Eine Frau© A. Diekötter
Professorin Dr. Doris Weßels forscht zur Künstlicher Intelligenz in der Textproduktion.

„Der Austausch fasziniert mich“: Prof. Dr. Doris Weßels spricht auf der re:publica

von Mariesa Brahms

„Ich habe mich sehr darüber gefreut, als mich die Speaker-Anfrage der re:publica erreicht hat“, sagt Prof. Dr. Doris Weßels vom Fachbereich Wirtschaft. Am Samstag, den 11. Juni, steht sie zusammen mit der Medienkünstlerin Pony Pracht und dem Autor Philipp Schönthaler auf der Bühne der re:publica in Berlin. Die Anreise in die Bundeshauptstadt tritt sie aus Wien an. Dort spricht sie auf dem Projektmanagement Symposium an der FH des BFI Wien über neue Herausforderungen des Projektmanagements im digitalen Zeitalter, wozu auch Chancen und Risiken von Social Media und KI gehören.

Dass die Dozentin sich die Bühne mit Künstler*innen teilt, kommt nicht häufig vor. Zum Thema „Die Algorithmen lernen zu schreiben. Ist das das Ende der Lyrik?“ diskutiert sie, wie der Fortschritt in der Textproduktion durch Künstliche Intelligenz das Schaffen verschiedener Literatur-Genres in Zukunft und Gegenwart beeinflussen wird.

Der offene und interdisziplinäre Austausch zu diesem Thema liegt Weßels besonders am Herzen: „Es wird einfach zu selten über die Gefahren und Möglichkeiten gesprochen, die mit der Leistungsstärke und Einsatzvielfalt dieser Systeme einhergehen.“ Und das ist gerade deswegen so problematisch, weil eben diese Entwicklung schnell voranschreitet. Daher ist es der Professorin ein Anliegen, über KI zu informieren und Aufklärungsarbeit zu leisten.

Die re:publica ist dafür die optimale Veranstaltung – vor allem, weil die Organisator*innen in diesem Jahr das neue Format „.txt“ ins Leben gerufen haben. Dieses Format thematisiert Fragen rund um das geschriebene Wort – egal ob Gedichte, Songtexte, Essays, Memes oder Drehbücher. Schließlich geht der digitale Fortschritt nicht nur Verfasser*innen von Hochliteratur an.

„Das Vorgespräch mit Pony Pracht und Philipp Schönthaler hat wirklich Lust auf die Panel-Diskussion gemacht“, findet Weßels. Mithilfe des generativen KI-Sprachmodells GPT-3 von OpenAI hat sie sowohl Texte aus dem Buch "Die Automatisierung des Schreibens" von Philipp Schönthaler wie auch Gedichte von der Medienkünstlerin Pony Pracht zu Demonstrationszwecken fortgeschrieben. Ob Lisa Zwinzscher, wie die Leipziger Künstlerin bürgerlich außerhalb ihres Solo-Projektes heißt, von den Ergebnissen so überzeugt war, ist sich Weßels nicht sicher: „Verglichen mit ihrem Stil waren meine KI-generierten Strophen vielleicht etwas kitschig“, sagt sie lachend.

Dass Künstliche Intelligenz jetzt scheinbar selbstständig Lyrik produziert, wirft auch einige moralische und philosophische Fragen auf: Wie verhält es sich mit dem Urheberrecht, wenn ein Text zum Teil maschinell geschrieben wurde? Ist ein menschlich erzeugter Text in seiner Kreativität gleichzusetzen mit dem einer KI? Und kann KI überhaupt kreativ sein? Ob die drei Referent*innen in ihrer Diskussion darauf Antworten finden oder sich zumindest annähern können, darüber weiß Prof. Dr. Doris Weßels in der kommenden Woche mehr.

 

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