Eine Frau steht auf einer Bühne und trägt vor© N. Becker
Irina Loza erläuterte, welche Vorteile KI für die Bestimmung von Zielgruppen haben kann.

KI in der Kultur: der Anfang ist gemacht

von Nele Becker

Künstliche Intelligenz (KI) wird künftig in vielen Bereichen unseres Alltags eine Rolle spielen. Welche Chancen und Herausforderungen sich daraus für die Kulturlandschaft in Schleswig-Holstein ergeben, haben Studierende und Mitarbeitende der FH Kiel im von der Staatskanzlei geförderten Projekt „Künstliche Intelligenz in Einrichtungen der kulturellen Infrastruktur“ untersucht. Am 8. November 2022 präsentierten und diskutierten sie zentrale Ergebnisse ihrer Forschung im Europäischen Hansemuseum in Lübeck.

Ein Mann auf einer Bühne hält einen Vortrag©N. Becker
Prof. Dr. Stephan Schneider skizzierte in seinem Vortrag die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und deren Potenziale für die Kultur.

Prof. Dr. Stephan Schneider vom Fachbereich Wirtschaft erklärte in einem Kurzvortrag, wie KI die Kulturlandschaft verändern kann und wie der bewusste und verantwortungsvolle Umgang mit Daten Arbeitsprozesse vereinfachen kann. Angesichts der noch immer weit verbreiteten Skepsis gegenüber KI plädierte er dafür, diese zu entmystifizieren: „Es gibt keinen ‚Mister KI‘. Im Kern ist KI Mathe, daraus resultierend Statistik – und Technik.“

Als studentische Hilfskräfte sind Irina Loza, Bachelorstudentin Wirtschaftsinformatik, Iwana Schmidt, Bachelorabsolventin Betriebswirtschaftslehre und Tanja Timmler, Masterstudentin Digital Business Management, an dem Projekt beteiligt. Sie erläuterten ihr Vorgehen zur Entwicklung einer KI-basierten Identifikation von Zielgruppen, die kulturellen Einrichtungen die strategische Kommunikationsplanung erleichtern soll.

Ihr Fazit: „Das Konstrukt Zielgruppen geht weit über soziodemografische Merkmale wie Alter, Geschlecht und Beruf hinaus. Vielmehr sollten Kulturinstitutionen Zielgruppen anhand von Interessen, Ansichten und sozialen Gefügen bestimmen“, erklärte Loza. Im Rahmen der Zusammenarbeit haben die Projektmitarbeitenden Handreichungen für Kulturinstitutionen entwickelt, die diese im Umgang mit Daten und KI unterstützen sollen.

Ein weiteres Anwendungsbeispiel präsentierte Dennis Przytarski, Masterstudent Medienkonzeption. Er arbeitet in einem Teilprojekt in Kooperation mit Dataport und kulturellen Einrichtungen an einer KI-basierten Lokalisierung historischer Fotografien, die die Digitalisierung von Bildern beschleunigt.

Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei und Minister, zeigte sich im Gespräch über KI als Chance für Schleswig-Holstein mit Prof. Dr. Tobias Hochscherf, Projektleiter und Vizepräsident der Fachhochschule Kiel, begeistert über den Verlauf des Projekts: „Im Frühjahr 2020 haben wir uns zum Auftakt in der Landesbibliothek getroffen. Ich bin sehr beeindruckt, dass das Projekt vollständig erfüllt hat, was anfangs versprochen wurde – und sogar darüber hinausgeht.“

Zwei Männer sitzen auf Stühlen auf einer Bühne und sprechen miteinander©N. Becker
Diskutierten über die nächsten Schritte des Landes Schleswig-Holstein im Bereich KI: Prof. Dr. Tobias Hochscherf (links) und Staatssekretär Dirk Schrödter.

Darüber, wie der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis gelingt und wie die KI-basierte Besucher*innenanalyse die tägliche Arbeit der Kulturinstitutionen verändert, sprach Prof. Dr. Christian Möller in einer abschließenden Diskussion mit Sören Affeldt, Leitung Kommunikation Europäisches Hansemuseum, Prof. Dr. Martin Lätzel, Co-Leiter der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, und dem Projektmitwirkenden Prof. Dr. Stephan Schneider.

Sören Affeldt hob den praktischen Nutzen der Forschungsergebnisse für das Angebot und das Marketing des Europäischen Hansemuseums hervor: „Befragungen lohnen sich für uns immer, da sie uns unserem Publikum näherbringen“, sagte er und fügte hinzu: „Normalerweise basiert die Arbeit mit Zielgruppen und Personas allerdings auf Bauchgefühl und Annahmen. KI hilft hier, eine Persona aus tatsächlichen Besucher*innen unseres Museums zu erstellen.“

Einig waren sich alle Beteiligten darüber, dass der gestrige Tag zwar den Abschluss des spezifischen Projekts, nicht aber das Ende von Künstlicher Intelligenz in der Kulturellen Infrastruktur markierte – im Gegenteil: „KI im Kulturbereich hat gerade erst angefangen“, betonte Dr. Felicia Sternfeld, Direktorin des Europäischen Hansemuseums.

Mehr über das Projekt sowie die Handreichungen für Kulturinstitutionen finden Interessierte auf der Website.

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