Eine Frau mit Winterjacke und Ohrenwärmern posiert vor Plakaten der Sternenwarte Fachhochschule Kiel.© Privat

Den Sternen ganz nah: Zu Besuch in der Sternwarte der FH Kiel

von viel.-Redaktion

Nächtliche Himmelsbeobachtung in der Sternwarte der FH Kiel

Auf dem Dach des Hochhauses der Fachbereiche Wirtschaft sowie Soziale Arbeit und Gesundheit an der Fachhochschule leuchtet mir seit fast vier Jahren diese weiße Kuppel entgegen. Habe ich mich zu Beginn meines Studiums noch gefragt, was das da oben eigentlich genau ist, weiß ich heute, dass man dort den Sternen sehr viel näher sein kann als anderswo in Kiel. Heute reise ich genau dorthin, nach 10°10’50“ E, 54°19’59“ N – zur Sternwarte der FH Kiel.

An einem eiskalten Samstag im März habe ich beschlossen, endlich die Sternwarte an der Fachhochschule Kiel zu besuchen und an einer öffentlichen Himmelsbeobachtung teilzunehmen. Wie der Mediendom gehört die Sternwarte zum Zentrum für Kultur- und Wissenschaftskommunikation und ist in erster Linie eine Forschungseinrichtung. Dort oben sitzen die Astronomen und katalogisieren den Himmel, beobachten die Planeten und die Sterne, entdecken Galaxien und Kometennebel, wo wir Normalsterbliche gerade mal den Kleinen Wagen erkennen können. Ehrenamtlich führen die Forscher kleine Gruppen von Interessierten an den Wochenenden mit hinauf in ihr Forschungsreich und ermöglichen einen kostenlosen Blick in unseren Sternenhimmel.

Ausgestattet mit Wintermantel, Schal, Mütze, dicken Handschuhen und wetterfesten Stiefeln geht es los, denn die kleine Ampel auf der Webseite der Sternwarte zeigt grünes Licht: Die Himmelsbeobachtung um 21 Uhr findet statt.

Es ist stockdunkel. Der Vollmond ist riesig am Nachthimmel. Wir treffen uns um kurz vor neun in einer kleinen Gruppe von etwa 15 Sternen-Interessierten vor der Kasse des Mediendoms. Nach ein paar Minuten in der Kälte werden wir abgeholt. Im Gänsemarsch geht es mit den Fahrstühlen und über einige Treppen hinauf auf die Dachplattform des Hochhauses im neunten Stock. Etwas gewöhnungsbedürftig kommt mir die Metallgittertreppe schon vor, als ich einen Fuß vor den anderen setze.

Zu Besuch in der Sternwarte Kiel

Von der Plattform aus haben wir einen herrlichen, einmaligen Blick über das nächtliche Kiel. Hier und da sind die Lichter des Fährhafens und der Kreuzfahrer in der Förde zu erkennen, an einigen Containerschiffen wird sogar gearbeitet. Der Wind pfeift allen gehörig um die Ohren, wir sind froh, als wir durch eine kleine Öffnung in die weiße Kuppel hineinklettern. Hier, im eigentlichen Herzen der Sternwarte, steht das Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop (kurz RC Teleskop). Auch das bekannte Hubble Space Telescope ist von dieser Bauart. Ich erfahre: Der Hauptspiegel des Teleskops, also die Stelle, auf die das Licht des Objekts fällt, das beobachtet wird, hat einen Durchmesser von 406 Millimetern und hat eine Brennweite von 3250 Millimetern. Das lasse ich mir genauer erklären.

Wie funktioniert eigentlich ein Teleskop?

Bei einem Teleskop geht es nicht darum, wie weit man in die Ferne schauen kann. Teleskope sammeln nur das Licht, das vom Objekt zu uns kommt und leiten es verstärkt in die optische Linse unseres Auges.

Das Licht der fernen Objekte trifft parallel auf den Hauptspiegel, der als Linse funktioniert, und wird an einem Brennpunkt gebündelt. Dort entsteht dann das Zwischenbild des Objekts. Ein Okular im Teleskop vergrößert dieses Bild und bereitet es so auf, dass es für unser Auge sichtbar wird. Der Durchmesser eines Teleskops wird auch Öffnung genannt. Je größer diese Öffnung ist, desto mehr Licht kann auch gesammelt werden. Und je mehr Licht gesammelt ist, umso mehr Details kann man beobachten.

Die Brennweite eines Teleskops bestimmt den Weg des Lichts vom Hauptspiegel bis zum Brennpunkt, wo das Zwischenbild entsteht. Eine lange Brennweite ist gut, wenn man den Mond, die Planeten und nahe beieinanderstehende Sterne beobachten will. Eine kurze Brennweite ist ideal, wenn man zum Beispiel große Sternenhaufen beobachtet.

Aha!

Vollmond durch das Teleskop beobachten

Heute Nacht können wir den Mond beobachten. Das Teleskop wird auf seine Krater ausgerichtet, dann kann jede / jeder auf einen kleinen Hocker steigen und durch das Okular schauen. Als ich an der Reihe bin, sehe ich zuerst nur weißes Licht, dann erkenne ich mehr: Tiefe schwarze Schluchten auf einer gräulichen Oberfläche und neblige Ränder. Dieser winzige Ausschnitt des Mondes ist beeindruckend.

Leider hat uns das Warten nichts genützt – aber einen spannenden Abend habe ich allemal verbracht und viel Neues gelernt.

Wissenswertes

Die Beobachtungen am Teleskop auf der Sternwarte finden nur statt, wenn der Himmel wolkenfrei ist und es nicht regnet. Zwei Stunden vor Beginn zeigt die Ampel auf der Webseite an, ob die Führung stattfindet. Bei schlechten Sichtverhältnissen wird das Teleskop näher vorgestellt. Die Teilnahme ist kostenlos. Der Zugang ist nicht barrierefrei.

© Fachhochschule Kiel