Studentin Friederike Huhs bei der Abschlusspräsentation ihres Projektes vor einer Leinwand© L. Trzewik
Die Umfrage von Friederike Huhs gibt Aufschluss über die Perspektive von Pendler*innen auf Park & Ride-Angebote in Kiel.

Innovative Konzepte für eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur

von Lisa Trzewik

Am 19. Dezember präsentierten Studierende des Fachbereichs Bauwesen die Ergebnisse ihres Projektes „Multimodale Stadt-Land-Verkehre – Park & Ride als Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung“ am Seefischmarkt. Bei der Abschlusspräsentation stellten sie innovative Entwürfe vor, die aufzeigen, wie Park & Ride (P&R)-Anlagen als integraler Bestandteil einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur in der KielRegion entwickelt und umgesetzt werden können.

Die Studierenden teilten sich für das Projekt in Kleingruppen auf und untersuchten die Situation der Autofahrer*innen, die aus dem Osten, Süden und Norden nach Kiel einpendeln. Außerdem wurden die Ergebnisse einer Kurzbefragung zu den Anforderungen und Wünschen der Nutzer*innen an P&R-Stationen vorgestellt, die von der Studentin Friederike Huhs in Zusammenarbeit mit dem ADAC durchgeführt wurde. Einige Vertreter*innen des ADAC, der Landeshauptstadt Kiel, der KielRegion und des ADFC nahmen an der Veranstaltung teil und brachten sich rege in die Diskussion über die Entwürfe der Studierenden ein.

die Studierenden Feddersen, Luca Wilczek und Friederike Huhs stehen vor ihrer Präsentation©L. Trzewik
Luca Wilczek, Jakob Feddersen und Friederike Huhs (v.l.) präsentierten ihr Konzept für Kiel Ost.

Mögliche Pendlerparkplätze am Ostufer

Eine Kleingruppe untersuchte P&R-Standorte im Osten von Kiel, die eine Verkehrsanbindung an die geplante Stadtbahn ermöglichen sollen. Die zentrale Fragestellung der Studierenden lautete: „Wie lassen sich P&R-Anlagen in Kiel-Ost attraktiv für Pendler an die Stadtbahn anbinden?“ Das zukünftige Stadtbahnnetz soll wichtige Institutionen des Ostufers wie die FH Kiel und das GEOMAR effizient an die Innenstadt und allgemein an das öffentliche Verkehrsnetz anbinden. Bestehende P&R-Anlagen, wie der Parkplatz an der FH Kiel oder der L52, wurden von den Studierenden auf ihre Eignung als Pendlerparkplätze überprüft. Die P&R-Anlage an der FH Kiel ist baulich geeignet, weist aber durch die bestehende Nutzung durch die Studierenden und Mitarbeitenden wenig Potenzial für einen Ausbau des Angebotes aus. Ein besonderes Augenmerk galt der Optimierung des Parkplatzes an der L52. Für diese Anlage sprachen die gute Busanbindung und das Potenzial durch die mögliche Anbindung an die Stadtbahn. Die Vorschläge für eine attraktive und moderne Anlage umfassen unter anderem eine verbesserte Beleuchtung, die vor allem für Fahrradnutzer*innen mehr Sicherheit bieten soll, sowie Maßnahmen zur Erhöhung der Barrierefreiheit und zur Verbesserung des Komforts. Auch eine Erweiterung durch ein Quartier-Parkhaus wurde angedacht.

Verkehr gar nicht erst in die Innenstadt bringen

Einen anderen Ansatz wählte die Studierendengruppe, die den Süden von Kiel untersuchte und Verbesserungspotenziale identifizierte. Dabei wurde vor allem die Bedeutung der Dezentralisierung betont – also die Platzierung von P&R-Anlagen schon weiter außerhalb von Kiel, um den Verkehr gar nicht erst in die Innenstadt zu bringen. Das entlastet nicht nur den innerstädtischen Verkehr, sondern leistet auch einen entscheidenden Beitrag zur CO2-Reduktion. Die Studierenden präsentierten Verbesserungsvorschläge insbesondere hinsichtlich der Barrierefreiheit und der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und zeigten auf, wie die P&R-Anlagen benutzerfreundlicher gestaltet werden können. Als Entwurfsvorschlag entwickelten sie eine optimierte und nutzungsfreundliche Anlage barrierfrei und mit digitaler Information, Bike&Ride mit Anbindung an überregionale Radwege an der neu ausgebauten A21.

die Studierenden Jonas Pickel, Louisa Gertig und Lukas Wellmer bei ihrer Präsentation der Arbeitsergebnisse.©L. Trzewik
Lukas Wellmer, Louisa Gertig und Jonas Pickel beschäftigten (v.l.) sich mit Park & Ride-Anlagen in der südlichen KielRegion.

Um einen Entwurf für die Pendlerregion im Norden von Kiel zu entwickeln, führten die Studierenden auch dort eine detaillierte Analyse der Verkehrssituation und Pendlerströme durch. Drei Parkplatzstandorte wurden im Rahmen einer Nutzwertanalyse mit Kriterien wie ÖPNV-Anbindung, Erreichbarkeit und Qualität bewertet. Für die Vorzugsvariante wählten die Studierenden einen Standort in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Suchsdorf und stellten das Konzept einer zweigeschossigen P&R-Anlage mit einer guten Anbindung an das vorhandene Straßennetz vor.

die Studierenden Timon Hinz, Tjorven Dethlefsen und Philipp Köhnke stehen vor ihrer Präsentation©L. Trzewik
Timon Hinz, Tjorven Dethlefsen und Philipp Köhnke stellten ihren Entwurf für die Einpendelregion Nord vor.

Anreize für Nutzung von P&R schaffen

Abschließend stellte die Studentin Friederike Huhs die Ergebnisse ihrer Umfrage in Bezug auf Anforderungen und Rahmenbedingungen für P&R-Plätze vor. Ziel war dabei, die konkreten Wünsche und Bedürfnisse von Nutzer*innen zu identifizieren, um P&R-Angebote in der KielRegion zu verbessern. Insgesamt nahmen 226 Personen an der Umfrage teil, die die Studentin in Zusammenarbeit mit dem ADAC und unter der Betreuung von Prof. Dr. Brigitte Wotha durchführte. „Die Umfrage sollte herauskristallisieren, wie Pendler*innen die P&R-Situation empfinden, und dabei ist vor allem deutlich geworden, dass es an Informationen über die P&R-Anlagen mangelt. Dahingehend müssen in der KielRegion dringend Anreize geschaffen werden“, erklärte Huhs. Außerdem wurden die Ausstattung und der Komfort der vorhandenen Parkplätze von den Pendler*innen kritisiert.

Wotha zeigte sich sehr zufrieden mit den Präsentationen der Studierenden, die den Bedarf und die Erweiterungspotenziale der bestehenden P&R-Anlagen klar identifizierten: „Mit ihren guten Entwürfen für mögliche moderne und attraktive Standorte haben die Studierenden gute Impulse für Verbesserung der Verkehrssituation in und nach Kiel erarbeitet.“

 

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