Tayyab Saeed und Jan Peter Prigge stehen vor einer Wand. © Prigge

Mentoring, Coaching, finanzielle Starthilfe: App Leazear nimmt Fahrt auf

von Kristina Langhof

Jan Peter Prigge und Tayyab Saeed entwickeln eine Web-Applikation, die ausländischen Studierenden dabei hilft, den Bewerbungs- und Visaprozess zu durchlaufen, der für ein Vollzeitstudium in Deutschland vorgesehen ist. Nach ihrer Teilnahme an dem Förderprogramm Accelerator Gateway49 in Lübeck, sind die beiden Gründer bereit für den nächsten Schritt. Wie es für das Start-Up jetzt weitergeht und was er anderen Gründer*innen raten würde, erzählte Jan Peter Prigge in einem Interview mit der Campusredaktion.

Peter, ihr habt nun neun Monate mit dem Accelerator Gateway49 in Lübeck zusammengearbeitet. Was ist das für ein Programm?

Solche Accelerator-Programme oder Inkubatoren sind dafür da, um junge Gründer*innen oder Leute, die eine Idee haben, in die richtige Richtung zu bringen durch Mentoring, Coaching und in dem Fall des Gateway49 Programms auch eine finanzielle Förderung von 30.000 €. Es geht von Kreativ-Workshops, über natürlich ganz viele unternehmensgründungrelevante Dinge bis hin zu einem Stressbewältigungskurs. Das war wirklich eine ganz breite Palette an Workshops, damit man eben Fahrt aufnehmen kann und ein Netzwerk aufbaut, um dann ein Unternehmen daraus wachsen zu lassen. Die 30.000€ sind das eine, aber der Wert des Coachings und des Netzwerks ist unmessbar. Wir können damit jetzt sehr, sehr viel erreichen, und das hätten wir ohne den Accelerator, wenn wir nur auf uns alleine gestellt wären, nicht geschafft. Am 13.01. war die Abschlusszeremonie, da haben wir ein Zertifikat bekommen, welches uns bescheinigt, dass wir das erfolgreich durchlaufen haben über die neun Monate.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir machen gerade unsere Website komplett neu, da wird jetzt ganz viel kommen in den nächsten Wochen. Wir werden auch ein Community-Forum aufziehen für die internationalen Studierenden, um eben auch diejenigen, die schon in Deutschland sind, mit denen, die kommen wollen, und auch deutschen Akteuren, zusammenzuführen. Ansonsten fokussieren wir uns gerade darauf, die Applikation fertig zu entwickeln, was allerdings noch ein bisschen andauern wird. Es wird außerdem der Blog bald online gehen mit vielen Artikeln zu verschiedensten Themen, die für internationale Studierende, die hier studieren wollen, wichtig sind, aber auch rund um das Leben in Deutschland wird was dabei sein. Parallel suchen wir Investor*innen für eine Preceed Finanzierung, also eine Anstoßfinanzierung, die wir jetzt nach dem Accelerator brauchen, um unser Team zu vergrößern und unsere Pläne zeitnah umzusetzen zu können.

Ihr habt bereits viele Studierende auf einer Warteliste, was hat es damit auf sich?

Die Warteliste ist quasi ein Instrument von Start-Ups, um bei Ideen zu testen, ob die Nachfrage da ist und dann so früh wie möglich Interessenten zu sammeln, damit man später schnell an die herantreten kann. Das validiert natürlich, dass da ein Problem ist und, dass da auch Leute nach einer Lösung suchen. Das hat für uns sehr gut geklappt. Wir haben mehrere hundert Studis, die quasi von dem, was sie auf unserer Website gelesen haben, auf jeden Fall interessiert wären, unsere Applikation zu nutzen.

Gibt es eine Tendenz, von wo die meisten Interessenten kommen?

Also unser Fokus liegt auf pakistanischen und indischen Studierenden, einfach aufgrund der Erfahrungen von Tayyab, der in den letzten Jahren schon vielen geholfen hat, die aus diesen Ländern hierhergekommen sind zum Studieren. Das heißt, er kennt da ganz genau die Prozesse und weiß, worauf man achten muss, was es für Feinheiten gibt und deshalb ist das unser Initialmarkt und darauf haben wir uns auch in unseren Marketing-Aktivitäten fokussiert. Facebook Community Gruppen sind da beispielsweise ein großes Thema. Langfristig ist die Idee aber, das für jede/n anzubieten, die/der sich für ein Studium in DE entscheidet, wie beispielsweise chinesische oder russische Studierende, die mit zu den größten Bewerbergruppen gehören.

Wie geht ihr mit der aktuellen Situation um?

Wir haben gute und schlechte Tage, also jeder Tag ist anders. Und auch bei Plänen, die man macht, muss man flexibel sein, weil sich Dinge einfach ändern können und man auch nicht alles wissen kann von vornherein. Auch bei uns ist natürlich das Corona Thema präsent, das bereitet uns auch Kopfzerbrechen. Wir machen natürlich auf jeden Fall weiter, nur sollte es nochmal extrem werden, müssten wir schauen, ob wir uns erstmal in eine andere Richtung orientieren. Das ist der Vorteil in so einer frühen Phase. Wir haben eben nicht so eingefahrene Strukturen und können schneller auf Veränderung reagieren. Das heißt, wenn es so ist, dass aufgrund der Situation erstmal weiterhin keine Studis kommen können, dann haben wir ein Nebenprojekt, was die Studierenden, die bereits in Deutschland sind, mit deutschen Unternehmen verknüpft und darauf könnte man sich auch konzentrieren. Aber wir sind zuversichtlich, auch mit der Impfung, dass es sich zum Wintersemester auf jeden Fall gebessert haben wird.

Was würdest du anderen Gründer*innen raten?

Einfach die Angebote zu nutzen, die es gibt für Gründer*innen und solche die es werden wollen gibt. Alles was Open Campus macht ist total klasse, was die da für Veranstaltungen anbieten. Die Starterkitchen hat uns wahnsinnig weitergebracht und ohne die hätten wir uns auch gar nicht kennengelernt. Es gibt auch Beratungsstellen an der Uni und FH. Es gibt viele Optionen und es gibt auch viele Förderungen. Das ist halt super, um einfach mit dem Rücken frei erstmal loszulegen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, dass man noch Geld verdienen muss. Also mein Tipp wäre, nutzt die Angebote, die es in Schleswig-Holstein gibt, denn es gibt einige und wir haben die alle durch und wir stehen jetzt ganz gut davor, deswegen ist das total toll. Einen Fehler haben wir gemacht, wir haben vielleicht ein bisschen zu früh gegründet. Da würde ich sagen, wartet mit der Gründung einer Kaptialgesellschaft, weil da noch deutlich mehr administrative, steuerrechtliche Dinge auf einen zukommen und man fällt eben auch für manche Förderprogramme raus. Das sollte man sich also vorher überlegen, aber ansonsten gibt es wirklich tolle Formate in Kiel und Schleswig-Holstein, die man nutzen kann und auch nutzen sollte, wenn man eine gute Idee hat, die man weiterspinnen will. Eine tolle Übersicht bietet die ‚Startup Supporter Landscape Schleswig-Holstein‘ Zusammenstellung vom Kieler Startup stackOcean GmbH.

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