Stück Käse.© Pixabay
Würde dieser Käse auch akzeptiert, wenn er aus synthetischer Milch hergestellt worden wäre? Dieser Frage gingen Forscher*innen der FH Kiel nach.

FH Kiel erforscht Akzeptanz von synthetisch hergestelltem Käse

von Frauke Schäfer

Ein Forschungsteam vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule (FH) Kiel hat in einer Studie Proband*innen zu ihrer Einstellung gegenüber synthetisch hergestelltem Käse befragt. Dabei zeigten sich vor allem signifikante Unterschiede zwischen den Bewohner*innen von Städten und der Bevölkerung auf dem Land.

Wie soll die stetig wachsende Weltbevölkerung künftig ernährt werden?  Diese wichtige Frage beschäftigt Wissenschaftler*innen weltweit. Ein Fokus liegt dabei auf einer nachhaltigen und effizienten Proteinversorgung. „Nicht-tierische Proteine bieten im Vergleich zu tierischen Produkten das Potential, die Umwelt und das Klima zu schonen“, erklärt Prof. Dr. Holger Thiele, Professor für Agrarökonomie am Fachbereich Agrarwirtschaft der FH Kiel. Derzeit arbeiten Startups daran, Milch im Labor synthetisch herzustellen und daraus mittels Fermentation Käse zu erzeugen. Wie Verbraucher*innen diesen synthetisch hergestellten Käse bewerten, untersuchten Prof. Thiele, Prof. Dr. Holger Schulze und Doktorandin Yascha Koik in ihrer Studie.

Hierfür befragten sie online insgesamt 318 Proband*innen zu ihrer Probier-, Kauf-, Ersatz- und Zahlungsbereitschaft von synthetisch hergestelltem Käse. Die Studie, so die Wissenschaftler*innen, sei zwar nicht repräsentativ, ermögliche aber erste Aussagen zur Akzeptanz und Bewertung von Käseanaloga in der jüngeren Bevölkerung. Das Durchschnittalter der Befragten betrug 29 Jahre.

Die Studienergebnisse zeigen, dass über die Hälfte der Proband*innen bereit wäre, synthetisch hergestellten Käse zu probieren. Allerdings würde nur rund ein Drittel diesen Käse auch kaufen. Ein weiteres Drittel könnte sich vorstellen, einen Teil ihres Konsums von konventionellen Käses durch synthetischen zu ersetzen. Jede*r Fünfte wäre bereit, für diesen Käse mehr oder viel mehr als für konventionellen Käse zu zahlen.

„Auffällig ist, dass Stadtbewohner*innen eine höhere Affinität für den synthetischen Käse aufweisen, als Menschen, die auf dem Land leben“, so Yascha Koik. Besonders groß ist der Unterschied bei der Bereitschaft, den analogen Käse zu probieren: Während dies über 60 Prozent der Städter*innen tun würden, trifft dies nur auf rund 40 Prozent der ländlichen Bevölkerung zu. Neben der Wohnlage machten die Forscher*innen weitere Einflussfaktoren auf die Akzeptanz aus: Proband*innen, die laut Studie ein Bewusstsein für Umweltprobleme und Tierwohl haben, hatten insgesamt eine höhere Affinität für den synthetischen Käse, erklärt Prof. Schulze: „38 Prozent der Befragten halten synthetischen Käse für umweltfreundlich.“ Wer den neuen Käse eher für günstig, schmackhaft und natürlich hielten, zeigte sich ihm gegenüber aufgeschlossener als Proband*innen, die ihn eher als teuer, nicht schmackhaft und unnatürlich einschätzen. Wer bereits wenig Käse konsumiert oder plant, seinen Käsekonsum zu reduzieren, zeigte eine höhere Affinität zum synthetisch hergestellten Käse.

Die Studie „Verbraucherakzeptanz von synthetischem Käse: eine empirische Analyse in ländlichen und städtischen Regionen“ ist erschienen in Berichte über Landwirtschaft, Band 100, Ausgabe 3 (https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/440/668).

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf führen Schulze und Thiele aktuell eine Folgestudie durch. Die größere Stichprobe soll weitere Einblicke in die Akzeptanz und Bewertung synthetischer Milchprodukte liefern.

 

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