Jennifer Statz, Sina Wernowski und Fabian Tesdorff sind mit dem Studium fertig und können sich jetzt Bachelor of Engineering (B.Eng.) nennen. (Foto: Hartmut Ohm)© H. Ohm
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Fachhochschule Kiel verabschiedet erste Absolvent*innen des Studiengangs Bauingenieurwesen

von Ann-Christin Wimber

Die Bauwirtschaft erwartet sie bereits: Die ersten Bauingenieurinnen und-ingenieure verlassen mit dem Bachelor-Zeugnis die FH Kiel. Einige der rund 50 Studierenden waren besonders schnell und haben die Prüfungen bereits hinter sich. Zu ihnen gehören Sina Wernowski, Jennifer Statz und Fabian Tesdorff.

Nachdem der Fachbereich Bauwesen der FH Kiel in Eckernförde 2006 aufgelöst und ein Jahr später an der Fachhochschule Lübeck angesiedelt wurde, merkte die Bauwirtschaft schnell, dass Fachkräfte fehlen. Vor allem im Norden und Nordwesten Schleswig-Holsteins waren sie Mangelware. Die Situation wurde so prekär, dass die Landesregierung die Schaffung eines entsprechenden Studiengangs an der FH Kiel im Koalitionsvertrag festschrieb. „Der Studiengang Bauingenieurwesen wurde in Rekordzeit innerhalb eines Jahres gegründet“, beschreibt Prof. Dr.-Ing. Lars Appel, Leiter des Instituts für Bauwesen (IfB), die Entstehungsgeschichte des Studiengangs. Im ersten Jahr schrieben sich knapp 60 junge Menschen ein; mittlerweile studieren über 200 künftige Bauingenieur*innen an der FH Kiel.

Auch Guido Wendt, Staatssekretär im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, gratuliert den ersten Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs und freut sich über den Erfolg des Studiengangs: „Die Hochschule hat sich bei der Konzipierung des Studiengangs als äußerst konstruktive Partnerin gezeigt und einmal mehr ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Mit diesem weiteren Studienangebot erhöhen wir nicht nur die Attraktivität unserer Hochschullandschaft, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.“

Das Besondere an dem Bachelor-Studiengang ist, dass er als industriebegleitetes Studium (IBS) konzipiert wurde. Etwa die Hälfte der Erstsemester gehört der Gruppe der IBS-Studierenden an. Sie haben bereits mit Beginn der Hochschulausbildung einen Arbeitsvertrag in der Tasche. So wie Fabian Tesdorff. Er hat an vier Tagen in der Woche Vorlesung, einen Tag verbringt er im Betrieb. „Wenn die anderen Semesterferien haben, arbeite ich Vollzeit“, erklärt der 22-Jährige. Schlimm findet er die Doppelbelastung nicht. Im Gegenteil: „Ich finde es klasse, dass ich mein Wissen gleich einbringen kann.“

Tesdorff hat sich im 6. Semester für die Vertiefungsrichtung Konstruktiver Ingenieurbau entschieden. Das ist einer von vier Schwerpunkten, zu denen auch Verkehr und Infrastruktur, Wasserbau und Küstenschutz sowie Green Building gehören.

Für Jennifer Statz, gelernte Bauzeichnerin und ebenfalls IBS-Studentin, kam der wiedereröffnete Studiengang in Kiel genau zur richtigen Zeit: „Ich wollte mein Wissen über das, was ich während meiner Ausbildung gezeichnet habe vertiefen – aber ich wollte unbedingt in der Region bleiben“, erklärt die Absolventin, die sich in ihrer Bachelor-Arbeit mit Verkehrsplanung befasst hat. Dass sie als erste Studierende eine Art Versuchskaninchen waren, empfindet sie als positiv. „Klar war es ärgerlich, dass das Curriculum wiederholt geändert wurde. Aber dafür hatten wir auch unheimlich viel Mitspracherecht.“

Sina Wernowski kam vor dem Studium ebenfalls aus der Praxis, hat sich aber für ein nicht-industriebegleitetes Studium entschieden. Ihre Bachelorarbeit schrieb sie im Bereich Baubetriebslehre. „Wir wurden super auf die Abschlussprüfung vorbereitet“, sagt sie. „Wir haben oft in Teams an verschiedenen Projekten zusammengearbeitet und dabei verschiedene Positionen innegehabt. So konnten wir auch ausprobieren, was uns liegt und was nicht.“ Den Absolvent*innen gefiel insgesamt der familiäre Charakter des Studiengangs und die Nähe zu den Lehrenden. „Ob man wollte oder nicht, die Professoren kannten uns schnell mit Namen“, lacht Statz. Tesdorff fühlt sich gut auf das Berufsleben vorbereitet: „Ein Kollege von mir ist immer ganz begeistert, wie viel praktisches Wissen ich mitbringe.“

„Wir verabschieden jetzt die ersten gut ausgebildeten Fachkräfte im Bauingenieurwesen, die gerade im Norden und Nordwesten Schleswig-Holsteins nachgefragt werden“, betont Appel. „Alle unsere bisherigen Absolventinnen und Absolventen hatten bereits vor ihrem Abschluss Arbeitsverträge in Aussicht.“

Während des Studiums stehen zum einen allgemeine Fragen des Planens und Bauens im Mittelpunkt, aber auch der wirtschaftliche und schonende Umgang mit Ressourcen sowie der Ausbau der Infrastruktur unter Berücksichtigung des Umweltschutzes. Der Studiengang schließt nach acht Semestern mit dem Erwerb des Bachelor of Engineering (B.Eng.) ab. Der offizielle Semesterbeginn für Bachelor-Studierenden des Studiengangs Bauingenieurwesen für das Wintersemester 2022/23 ist der 01. September 2022. Das Institut für Bauwesen startet in der 35. Kalenderwoche mit Veranstaltungen für alle Erstsemester. Es wird neben einer offiziellen Begrüßung eine Netzwerk-Einführung, einen Rundgang über den Campus und einen einwöchigen Mathematikvorkurs geben.

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