Grafik in Gehirnform mit Computerchip©

Künstliche Intelligenz vereinfacht Workflows

von Julia Königs

Ein kaputter Beamer, ein falsches Kabel, ausgefallene Netzwerkanschlüsse – in Unternehmen, Einrichtungen und Hochschulen stehen diese technischen Herausforderungen fast täglich auf dem Programm. Wer aber ist zuständig, wenn es um Reparaturen geht? Wer entscheidet, wann ein neuer Beamer angeschafft wird? Wie erreicht man die Zuständigen überhaupt? Solche (Überlegungs-)Prozesse verlangsamen das eigentliche Arbeiten in einem Unternehmen jedweder Branche. Es ist unklar, wer verantwortlich ist, das Prüfen der Technik nimmt zu viel Zeit in Anspruch.

Daher haben sich fünf Studierende der FH Kiel in einem Kooperationsprojekt mit dem IT-Beratungsunternehmen assono GmbH aus Schwentinental bei Kiel zusammengeschlossen und eine Web-App entwickelt, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Workflows in Unternehmen vereinfachen und effizienter machen soll.

Das Konzept: Via App Prozesse im Unternehmen vereinfachen

Den Entschluss, sich mit der Web-App zu befassen, trafen Eric Thran, Alexander Lilischkis, Dustin Wollesen, Niklas Düster und Karl Koch aus dem fünften Semester des Studiengangs Informationstechnologie während ihres Moduls„Entwicklung und Management von Softwareprojekten", kurz EMS: „Zwölf Unternehmen haben sich mit eigens entwickelten Projekten, also Aufgaben oder anderen Problemen, bei uns Studierenden beworben, zehn Unternehmen wurden ausgewählt, und deren Projekte wurden dann von Gruppen bearbeitet“, erklärt Karl Koch das Prinzip. Für seine Gruppe fiel die Wahl auf das Projekt von assono, da sie sich dem Trend um Web-Apps widmen wollten. Koch: „Dabei wird eine App programmiert, welche sowohl auf Android-Systemen, als auch auf IOS-Systemen läuft, was uns ansprach. Auch der Aspekt, dass man sich mit Künstlicher Intelligenz im Studium auseinandersetzt, war sehr interessant und führte zu unserer Wahl.“

Das Konzept der App ist leicht zu verstehen:

Nutzer*innen von Smartphones oder Tablets laden sich die App zunächst auf das Endgerät. Wenn nun der Fall eintritt, dass beispielsweise ein HDMI-Kabel in einem Büro nicht funktioniert, macht der oder die Nutzer*in ein Foto vom Kabel, versieht es, wenn nötig, mit weiteren Informationen oder Notizen direkt in der App und sendet „den Problemfall“ automatisch an die KI. Die KI übernimmt alle weiteren Schritte: Sie analysiert die Fotos und die weiteren Informationen. Anhand dieser Auswertung kann sie die nächsten Workflows initiieren. Das bedeutet, dass sie unter anderem Kontakt zu den zuständigen Mitarbeiter*innen im Unternehmen aufnehmen oder neue Produkte bestellen kann.

Use Case der Studierenden

Einen konkreten Anwendungsfall, genannt Use Case, haben die FH-Studierenden bereits entwickelt:

In einem Unternehmen stimmt etwas mit einem DVI-Anschluss nicht. Mit Hilfe der Web-App wird ein Foto vom Anschluss gemacht, mit einer Notiz zum Gerät und Problem versehen, und über Node-RED, eine grafische Entwicklersoftware von IBM, an die KI „Watson Visual Recognition Service“ von IBM gesendet. Ganz wie beim beliebten Ermittlerduo Holmes und Watson, erkennt und kategorisiert Watson die erhaltenen Informationen über Foto und und Bild-Kommentare, speichert die Daten in einer Datenbank und startet die nächsten Schritte (Workflows). Zum Beispiel könnte Watson Frau Grunwald aus der Abteilung IT automatisch benachrichtigen, da sie die Ansprechpartnerin für DVI-Anschlüsse ist. Gegebenenfalls erhält sie von der KI auch gleich den Vorschlag, ein neues Kabel für den Anschluss zu bestellen.

