Die Annahmestelle für Sachspenden auf dem Krakauer Bahnhof. (Foto: Hoengen)© S. Hoengen
Die Annahmestelle für Sachspenden auf dem Krakauer Bahnhof. (Foto: Hoengen)

Helfen, wo Hilfe benötigt wird

von Mariesa Brahms

Am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche sammelte Sandra Hoengen, Mitarbeiterin im International Office der Fachhochschule Kiel, mit ihren Kolleg*innen des Hamburger Vereins „WerWennNichtWir e.V.“ Sachspenden für Geflüchtete aus der Ukraine. Zusammen mit einem ukrainisch-sprachigen Dolmetscher und einem polnisch-sprachigen Busfahrer ging es für Hoengen nach Krakau.

Gegründet wurde der Verein zu Beginn der Pandemie. Damals haben die Mitglieder Lebensmittelspenden von Supermärkten an diejenigen verteilt, die durch die Pandemie ihre Jobs und finanzielle Grundlage verloren haben. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich das Aufgabenfeld des Vereins erweitert. „Wir sehen uns unserem Leitsatz verpflichtet“, sagt Hoengen. Und weil der vorsieht, dass geholfen werden soll, wo Hilfe benötigt wird, unterstützt der Verein nun Geflüchtete aus der Ukraine auf ihrer Weiterreise nach Deutschland. „Wir haben sehr viele Sachspenden erhalten“, berichtet Hoengens. Die Hilfsbereitschaft, die den Verein nach einem Aufruf erreichten, sei groß. Lebensmittel, Verbandszeug und Schlafsäcke wurden in großer Zahl abgegeben.

Entgegen ihren Erwartungen musste Hoengen auf ihrer Tour über Berlin nach Polen nicht in stundenlangen Staus stehen: „Wir hatten damit gerechnet, dass die Grenze überfüllt ist und hatten uns auf lange Wartezeiten eingestellt“, erinnert sie sich. Voll wurde es schließlich erst, als der Hilfstransport, bestehend aus vier Wagen mit je zwei Personen in Krakau ankam. Am Gleis 4 des Bahnhofs wurden die Spenden an Sammelstationen entgegengenommen und von dort weiterverteilt.

„Wen unsere Spenden erreichten, habe ich gar nicht mehr mitbekommen“, erzählt Hoengen. Dann lernte sie eine fünf-köpfige Familie aus der Ostukraine kennen, die sie über die deutsch-polnische Grenze nach Hamburg bringen würde. Ein Austausch war nur über den Dolmetscher möglich. Über ihn erfuhr Hoengen, dass die Großmutter der Familie in der vorherigen Woche eine schwere Operation hinter sich gebracht hatte, ehe sie sich auf die Flucht vor Bombenangriffen machen musste.

Ob die notwendige Nachbehandlung in Hamburg geleistet werden konnte, weiß Hoengen nicht. Sicher ist, dass diese Familie in den folgenden fünf Tagen nach Ankunft in der Hansestadt in einem Hotel untergebracht ist. „Für die Zeit danach benötigen diese und andere Familien dringend eine Unterkunft“, sagt Hoengen. Zurzeit ist der Verein auf der Suche nach einem Obdach für eine siebenköpfige Familie. „Sie könnten auch getrennt untergebracht werden können“, lenkt Hoengen ein. Wer jemanden kennt, der jemanden kennt oder sogar selbst Platz hat, wird gebeten, sich beim Verein „WerWennNichtWir e.V.“ zu melden. Hoengen bittet um Verständnis, dass die Wohnungsanbieter*innen Fotos und Details zu der angebotenen Behausung sowie persönliche Daten angeben.

Neben Sachspenden ist der Verein vor allem auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Aber auch tatkräftige Unterstützung ist willkommen. Die nächsten Hilfstransporte sind voraussichtlich am letzten März-Wochenende oder dem ersten Wochenende im April geplant.

© Fachhochschule Kiel