Ein Mann in grauem Sweatshirt, posiert vor einer rostigen Metallplatte und lächelt motiviert in die Kamera.© FH Kiel

„Manche Menschen meinen, Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure seien wie Enten, sie könnten nicht richtig schwimmen und nicht richtig fliegen.“

von Jana Tresp

„Manche Menschen meinen, Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure seien wie Enten, sie könnten nicht richtig schwimmen und nicht richtig fliegen“, sagt Prof. Dr. Jens Langholz. Trotzdem entschied er sich für ein Studium in dieser Disziplin. Seit 1. März 2012 ist er Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Mathematik am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule (FH) Kiel. Davor war Prof. Langholz einige Jahre als selbstständiger Unternehmensberater in den Bereichen Innovations- und Technologiemanagement tätig.

Jana Tresp (JT): Was verbinden Sie mit Kiel?   

Jens Langholz (JL): Die Stadt und ich haben eine lange gemeinsame Geschichte und meine Eindrücke sind überwiegend positiv, vom Wetter in der Kieler Woche vielleicht einmal abgesehen: Ich bin in Kiel geboren, zur Schule gegangen und habe im Anschluss an mein Wirtschaftsingenieurstudium in Hamburg hier promoviert.

JT: Warum haben Sie dieses Studium gewählt?   

JL: Weil mich die Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft interessiert. In vielen Anwendungsbereichen ist Wissen aus beiden Disziplinen von Nutzen. Manche Menschen meinen, Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure seien wie Enten, sie könnten nicht richtig schwimmen und nicht richtig fliegen. Das mag vielleicht stimmen, aber Fakt ist auch, dass sie robust und anpassungsfähig sind und ein großes Revier haben.

JT: Was haben Sie nach Ihrem Studium gemacht?   

JL: Zunächst war ich für eine Bonner Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Marketing und Strategie tätig. Danach habe ich einige Jahre als selbstständiger Unternehmensberater in den Bereichen Innovations- und Technologiemanagement gearbeitet und unter anderem Patentanalysen für große Industrieunternehmen angefertigt. Meine Schwerpunkte lagen dabei auf Fusionen, Übernahmen und der technologischen Früherkennung von Produkt- und Prozessinnovationen.

JT: Warum haben Sie sich anschließend dazu entschlossen, an der FH Kiel zu lehren?   

JL: Ich habe früh gemerkt, dass mir die Wissensvermittlung und der Umgang mit jungen Menschen liegen. Parallel zu meiner praktischen Tätigkeit konnte ich bereits mehrere Jahre Erfahrung durch Lehraufträge an der WHU in Vallendar, der CAU in Kiel, der Viadrina Europa-Universität in Frankfurt/Oder und auch an der FH Kiel sammeln. 

Als ich im Frühjahr 2009 vom Aufbau der Onlinelehre im Fachbereich Wirtschaft erfuhr, habe ich mich auf die ausgeschriebene Vertretungsprofessur beworben. Und schon ab Mai konnte ich an der Einführung und dem Aufbau der neuen Onlinestudiengänge Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Wirtschaftsinformatik mitwirken.

JT: Was haben Sie darüber hinaus an der FH Kiel bisher gemacht?   

JL: Ich lehre in den Präsenz- und Onlinestudiengängen des Fachbereichs, unter anderem in Mathematik und Allgemeine BWL. Seit dem Sommersemester 2009 biete ich zudem das Wahlpflichtmodul „Projekt StartUp“ an. Darin haben die Studierenden die Möglichkeit, einen Businessplan zu einer selbstgewählten Gründungsidee zu entwickeln und vorzustellen. Zu den Veranstaltungen werden regelmäßig Fachleute aus der Praxis und (junge) Gründerinnen und Gründer eingeladen, die von ihren Erfahrungen berichten und den Studierenden zur Diskussion zur Verfügung stehen.

JT: Was möchten Sie Ihren Studierenden vermitteln?   

JL: Ich möchte sie zu logischem und kritischem Denken animieren und dazu beitragen, sie zu selbstbewussten und verantwortungsvollen Menschen auszubilden. Ich hoffe, einen kleinen Teil zum Rüstzeug beisteuern zu können, das die Studierenden später im Berufsleben benötigen.

JT: Welche Projekte an der FH liegen Ihnen besonders am Herzen?   

JL: Ich habe viel Spaß an Mathematik und finde, dass alle deren Grundlagen beherrschen sollten. Daher freue ich mich, in diesem Bereich zu einer fundierten Ausbildung unserer Studierenden beitragen zu können. 

Daneben ist mir die Weiterentwicklung des Angebots an Onlinestudiengängen besonders wichtig. Zurzeit sind meine Kolleginnen, Kollegen und ich damit beschäftigt, zu den 2010 gestarteten Online-Bachelorstudiengängen BWL und Wirtschaftsinformatik entsprechende Masterstudiengänge aufzubauen. Diese sollen als Weiterbildungsangebote ab dem Wintersemester 2013/14 an den Start gehen. 

Außerdem möchte ich das Thema Existenzgründung an der FH Kiel weiterentwickeln. Hierzu beteilige ich mich an Kooperationen mit unterschiedlichen Einrichtungen in Kiel und Schleswig-Holstein, beispielsweise am Projekt „myplan 2012“. Das ist ein Workshop für gründungsinteressierte Studierende unterschiedlicher Hochschulen, der gemeinsam von der Christian-Albrechts-Universität, der Muthesius Kunsthochschule, der Fachhochschule und der Universität Flensburg sowie der FH Kiel angeboten wird.

JT: Wie würden Sie Laien Ihr Arbeitsgebiet erklären?   

JL: Im Hinblick auf die Mathematik erscheint mir eine Erklärung entbehrlich – zu diesem Thema haben sicher die meisten eine eigene Assoziation. Bei Existenzgründung denken Sie einfach an Mark Zuckerberg, Bill Gates, Steve Jobs oder die Samwer-Brüder. Und E-Learning, also die Onlinelehre, ist die Verschmelzung des klassischen Fernstudiums mit dem Web 2.0.

JT: Was erwarten Sie sich in Zukunft von Ihrer Tätigkeit an der FH Kiel?   

JL: Die Herausforderungen sind vielfältig. Dazu zählen für mich natürlich an erster Stelle die Ausbildung des akademischen Nachwuchses, aber auch die Weiterentwicklung der Lehre und die Anpassung des Lehrangebots an gesellschaftliche, demografische, technologische und politische Entwicklungen sowie Forschung und vieles mehr – von daher wird es sicher nicht langweilig werden.

Kurzbiografie

seit März 2012 Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Mathematik am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Kiel 

2009 - 2012 Vertretungsprofessur am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Kiel 

2000 - 2009 Unternehmensberater für Technologie- und Innovationsmanagement 

1999 - 2000 Unternehmensberater bei Simon, Kucher & Partners in Bonn für Marketing/Strategie 

1996 - 1999 Promotion in Kiel; DFG-Stipendium und Graduiertenkolleg 

1990 - 1996 Wirtschaftsingenieurstudium in Hamburg, hochschulübergreifend an der FH HH-Bergedorf, der Uni Hamburg und der TU HH-Harburg

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