jens Langholz, der das dazugehörige Modul „Capstone“ betreut, stoppt akribisch die Zeit. Länger als acht Minuten Redezeit und zwei Minuten für Nachfragen gibt es für keine Gruppe. Neben der Idee und dem Personalschlüssel geht es in den Ausarbeitungen um die Wirtschaftlichkeit, die Konkurrenz und die Partner der (noch) fiktiven Start-Ups.

Die Idee, die sie vorstellen, entwickelten die Studierenden im Laufe des Semesters. Beratung kam von Extern dazu: Mentoren von Uniconsult, Alumni der Fachhochschule, und Wirtschaftsjunioren der IHK erteilten den Studierenden Ratschläge. Präsentiert wird dann vor einer fachkundigen Jury aus Susann Dreßler (IBSH) und Telsch Ott, Jens Brendel und Dr. Gert Lang-Lendorff (Mentoren für Schleswig-Holstein). Die Mentoren beraten ehrenamtlich Unternehmen, auch in der Geschäftsgründung, und sind damit ein wichtiger Input für die Studierenden. Sind die Zahlen nicht konkret oder eindeutig genug, wird die Gruppe am Abschluss der Präsentation von der Jury noch einmal eingängig befragt.

Prof. Dr. Langholz und Prof. Dr. Rob Wiechern stellen das Modul für die Erstsemester gemeinsam mit Prof. Dr. Weßels, Prof. Dr. Wiebusch und Frau Laatsch auf die Beine. In so großer Form findet es zum dritten Mal statt.  Für das frühe Eintauchen in die Welt der Gründung hat Herr Professor Langholz drei Motivationen: Zunächst möchte man die Studierenden für die Gründung begeistern. Außerdem zeigen sich an dem Modul direkt alle Möglichkeiten und Wege des Studiums auf, und die Studierenden müssen sich von Anfang an mit allen Bereichen ihres Lernfaches befassen. So merken sie auch, ob ihnen das Studium überhaupt bietet, was sie sich wünschen. Zu guter Letzt will das Modul aber auch Verständnis für die weiteren Module des Studiums wecken. In diesen wird detaillierter bearbeitet, was die Studierenden im ersten Semester so schon kennenlernen konnten. Herr Professor Wiechern fasst es so zusammen: „Damit wird die Lehre nicht virtuell, sondern greifbar.“

Beide finden es „bemerkenswert“, dass Studierende im ersten Semester trotz anfänglicher Orientierung ins Studi-Leben mit einer gut durchdachten Geschäftsidee am Ende auf der Bühne des Audimax stehen. Auch, weil das Modul viele Softskills in der Gruppenarbeit fordert, die während des laufenden Projektes gemeinsam erlernt werden müssen.

Und wie kommt das bei den Studierenden an? Die erwähnen in ihren Präsentationen gerne mit großer Dankbarkeit die externen Mentoren, die ihnen zur Seite standen. Eine Non-Profit-Sporthalle soll es werden für Simon Zenz, Felix Böse, Lorna Siebel, Christoph Zander und Sarah Bertram. Viele offene Fragen hatten sie zu Anfang des Projektes. Mithilfe des Mentors entschieden sie sich dafür, vom Fitnessstudio eher in Richtung Stadtentwicklung zu gehen. Sie sind sich sicher, dass sie durch das Modul bessere Einsicht in Studium und Inhalte gewinnen konnten. Die Präsentation vor den Gästen sorgte zwar für ein bisschen Nervosität, mit ihrem Ergebnis sind sie aber zufrieden.

Thanee Möller, Torgnj Nielsson, Alina Christen, Laura Sommer und Jacob Hamann träumen vom einer Wassersportanlage am Ostufer. Glücklicherweise befinden sich im Team bereits zwei Segeltrainer*innen und ein Rettungsschwimmer, sodass sie gleich loslegen könnten. Die Projektarbeit fanden sie witzig und entspannt, aber auch sehr komplex. Nach und nach entwickelten sie ihre Idee mit Sozialcharakter. An ihrer Wassersportanlage sollen auch Menschen aus sozial benachteiligen Verhältnissen das Segeln lernen können. Von der Realisierbarkeit ihrer Idee ist die Gruppe überzeugt.

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