Die Bilder auf der Internetseite zeigen außergewöhnliche Lego-Bausätze: einen Big Mac, ein Paar Sportschuhe und einen Dönerspieß – alles hergestellt aus den bunten Klemmbausteinen. Einziger Haken: Fake, erstellt mithilfe generativer Künstlicher Intelligenz (KI). Die Bilder stammen von Menschen, die sich einen Spaß erlauben wollten. „KI-generierte Bilder begegnen uns heutzutage überall“, weiß Dr. Boris Pawlowski, Professor für Öffentlichkeitsarbeit mit dem Schwerpunkt digitalisierte Kommunikation an der Fachhochschule Kiel. Pawlowski: „KI-genierte Bilder sind mittlerweile sehr populär und bieten für viele Anwendungsfälle einen Mehrwert. Beispielsweise im Marketing, für Vorträge oder auch in der Lehre.“
„In der politischen Kommunikation sind ‚Fake News‘ ein großes Thema“, sagt der Professor. Und die Fälschungen werden immer besser. Für Laien sei es fast unmöglich, gut gemachte Fakes in der alltäglichen Informationsflut zu entlarven – zumindest wenn die Zeit fehle, so Pawlowski. Aber auch Unternehmen und Organisationen setzen auf genierte Bildinhalte – und ernten dafür auch Kritik.
Beispielsweise Amnesty International: Die Menschenrechtsorganisation illustrierte Polizeigewalt in Südamerika mit KI-Bildern. Kennzeichnung? Fehlanzeige. Das kam nicht gut an. „Bislang war es immer so, dass ein fotografisches Abbild ein Vorwegvertrauen genossen hat. Menschen haben Bildern einen bestimmten Wahrheitsgehalt zugebilligt“, erklärt Pawlowski. Die neuen technischen Möglichkeiten stellen dieses Verständnis auf den Kopf.
Doch wie geht man richtig mit KI und ihren Möglichkeiten um? Ein Mittel heißt Regulierung. „Durch die neuen EU-Gesetze zur Künstlichen Intelligenz kann man die Systeme nicht mehr ohne Einschränkungen verwenden“, sagt der Professor. Dazu zählen Anwendungen, mit denen man Deepfakes erstellen kann. Mit dem Gesetz will die EU unter anderem dem Missbrauch der Technologie vorbeugen. Beispielsweise soll eine Kennzeichnungspflicht für mehr Transparenz sorgen. Und auch die Softwareanbieter bauen Sicherheitssysteme in ihre Produkte ein, wie Identifikationsprüfungen. Zudem bedürfe es an Medienkompetenz die gegenüber der Nutzung von KI sensibilisiert, so Pawlowski.
Laut dem Professor müsse man sich kritisch mit der Technologie auseinandersetzen. Im Modul Medienethik vermittelt Pawlowski den Studierenden am Fachbereich Medien unter anderem einen verantwortungsvollen Umgang mit ihr: „Wir schauen uns diese Tools an. Was können sie? Was zeigen sie uns eigentlich? Welche Werte vermitteln sie? Welche Vorurteilsstrukturen sind ihnen immanent?“ Die Studierenden müssen die Inhalte reflektieren: „Das tun wir hier auf allen Ebenen. Wir vermitteln einen Wertekanon, den die Studierenden mit ihren Arbeiten abgleichen können.“ Dieser Ansatz sensibilisiert sie auch gegenüber KI-generierten Bildern. Das Internet wird voll damit sein: „In Zukunft kann man davon ausgehen, dass nichts echt ist im Netz“, warnt Pawlowski. Doch das sei kein Grund, KI zu verteufeln. Die Technologie bietet viele spannende Anwendungsfelder und wichtige Unterstützung an. Wer weiß, sie verantwortungsvoll zu nutzen, kann einen Mehrwert daraus ziehen.