Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Wissenschaftspreisträgerin Prof. Dr. Daniela Berg, Innovationspreisträgerin Prof. Dr. Sabah Badri-Höher, Stadtpräsident Hans-Werner Tovar© P. Lühr
Preisverleihung im Opernhaus im „Dschungelbuch“-Bühnenbild: (von links) Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Wissenschaftspreisträgerin Prof. Dr. Daniela Berg, Innovationspreisträgerin Prof. Dr. Sabah Badri-Höher, Stadtpräsident Hans-Werner Tovar.

Kieler Wissenschaftspreis 2021 und Innovationspreis 2021 verliehen

von Landeshauptstadt Kiel / P. Lühr

In einer Festsitzung der Kieler Ratsversammlung wurden am Sonntag, 12. September, der Wissenschaftspreis der Landeshauptstadt Kiel 2021 und der Innovationspreis der Landeshauptstadt Kiel 2021 verliehen. Stadtpräsident Hans-Werner Tovar und Oberbürgermeister Ulf Kämpfer überreichten den mit 10.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis an die Medizinerin Professorin Dr. med. Daniela Berg von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Den ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten Innovationspreis erhielt die Physikerin und Ingenieurin Professorin Dr. Sabah Badri-Höher von der Fachhochschule Kiel.

Der Wissenschaftspreis und der Innovationspreis werden traditionell in der Kieler Woche im jährlichen Wechsel mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Kiel überreicht. Vorgeschlagen worden waren die Preisträgerinnen vom Kieler Kultur- und Wissenschaftssenat unter dem Vorsitz der neuen Uni-Präsidentin Professorin Dr. Simone Fulda. Die Ratsversammlung hatte die Auswahl des Senats einstimmig bestätigt.

Seit 2001 zeichnet die Landeshauptstadt Kiel mit dem Wissenschaftspreis hervorragende wissenschaftliche Leistungen von Personen, Personengruppen oder Institutionen aus, deren Wirken in besonderer Beziehung zur Landeshauptstadt Kiel oder zum Land Schleswig-Holstein steht und die sich hervorragende Verdienste, auch über das Land hinaus, erworben haben. In diesem Jahr wurde er zum elften Mal verliehen. Zudem wird seit 2017 der Innovationspreis der Landeshauptstadt Kiel vergeben für herausragende Erfindungen, innovative Ideen, technologische Entwicklungen und wissenschaftlich basierte Startup-Geschäftsmodelle.

Erstmals beide Preise an Frauen verliehen

In seiner Begrüßungsrede bei der Verleihung nannte Stadtpräsident Hans-Werner Tovar die beiden Preisträgerinnen „großartige Beispiele für die hohe Qualität der Wissenschaft und Forschung in Kiel“. Er verwies darauf, dass zuletzt häufig Frauen mit dem Kieler Wissenschaftspreis ausgezeichnet worden sind: 2011, 2013, 2017, 2019 und jetzt 2021. In diesem Jahr gibt es zudem erstmals eine Trägerin des Innovationspreises. Tovar: „Dies ist eine sehr gute Entwicklung, die auch viel aussagt über die besondere Qualität der Kieler Hochschulen, deren größte ja auch von einer Frau geleitet wird.“

Die damit angesprochene CAU-Präsidentin Prof, Dr. Simone Fulda freute sich ebenfalls über die hohe Qualität von Forschung und Wissenschaft in Kiel: „Diese Preisverleihungen führen uns ein weiteres Mal die wichtige Rolle und das große Potenzial von Wissenschaft und Innovation in unserer Stadt vor Augen.“ Sie begrüßte die Preisvergabe an zwei Professorinnen, „denn wissenschaftliche Exzellenz von Frauen ist nach wie vor zu wenig sichtbar und findet weiterhin selten die verdiente Anerkennung.“ Fulda sprach bei der Preisverleihung als Vorsitzende des Kultur- und Wissenschaftssenats der Stadt.

Kampf gegen Parkinson mit Wissenschaftspreis ausgezeichnet

Professorin Dr. Daniela Berg ist Professorin für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und seit 2016 Direktorin der Klinik für Neurologie am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Gleichzeitig leitet sie die Forschungsgruppe Früherkennung neurodegenerativer Erkrankungen an der CAU. Das Studium absolvierte die Mutter zweier Kinder von 1988 bis 1994 an der Universität Würzburg. Ihr besonderes wissenschaftliches Interesse gilt der Früherkennung und Prävention neurodegenerativer Erkrankungen, insbesondere Parkinson.

