Das Schwarz-Weiss-Foto zeigt zwei Männer, die sich ein Werk von nahem anschauen.© L. Strobel

Bunker-D Vernissage Knigge

von viel.-Redaktion

Gastbeitrag von Lisa Strobel

Hingehen oder nicht hingehen? Wenn es um eine Ausstellungseröffnung im Bunker-Dauf dem Campus der Fachhochschule Kiel geht, stellt sich diese Frage eigentlich gar nicht. Sogar Hamlet und Shakespeare würden bei dieser Frage niemals zweifeln. Der Ort und die Atmosphäre, die den Bunker-D umgibt, sind einfach anders! Das Gebäude hat zwar vier Wände, ein Dach und viele Treppen, doch in seinem Innern verbirgt sich weitaus mehr, als man von außen vermuten würde. Ein strahlend bunter, lebendiger Kern beherbergt raues Potenzial und verbindet seine Besucher automatisch zu einer Bunker-Gemeinschaft. Knigge brauchen die Bunker-Dler und alle, die es noch werden wollen, nicht. Aber vielleicht ein paar Bunker-Grundregeln und Tipps fürs Anderssein und einen gelungenen Abend im Bunker-D.

1.      Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

„Die Coolen sitzen in der letzten Reihe und kommen nie vor 22 Uhr.“

„Die Tür des Bunkers habe ich einfach nicht aufbekommen.“

Alles Ausreden! Denn zur obligatorischen Eröffnungsrede im Bunker solltest du lieber nicht zu spät kommen – denn die lohnt sich. Die Augen sind geschlossen, Gähnen, leises Schnarchen aus der Ecke. Erwischt wurde im Bunker-D bislang noch niemand, aber wahrscheinlich auch, weil so etwas noch nie vorgekommen ist. Das Pünktlichsein würde sich also besonders lohnen, um ein paar lustige Schnarcher zu identifizieren. In der Galerie ist es jedenfalls kein Wunder, dass sich mehr als 70 Menschen gewollt nah aneinanderdrängen und ihr Ohr in Richtung Redner richten. Seine Worte und auch die des Kunstkanzlers Klaus-Michael Heinze, eröffnen dem Zuhörer einen ganz neuen Blick auf die dargebotene Kunst.

Mein Tipp: Einfach mal zu früh kommen! Die Ausstellung vor allen anderen ganz alleine betreten. Durch die menschenleere Galerie wandern und die Kunstwerke ganz in Ruhe von nah und fern wirken lassen.

2.      Was ziehe ich bloß an?

Im Bunker-D gilt der Grundsatz: Komme, wie du dich wohl fühlst. Alles ist erlaubt, sogar Brillen, Hosen und Kleider. Denn es zählt der Mensch und nicht die Kleidung. Im Klartext heißt das: Du kannst getrost die Lieblingskleidung anlassen und dich wohl fühlen.

Für alle Insider: Echte Bunker-Liebhaber unterscheiden zwischen Neulingen und alten Bunker-Hasen, anhand der Wahl des richtigen Schuhwerks. High Heels sind daher nicht sonderlich verbreitet, weil sie einen daran hindern könnten, die vielen Treppenstufen zu erklimmen. Wer dennoch nicht auf seine hohen Hacken verzichten möchte, nimmt einfach den glänzenden Fahrstuhl nach oben.

3.       Aber ich kenne doch gar niemanden im Bunker-D?

„Angst, Potter?!“ „Träum weiter, Malfoy!“ Ein kleiner Zauberlehrling machte es vor. Unerschrocken stürzt er sich ins Abenteuer und lernt dabei Freunde fürs Leben kennen. Vergleichbar ist ein Besuch im Bunker-D. Die Kunst ist ein Abenteuer und ihre Besucher sind zu wahren Freunden geworden. Die Menschen, die sich im Bunker-D treffen, sind keine Wichtigtuer oder Schnösel. Sie sind offen und freundlich und es gehört quasi zum guten Ton, jeden Abend mindestens eine neue Person dort kennenzulernen. Es muss auch nicht über die Kunst schwadroniert werden, alle Themen sind erlaubt, denn die Bunker-Dler sind herrlich unperfekt und neugierig.

4.      Essen ist umsonst!

Das Buffet muss man einfach probiert haben. Die Stimmung ist gut und die Atmosphäre so beschwingt locker wie Fabian Addos Klavierspiel, das fetzenhaft aus dem oberen Geschoss nach unten dringt. Beim Essen geht es nicht nur um das wahrhaftige Geschmackserlebnis, sondern auch um die Leute, mit denen du am Buffet in Kontakt kommst. Wer in der Schlange steht hört meistens ein „Oh nein, jetzt hat sie gerade das letzte Fleischbällchen genommen“ oder „Eine Bionade und eine Sinalco-Cola bitte.“ Hier trinkt man erfrischende Zischgetränke statt Chardonnay. Auch hors-d‘oeuvre sucht man hier vergeblich.

5.      Ein Star wurde geboren!

„Hilfe, da vorne steht der Künstler. Wie spreche ich ihn bloß an?“ Keine Sorge die Rakete startet und MacGyver hat eine zündende Idee: Einfach Hallo sagen. Für die wunderbare Atmosphäre loben und nach seiner Inspiration fragen. Künstler sind Menschen wie wir und sie freuen sich, wenn sie angesprochen werden und das ein oder andere nette Gespräch führen dürfen. Denn hier zwischen den rauen Wänden herrscht eine entspannte Atmosphäre. Im Austausch können ganz einfach neue Freundschaften entstehen.

Also mach dich locker und vergiss alle Regel, die du bisher gekannt hast. Der Bunker ist anders und so ist auch sein Knigge. Sei wie du bist und verstelle dich nicht, denn im Bunker-D darf jeder so sein, wie er will. Die Bunker-Dler freuen sich auf dich!

© Fachhochschule Kiel