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FH Kiel startet Bachelorstudiengang Architektur

von Frauke Schäfer

An der Fachhochschule (FH) Kiel startet zum Wintersemester 2023/24 der erste Jahrgang von Architekturstudierenden. Damit kommt die zweitgrößte Hochschule in Schleswig-Holstein einer Forderung aus Politik und Wirtschaft nach. Bereits vor Studienstart besteht großes Interesse von Planungsbüros, Landesbehörden, der Stadt Kiel und der Architektenkammer am Studiengang und insbesondere dem Industriebegleitetem Studium (IBS).

Die Bewerbungsphase läuft: Noch bis zum 15. Juli 2023 können sich Interessierte für den neu eingerichteten Bachelorstudiengang Architektur an der FH Kiel bewerben. Die Vorlesungen starten im Wintersemester 2023/24. Der achtsemestrige Studiengang wird zunächst 32 Studierende aufnehmen können, in den kommenden Jahren bis zu 60. Bereits im Dezember 2020 beschloss die damalige Jamaika-Koalition, die zweitgrößte Hochschule Schleswig-Holsteins mit der Schaffung eines solchen Studiengangs auf dem Campus in Kiel-Dietrichdorf zu beauftragen. „Wir sind erleichtert und stolz, dass wir in sehr kurzer Zeit alle notwendigen formalen Anforderungen an diesen stark nachgefragten Studiengang erfüllt haben“, so Prof. Dr. Björn Christensen, Präsident der Hochschule. „Dies war ein enormer Kraftakt für die Hochschule, denn neben der reinen Studiengangkonzeption mussten in kurzer Zeit auch Lehrende berufen und passende Räumlichkeiten gefunden und hergerichtet werden.“

Mit dem neuen Studienangebot kommt die Hochschule dem Wunsch der Landesregierung und der Wirtschaft nach, dem Fachkräftemangel nicht nur im Bereich des Bauingenieurwesens, sondern auch auf dem Gebiet der Architektur zu begegnen. Bei der Konzeption des neuen Bachelorstudiengangs legten die Verantwortlichen besonders viel Wert auf ein modernes und zukunftsorientiertes Curriculum, betont Prof. Dr. Lars Appel, der Leiter des Instituts für Bauwesen: „Dieser Anspruch drückt sich beispielsweise in den vier Schwerpunkten Green Building, Holzbau, Digitales Planen und Gestalten sowie Planung, Prozess und Steuerung aus. Diese beinhalten neben Themen der Nachhaltigkeit insbesondere auch die digitale Planung und Visualisierung.“ 

Die Karrierechancen für die künftigen Absolvent*innen sind hervorragend: Die Bauwirtschaft wartet händeringend auf akademisch ausgebildete Fachkräfte. Im Rahmen des praxisbegleiteten Studiums IBS sichern sich Behörden und Architekturbüros schon während des Studiums künftige Mitarbeiter*innen, weiß Claudia Martens, IBS-Koordinatorin der FH Kiel. „Schon jetzt haben wir sehr viele Anfragen von Behörden und Architekturbüros für unser duales Studienkonzept. Ich bin überzeugt, dass das IBS durch den Studiengang Architektur noch stärker wachsen wird.“

Um die künftigen Architekt*innen langfristig unterzubringen, muss die Fachhochschule Kiel ein neues Gebäude errichten. Im Oktober 2022 wurde ein Wettbewerbsverfahren für einen Neubau beendet, der die Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen künftig beheimaten soll (Pressemitteilung vom 12. Oktober 2022). Der Siegerentwurf sieht neben modernen Lehr- und Veranstaltungsräumen auch ein großes Laborareal vor, das von den Bauingenieur*innen genutzt werden wird. Auch eine Modellbauwerkstatt für die Architektur ist vorgesehen. Beim Neubau setzt die FH Kiel auf Klimaneutralität und eine effiziente Ressourcen- und Flächenplanung. So ist unter anderem ein Dachgarten mit Solarmodulen geplant, die so gewonnene Energie soll ins Netz eingespeist werden, erklärt FH-Kanzlerin Dr. Anja Franke-Schwenk: „Das Gebäude soll ganz im Sinne des Energiewende- und Klimaschutzgesetzes des Landes eine Vorbildfunktion einnehmen. Zugleich verstehen wir den Neubau auch als Reallabor. Wir wollen neue experimentelle Methoden der Energiegewinnung zum Beispiel im Bereich der Fotovoltaik erproben können, auch wenn diese ihre Wirtschaftlichkeit noch nicht bewiesen haben. Diese unmittelbare Verbindung von angewandter Forschung und Lehre ist ein Charakteristikum von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und für unseren nachhaltigen Liegenschaftsbetrieb von sehr hohem Wert.“

Der Neubau soll bis ca. 2027/2028 fertiggestellt werden. Bis dahin muss die Hochschule kreative Raumlösungen in der Nachbarschaft finden. Die ersten Jahrgänge werden auf dem Gelände des Seefischmarkts und des Ostuferhafens untergebracht. Die Hochschule mietet dafür in den kommenden Jahren weitere 1000 Quadratmeter an und investiert mehrere 100.000 Euro in Anmietung und Umbau von teilweise alten Gebäudeteilen. „Unser Ziel ist es, den Studierenden und Lehrenden trotz der Interimslösungen eine moderne und kreative Lehr- und Lernumgebung zu bieten. Wir danken dem Seefischmarkt Kiel und dem Port of Kiel für die zielorientierte Unterstützung bei der Raumfrage“, so die Kanzlerin. „Damit unterstreichen alle Beteiligten erneut das gemeinsame Bekenntnis zu einer langfristigen Entwicklung des Wissenschaftsquartiers entlang der Schwentinemündung.“

Hintergrund
Bis Anfang der 2000er Jahre bot die Fachhochschule Kiel noch jeweils einen Studiengang Architektur und Bauingenieurwesen in Eckernförde an. Der Fachbereich Bauwesen wurde dann jedoch von der damaligen Landesregierung auf Empfehlung der sogenannten Erichsen-Kommission geschlossen. Seitdem bot in Schleswig-Holstein nur noch die Technische Hochschule Lübeck diese Studiengänge an. Da sich die Absolvent*innen der TH Lübeck in der Regel im Umkreis der Hansestadt ansiedelten, fehlten dem Norden und Nordwesten Schleswig-Holstein die entsprechenden Fachkräfte. Die Landesregierung unterstützt die FH Kiel im Rahmen des Zukunftsvertrags bei der Errichtung des Studiengangs zunächst mit jährlich 1,28 Millionen Euro. Bis 2027 wird dieser Betrag auf 1,58 Millionen Euro erhöht.

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