Nach ihrem Abstecher nach Dänemark ist Nele Becker nun wieder in ihrer Heimatstadt Kiel. (Foto: Brahms)© M. Brahms
Nach ihrem Abstecher nach Dänemark ist Nele Becker nun wieder in ihrer Heimatstadt Kiel.

„Ich habe meine Heimat neu entdeckt“

von Mariesa Charlotte Brahms

Um die Heimat neu zu entdecken, muss man sie erst einmal verlassen. Das hat Nele Becker getan – angefangen mit dem fast schon obligatorischen Jahr in Australien nach dem Abitur in Kiel. „Genau wie es gang und gäbe ist, bin ich einige Zeit gereist und habe so den westlichen Teil des Landes sowie ein bisschen von Neuseeland erkundet“, erzählt die 29-Jährige. Bevor es auf Erkundungstour ging, absolvierte sie allerdings noch ein Praktikum in der Vertriebs- und Marketingabteilung eines Modeunternehmens in Sydney.

Vom anderen Teil der Welt schickte die Kielerin Bewerbungen an Universitäten. Münster, Hannover, Hamburg – die Präferenz war nicht von der Hand zu weisen: „Für mich stand fest, dass ich im Norden bleiben wollte.“ Am Ende ging es für sie sogar noch etwas weiter über den „echten Norden“ hinaus. Im dänischen Herning studierte sie Branding- und Marketingmanagement im Bachelor.

Aufmerksam geworden ist sie auf den Campus in Herning über eine Ausbildungs- und Studienmesse auf den letzten Metern vor ihrem Abitur. „Termine für Beratungsgespräche waren Pflicht“, erinnert sich Becker. Diese waren dann zwar wenig erleuchtend – keine der Universitäten sprachen sie an. Allerdings bekam die Schülerin damals durch Zufall eine Broschüre von der Design-Hochschule VIA in Dänemark in die Hände. „Design und Gestalterisches fand ich schon immer spannend“, begründet sie heute ihre Entscheidung, nur ein paar Monate nach der Heimkehr aus Australien ihre Koffer für Dänemark zu packen. „Und mit Worten kann man ja irgendwie auch gestalten“, fügt sie noch hinzu.

2013 bis Ende 2016 lebte und studierte Nele Becker im benachbarten Königreich. Was ihr besonders gefiel war die internationale Atmosphäre: Ihre Kommiliton*innen kamen aus ganz Europa, manche auch aus Übersee. Außerdem war die Lehre praktisch ausgerichtet, so dass Nele ihre Fertigkeiten in bunt gemischten Arbeitsgruppen durch Studierendenprojekte festigen konnte.

Das praxisnahe Studium wünschte sie sich auch für ihren Master. Daher entschied sie sich dafür, Anfang 2017 den Master „Angewandte Kommunikationswissenschaften“ an der Fachhochschule Kiel zu beginnen.

Nach einiger Zeit im Ausland, sieht Becker ihre Heimatstadt mit anderen Augen. „Als Studentin habe ich viele Ecken Kiels wie beispielsweise das Ostufer erst richtig kennengelernt – inklusive Geheimtipps für Bars und Cafés“, schmunzelt sie. „In meinem Studium an der Fachhochschule oder aber auch in meiner Yoga-Gruppe habe ich nun neue Leute kennengelernt: Man könnte schon sagen, ich habe meine Heimat neu entdeckt.“ Was hinzu kommt, ist, dass viele von ihren Schulfreund*innen zurück gekehrt sind nach Kiel. Neben der Stadt hat sie auch altbekannte Freundschaften neu kennengelernt.

Kiel scheint Nele Becker nach wie vor gut zu gefallen, denn auch nach ihrem Masterabschluss im Jahr 2020 blieb sie dort. Seit September dieses Jahres ist sie die erste Volontärin der 2018 geschaffenen Stabsstelle Strategische Kommunikation der Fachhochschule Kiel. Neles Zwischenresümee fällt gut aus: „Ich mag es hier, und ich bin besonders gespannt auf die Seminare, die noch vor mir liegen.“ Das erste steht bereits kurz bevor – Ende November geht es für sie nach Hamburg an die Akademie für Publizistik.

Das Volontariat dauert zwei Jahre. Für die Zeit danach hat Becker heute noch keinen genauen Plan. Eine Bedingung für ihre zukünftige Karriere hat sich Nele allerdings heute schon gesetzt: „Ich möchte auf jeden Fall etwas Nachhaltiges machen.“ Während ihres Bachelors hat sie viel von Fast Fashion mitbekommen. Vom Wirtschaften auf Kosten von Arbeitskräften und der Umwelt möchte sie Abstand wahren und rührt die PR-Trommel lieber für Unternehmen, die sie moralisch vertreten kann. „Deswegen macht das Volontariat an einer Bildungsinstitution wie der Fachhochschule für mich Sinn“, sagt Nele Becker.

© Fachhochschule Kiel