Ein Mann montieret gerade etwas, in einen Server.© FH Kiel

Arbeiten, wenn andere Urlaub machen

von Jana Traps

Normalerweise kommt Michael Schulzki aus der IT-Abteilung der Fachhochschule (FH) Kiel um sieben Uhr morgens ins Büro, um noch etwas „wegzuarbeiten“, bevor ab neun Uhr praktisch pausenlos das Telefon klingelt. Er ist zuständig für sämtliche Server und Arbeitsstationen der Domäne Rektorat, sprich des gesamten Verwaltungsapparats der Hochschule. Irgendwo auf dem Campus hängt immer ein Rechner, streikt ein Drucker, spinnt ein Laufwerk. Da ist der Andrang bei ihm groß. Deshalb ist für Michael Schulzki die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr die effektivste des Jahres.

Täglich arbeiten insgesamt rund 120 Menschen in Michael Schulzkis Zuständigkeitsbereich. Dazu zählen neben der Zentralverwaltung und dem Präsidium auch die Prüfungsämter, Fachbereichsverwaltungen, Sekretariate, Dekanate, das Studienkolleg, das International Office, das Zentrum für Sprachen und interkulturelle Kompetenz sowie die drei Institute. „Das heißt, an einem normalen Arbeitstag kann ich die Systeme nicht einfach mal runterfahren – denn dann säßen einige Kolleginnen und Kollegen vor schwarzen Bildschirmen.“ Ab und zu ist das aber trotzdem notwendig. Daher erledigt er solche Aufgaben bevorzugt zwischen den Tagen. Anstatt wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen Urlaub zu nehmen, nutzt er diese ruhige Zeit außerdem, um abzuarbeiten, was übers Jahr liegengeblieben ist. Sein System heißt „Zettelwirtschaft“: pro noch nicht gelöstem Problem ein Zettel – und das sind viele. Zwischen Weihnachten und Neujahr holt Michael Schulzki sie hervor und legt los. „Da schaffe ich an einem Tag mehr als sonst an zwei bis drei Tagen.“ Dabei macht er sich noch nicht einmal sonderlichen Stress. Er kommt gegen neun und geht um drei, dann ist er „aber auch echt durchgefroren“. Einer der wenigen Nachteile am Arbeiten zwischen den Tagen: „Es ist in der Zentralverwaltung noch kälter als sonst.“ Michael Schulzki kann sein Büro zwar normal heizen, aber die meisten anderen Büros sind unbesetzt, was sich auf die Raumtemperatur auswirkt. „Auch aus kulinarischer Sicht ist es problematisch, weil Mensa, Cafeterien und das GEOMAR geschlossen sind.“

Insgesamt ist Michael Schulzki kein großer Winter-Fan. „Ich mache lieber Urlaub, wenn es draußen schön ist.“ Deshalb spart er sich seine Urlaubstage lieber für den Sommer auf. „Wenn alle frei haben, gibt es auch nur Stress. Das fängt schon morgens mit der endloslangen Schlange beim Bäcker an.“ Daher zieht er es vor, auf autofreien Straßen ins Büro zu fahren. Im Gegensatz zur Zentralverwaltung sollte die IT-Abteilung zwischen den Tagen nach Möglichkeit ohnehin immer durch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter besetzt sein. Seine Kolleginnen und Kollegen sind ganz dankbar, dass Michael Schulzki sich dafür jedes Jahr freiwillig meldet. „Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“ Als einziger Ansprechpartner in der IT-Abteilung könne er aber auch schon einmal in die Bredouille geraten. Bei Problemen, die nicht in sein Fachgebiet fallen, kann die Arbeit zeitaufwendiger für ihn werden, weil er sich erst einmal in die Materie einarbeiten muss. „Manchmal muss ich auch passen.“ Im vergangenen Jahr hätten merkwürdigerweise recht viele Menschen zwischen den Tagen gearbeitet, erinnert sich Michael Schulzki. Da ist er nicht so gut vorangekommen wie sonst. Daher sein Aufruf: „Liebe Leute, bleibt bitte zwischen Weihnachten und Neujahr zu Hause, damit ich ungestört arbeiten kann.“

Text: Jana Tresp
Fotos: Hartmut Ohm

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