Für ihre bahnbrechenden Forschungen, die das Verständnis der Parkinson-Krankheit (Schüttellähmung) revolutionieren, wurde Prof. Dr. Daniela Berg vielmals ausgezeichnet. Ein wissenschaftlicher Durchbruch war ihre wegweisende Ultraschalluntersuchung des Gehirns. Die transkranielle Sonografie hilft dabei, frühzeitig Veränderungen im Gehirn zu entdecken, die für die Parkinsonerkrankung verantwortlich sind. Die Erkenntnisse von Prof. Berg und ihrem Team haben somit wesentlich dazu beigetragen, dass die Parkinsonerkrankung heute völlig anders und besser verstanden wird, als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war.

Professor Dr. Joachim Thiery, Dekan der Medizinischen Fakultät der CAU und Vorstand für Forschung und Lehre am UKSH, beschrieb in seiner Laudatio auf die Wissenschaftspreisträgerin die wesentlichen Eigenschaften von Prof. Dr. Daniela Berg: „Mitreißender Enthusiasmus, Beharrlichkeit und Mut für große Ziele der Medizin“. Dabei ist die Neurologin keine Einzelkämpferin: „Exzellente medizinische Forschung, Studierendenausbildung und individuelle Patientenversorgung versteht und lebt Daniela Berg als Gemeinschaftsaufgabe. Ihre Begeisterung überträgt sie schnell auch auf andere.“

Thiery konstatierte, „dass die wissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Daniela Berg das Verständnis der Parkinsonerkrankung und deren Diagnostik revolutioniert haben. Sie sind auch international zukunftsweisend, um der Krankheit künftig individueller vorzubeugen, sie gezielt zu behandeln und auch zu heilen.“

Innovationspreis für Unterwasser-Informationstechnik

Professorin Dr. Sabah Badri-Höher leitet seit zwölf Jahren die Arbeitsgruppe Digitale Signalverarbeitung an der Fachhochschule Kiel im Fachbereich Informatik und Elektrotechnik. Ihr Studium in Casablanca und Paderborn führte sie zunächst ans Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen. Dort war sie maßgeblich beteiligt an der Entwicklung des nordamerikanischen Digitalradiosystems SiriusXm. 2001 zog sie nach Kiel und arbeitete an der Technischen Fakultät der CAU. Es folgten Professuren in Bremen und Oldenburg, bevor sie 2009 den Ruf an die FH annahm.

In Kiel hat sie die Unterwasser-Informationstechnik mit zahlreichen Publikationen, Patenten und Projekten zu einem sehr wichtigen Forschungsgebiet gemacht. Die Autonomen Unterwasserroboter (AUV), die Badri-Höher mit ihrem Team entwickelt, können in Zukunft zur Inspektion und Wartung von Offshore-Windparks eingesetzt oder als AUV-Schwarm im Tiefwasser verwendet werden. Badri-Höher hat eine Zweitmitgliedschaft an der Technischen Fakultät der CAU.

Der Präsident der Fachhochschule Kiel, Professor Dr. Björn Christensen, erklärte in seiner Laudatio auf die Innovationspreisträgerin, Professorin Dr. Sabah Badri-Höher repräsentiere die FH „par excellence“. Wie Badri-Höher ihr Wissen aus dem Mobilfunk in das Medium Wasser übertragen hat und bekannte Techniken in diesem anderen Bereich durch anwendungsorientierte Forschung zum Einsatz bringt, spiegele ihre Innovationsfähigkeit wieder. „Sie hat es geschafft, die Unterwasser-Informationstechnik an der FH Kiel aufzubauen und so dazu beigetragen, diese Kompetenzen im Land Schleswig-Holstein zu festigen und darüber hinaus auf internationaler Ebene zu etablieren.“

Prof. Christensen verwies auch darauf, dass Frauen in technischen Fachgebieten bis heute besonders stark unterrepräsentiert sind: „Da ist es wert hervorgehoben zu werden, dass sich Professorin Badri-Höher zusätzlich sehr stark für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft einsetzt. ... Und junge Frauen brauchen Vorbilder, damit sie sich gerade auch für ein ingenieurwissenschaftliches Studium und eine Karriere in der Forschung entscheiden.“

Preise machen Leistung von Frauen sichtbar

Auch die Kieler Gleichstellungsbeauftrage und ihr Team gratulierten den beiden Preisträgerinnen. In der Verleihung der Preise spiegele sich die zunehmende gesellschaftliche Anerkennung und Würdigung der Leistung von Frauen wider. „Wir freuen uns sehr, dass die Landeshauptstadt Kiel den Trend aktiv fortsetzt, Leistung von Frauen weithin sichtbar zu machen und somit insbesondere Mädchen und Frauen dazu ermutigt, ihr volles Potenzial zu entfalten und einzubringen“, so Helga Rausch, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt.