Die Studierenden freuen sich über die gute Zusammenarbeit mit der assono GmbH während der Projektarbeit. „Wir wurden sehr gut betreut, es gab einen direkten Ansprechpartner für uns, zudem erhielten wir Zugang zum Workspace des Unternehmens, also zu einem Chatroom mit weiteren Funktionen. Dort konnten wir auch andere Mitarbeiter bei technischen Problemen befragen“, so Karl Koch. Da die Gruppe mit den Servern der assono GmbH arbeitete, sei dieser Austausch besonders wertvoll gewesen, um aktuelle Zugänge zu erhalten oder nach Schnittstellen zwischen App und Server zu fragen. Die vierzehntägigen Besprechungen im Unternehmen, um den Entwicklungsfortschritt zu präsentieren, nutze die Gruppe ebenfalls intensiv: „Dort wurden uns Fragen gestellt, welche immer konstruktive Absichten hatten.“

Präsentation an der IHK zu Lübeck bei Ringvorlesung

Der Fall der fünf Studierenden kann auf diverse Branchen und Szenarien übertragen werden. Damit hat die studentische Gruppe der FH Kiel ein Konzept entwickelt, das viele Prozesse vereinfachen kann, Zeit und Aufwand spart und die Wirtschaftlichkeit von Nutzer*innen fördert.

Das Projekt ermöglicht es Unternehmen darüber hinaus, schnell und leicht bereits bestehende KI-Dienste einzusetzen, anstatt erst mühsam Neuronale Netzwerke, Maschinelles Lernen oder Deep Learning verstehen und komplexe Server aufbauen zu müssen.

Den Prototyp der Anwendung präsentierten die Studierenden gemeinsam mit der assono GmbH am 23. Januar 2019 an der IHK zu Lübeck bei einer Ringvorlesung zum Thema KI.

Bei der Veranstaltung des Arbeitskreises Künstliche Intelligenz (AKKI) wird regelmäßig Wissen über KI für Interessierte erläutert und vorgestellt. Teilnehmer*innen können sich bei den Treffen über KI-Dienste austauschen, über Anwendungsmöglichkeiten in der Region sprechen und die Zukunftspotentiale der Technologie diskutieren. Karl Koch fasst den Tag zusammen: „Unsere Erfahrungen mit der Watson KI und den Erfahrungen mit dem Sammeln der Trainingsdaten kamen beim Publikum gut an, das Feedback war positiv, obwohl größtenteils Mediziner anwesend waren, die keine KIs von anderen Unternehmen für medizinische Zwecke nutzen dürfen, da deren Funktionsweise ein Betriebsgeheimnis ist. Dadurch wird es unmöglich, sie für humanmedizinische Zwecke zuzulassen. Allerdings waren unsere Erkenntnisse über die Trainingsdaten doch auch für dieses Publikum interessant.“ Die IHK zu Lübeck dankte den Studierenden für ihren Vortrag und überreichte ihnen eine Bescheinigung für ihre Präsentation.  

Im Rahmen einer Abschlusspräsentation bei Prof. Dr. Carsten Meyer von der FH Kiel vom Institut für Informatik erhielt die Gruppe bereits ihre Gesamtnote von 1,3 – ein sehr gutes Ergebnis. Ende Februar 2019 übergeben die Studierenden ihr Projekt abschließend an die assono GmbH. Danach wird das Projekt nicht weitergeführt, da die Machbarkeit der Studie, also das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten der Web-App (Ionic, Node-RED und der Watson Visual Recognition Service), erfolgreich untersucht werden konnte.

Allerdings hat das Unternehmen Interesse, ein aufbauendes Projekt für Studierende des Studiengangs Wirtschaftsinformatik anzubieten. „Dabei sollen weitere Einsatzmöglichkeiten für eine Anwendung, mit welcher man Bilder macht, die von einer KI analysiert werden, und dann ein Workflow initiiert wird, gefunden werden“, sagt Karl Koch. Potenzielle Kunden für ein solches System werden bereits gesucht.

Wer sich also für das Thema KI interessiert und selbst mit der Materie arbeiten möchte, kann sich an die assono GmbH wenden: Das international anerkannte Unternehmen mit Standorten in Kiel und Hamburg, bietet für Studierende regelmäßig Jobs, Projektbetreuungen und das Begleiten von Abschlussarbeiten an. Die Kontaktdaten des Unternehmens findet ihr unter www.assono.de  

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