Ein Mann sitzt stolz in einem Gegenwindrennwagen.© FH Kiel

Auf ein Neues – FH Kiel nimmt zum fünften Mal an Racing Aeolus teil

von Frauke Schäfer

Bereits zum fünften Mal tritt die FH Kiel mit einem eigenen Fahrzeug bei einem einzigartigen Rennen an: Beim Racing Aeolus, das dieses Jahr im niederländischen Den Helder stattfindet. Bei diesem internationalen Wettbewerb geht es darum, mit einem windgetriebenen Fahrzeug möglichst schnell GEGEN den Wind zu fahren. Gestern präsentierte das Team sein Fahrzeug, den Baltic Thunder 5. Frauke Schäfer war dabei.

Kurz vor knapp ist immer Stress und darum ist Christoph Preuß etwas müde. Er hat die Nacht durchgeschraubt, in der Maschinenhalle der Fachhochschule Kiel. Der Maschinenbaustudent ist schon zum zweiten Mal Mitglied des Baltic Thunder Teams und hat eine wichtige Rolle bei der Optimierung des Kieler Windautos gespielt: „Wir haben das Getriebe komplett auseinander genommen und überarbeitet und den ganzen Triebstrang von oben bis unten komplett erneuert.“

Preuß findet das Projekt ideal, um im Studium praktische Erfahrungen zu sammeln. Und damit ist er nicht allein, sagt Prof. Dr.-Ing. Jan Weychardt vom Fachbereich Maschinenwesen. Rund 30 Studierende beteiligten sich in diesem Jahr an der Weiterentwicklung des Rennwagens, zwei kamen aus Belgien im Rahmen des European Project Semesters, kurz EPS. „Wir bieten mehrere Veranstaltungen in der Konstruktion an, z.B. Produktentwicklung im fünften Semester, wo die Studierenden in Teams schon Dinge konstruieren. Im Masterstudium gibt es das Fach Konstruktive Anwendung. Hier befassen sich die Studierenden z.B. mit der Getriebeauslegung, der Hinterradaufhängung oder der Lenkung und konzipieren, konstruieren und realisieren die Bauteile.“ Bislang konnten die Kieler alles selbst bauen, in der FH-Werkstatt oder im CIMTT. Aber ihren Rotor mussten sie in Braunschweig  beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt testen, erklärt Prof. Dr. Alois Schaffarczyk, der das Projekt „Windauto“ vor fünf Jahren an der FH Kiel aus der Taufe hob. „Einen Tag Anfahrt, einen Tag aufbauen und testen und dann am nächsten Tag wieder zurück. Das ist ganz schön aufwendig, aber der Windkanal ist einmalig. Er hat eine Leistung von 4.000 PS, da werden auch Flugzeuge getestet. So viel Leistung brauchten wir nicht, wir mussten aber trotzdem einige Sicherheitsvorkehrungen treffen, damit unser Rotor nicht auseinanderfliegt.“

Viel Aufwand für 500 Meter Asphalt. So lang ist die Rennstrecke am Deich von Den Helder, an dem vom 21. bis 24. August sieben Teams gegeneinander antreten. Aus Deutschland geht außer der FH Kiel auch die Hochschule Emden an den Start, weitere Teams kommen aus Montreal/Kanada, der Türkei und Kopenhagen, am stärksten sind die Niederlande mit drei Wagen vertreten. Sieger ist aber nicht das Team, das die Strecke schlicht am schnellsten bewältigt, weiß Christoph Preuß: „Weil die Windgeschwindigkeit ja nicht konstant und damit für alle Teams gleich ist, wird das Verhältnis von Windgeschwindigkeit zu Fahrgeschwindigkeit gemessen. Das Ergebnis wird in Prozent angegeben, so kann man die Leistung besser vergleichen.“

Die Kieler wollen in diesem Jahr die 50 Prozent-Hürde knacken. Bei Windstärke sechs, also einer Windgeschwindigkeit von rund 40 Kilometer pro Stunde, müssten sie dafür eine Geschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde erreichen. Der FH-Rekord lag bislang bei rund 40 Prozent, das Ziel ist also ehrgeizig. Aber die Chancen, so Schaffarczyk, stehen gut: „In Stauning (DK) vor zwei Jahren hat ja nur wenig gefehlt und wir wären Erster gewesen. Es ist drin; mit dem Fahrzeug, es ist drin.“ Am Steuer wird übrigens die einzige Frau des Teams sitzen, Mareike Thomsen ist die Leichteste. Obwohl sie erst im zweiten Semester Maschinenbau studiert, hat sie schon Erfahrung mit dem Gegen-Wind-Fahren. Vor vier Jahren hat sie eine Lehre an der FH Flensburg absolviert und am dortigen Windauto mitgearbeitet. Christoph Preuß fährt zwar mit nach Holland, als Fahrer ist er aber gänzlich ungeeignet. Seine Beine sind zu lang.  Er würde die ganze Zeit nur unbeabsichtigt bremsen. Aber bestimmt wird vor Ort noch das eine oder andere zu schrauben sein.

Autorin: Frauke Schäfer

© Fachhochschule Kiel