Kurzfilme, Interviews und „Preisträger*innen-Lectures“

Selbst exzellente Forschung und Wissenschaft ist in der Kieler Öffentlichkeit häufig kaum bekannt. Das möchte die Landeshauptstadt Kiel ändern. Mit neuen Medien und Veranstaltungen sollen der Wissenschaftspreis, der innovationspreis und der Preisträger*innen künftig der Öffentlichkeit vorgestellt werden. So präsentieren Kurzfilme und längere Interviews die diesjährigen Preisträgerinnen bereits auf www.wissenschafftzukunft-kiel.de im Internet.

Noch mehr Informationen zur Arbeit der beiden Preisträgerinnen wird es geben in einer neuen Veranstaltungsreihe, die das Wissenschaftszentrum und das städtische Referat für Wissenschaft entwickelt haben. Dabei steht jede Preisträgerin im Mittelpunkt mit einem Vortrag und der anschließenden Frage- und Gesprächsrunde. Bei diesen neuen „Preisträger*innen-Lectures“ im Wissenschaftszentrum spricht am 2. November Professorin Berg („Parkinson: Früh erkennen, früh handeln“) und am 9. November Professorin Badri-Höher („Künstliche Intelligenz trifft Unterwasserrobotik“).

Bisherige Träger*innen des Wissenschaftspreises:

Erster Preisträger des Wissenschaftspreises der Landeshauptstadt Kiel war 2001 der Kieler Pathologe und Anatom Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karl Lennert. 2003 ging der Preis an den Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Herbert Giersch.

2005 teilten sich die Auszeichnung der Biochemiker Dr. Stefan Rose-John und der Gastroenterologe Prof. Dr. Stefan Schreiber, 2007 waren es der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Heinrich Detering sowie der Meeresgeologe und Chemiker Prof. Dr. Klaus Wallmann. 2009 ging die Auszeichnung an Prof. Dr. Friedhelm Taube vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der CAU und an den jungen Privatdozenten Dr. Konstantin Khalturin vom Zoologischen Institut der CAU.

Mit der Theologin Prof. Uta Pohl-Patalong (CAU) wurde 2011 erstmals eine Frau mit dem Wissenschaftspreis der Landeshauptstadt Kiel geehrt. 2013 erhielt erneut eine Frau die Auszeichnung: Die Ingenieurin Prof. Dr. Martina Gerken teilte sich den Wissenschaftspreis mit dem Juristen Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Robert Alexy (beide CAU).

Der Chemiker und Nanowissenschaftler Prof. Dr. Rainer Herges (CAU) erhielt den Preis im Jahr 2015. Auf ihn folgte die Mikrobiologin Prof. Dr. Ruth Schmitz-Streit (CAU) im Jahr 2017.

Mit der Archäologin Prof. Annette Haug erhielt 2019 wiederum ein Mitglied der Philosophischen Fakultät der Kieler Universität den Wissenschaftspreis. 2021 folgte die Medizinerin Prof. Dr. med. Daniela Berg, Professorin für Neurologie an der CAU und Direktorin der Klinik für Neurologie am UKSH, Campus Kiel.

Bisherige Träger*innen des Innovationspreises:

Den Innovationspreis der Landeshauptstadt Kiel wurde bei seiner ersten Verleihung 2017 geteilt. Die ersten Preisträger waren der Physiker Prof. Dr. Ronald Eisele von der Fachhochschule Kiel und das Science Communication Lab aus dem Umfeld der Muthesius Kunsthochschule.

2019 ging der Innovationspreis an den Materialwissenschaftler Prof. Dr. Mohammed Es-Souni von der FH Kiel. Wie Es-Souni stammt auch seine Nachfolgerin 2021 aus Marokko: die Physikerin und Ingenieurin Prof. Dr. Sabah Badri-Höher von der FH Kiel.

© Fachhochschule Kiel