Bunker-D Veranstaltung© A. Diekötter

Bewegende Aufnahmen, heitere Anekdoten und die Aussicht auf ein Wiedersehen

von Susanne Meise

Private Super-8-Aufnahmen in spannende Dokumentationen zu verwandeln - dafür hat der Kieler Filmemacher Gerald Grote ein besonderes Gespür. Der NDR hat hat ihn deshalb mal als „Filmdetektiv“ bezeichnet. Mit dem jüngsten Ergebnis seiner „Detektivarbeit“ feiert Grote gerade einen großen Erfolg: „Ich habe Kiel zu erzählen - eine gefilmte Kindheit zwischen 1936 und 1949“. Am Donnerstag war er mit dem Film in der Reihe „60 Minuten mit …“ im Bunker-D zu Gast.

Doppelt so viele Gäste wie das Kino im Bunker-D fasst, hätten den Film gern gesehen - ein Phänomen, das sich seit der Premiere Ende November in der Pumpe hält. 5641 Besucher*innen haben „Ich habe Kiel zu erzählen“ dort seither gesehen - historischer Rekord in dem Kommunalen Kino. Und eine Resonanz, über die sich Grote und sein Co-Produzent Oliver Boczek sehr freuen, die sie aber nicht erwartet hätten, verrät Grote.

Die Aufnahmen stammt vom Zahnarzt Dr. Rudolf Schultz, einem begeisterten Amateur-Filmer, der mit der Geburt seines Sohnes Dieter begann, das Familienleben an der Förde in Szene zu setzen. Aus knapp drei Stunden Filmmaterial haben Grote und Boczek bewegende 42 Minuten gemacht. Die gehäkelten Hosen, der Streit mit dem Bruder um das Laufrad, die Familienausflüge an den Strand - darin erkannten sich viele Zuschauer*innen wieder. Die Bilder der noch nicht vom Krieg zerstörten Stadt faszinierten Alt und Jung.

Grote gab darüber Hinaus Einblicke in die Entstehung früherer Projekte wie „8 mm Kieler Woche“ oder „Schnee von gestern“ über die Schneekatastrophe 1978/79, das ihn seinen Kollegen Claus Oppermann durch ganz Schleswig-Holstein führte. Denn die privaten Aufnahmen sind Unikate, bei Verlust oder Beschädigung unwiederbringlich und für die Eigentümer somit von unschätzbarem Wert, so dass alle Filmrollen von den beiden persönlich abgeholt und zurückgebracht wurden. Mit dem Film zum Bau der Mauer, „Bis an die Grenze“, begaben sich die beiden auf bundesweites Terrain. Ein Einsatz, der eine großartige Dokumentation hervorbrachte, die aber nicht den gewünschten Anklang in Berlin fand, bedauerte Grote.

Gespickt mit zahlreichen Anekdoten aus Grotes Schulzeit und seinem späteren Leben vergingen die 60 Minuten im Bunker-D wie im Flug. Ende August wird Grote dort wieder zu Gast sein - mit ausgewählten Kreationen seiner „Worthografie“, einer Sammlung spitzfindiger Sprachbilder.

Ein Trost für alle, die den Film  „Ich habe Kiel zu erzählen“ im Bunker-Kino nicht sehen konnten: ab Donnerstag, 28. März, ist er wieder in der Pumpe zu sehen. Die DVD wird im April verfügbar sein.

Susanne Meise

© Fachhochschule Kiel