Nur drei Minuten entfernt von meiner Wohnung: die Landbau- und Gärtnereischule Kopenhagens. (Foto: privat)© M. Brahms
Nur drei Minuten entfernt von meiner Wohnung: die Landbau- und Gärtnereischule Kopenhagens. (Foto: privat)

Mein Praktikum in Dänemark – 3: In Kopenhagen sagt man ‚hej-hej‘

von Mariesa Charlotte Brahms

Mein Praktikum bei der Copenhagen Post ist vorbei und damit auch meine zweieinhalb-monatige Zeit in Dänemark. Die vergangenen zwei Wochen waren geprägt von wechselnden Gefühlen: einerseits Vorfreude auf zu Hause und andererseits die Gewissheit, dass dieses – zugegeben – kurze Kapitel vorüber sein würde. Die Floskel „die Zeit rennt“ habe ich zuletzt so häufig vor meiner Abreise aus meinem Auslandssemester in Jönköping benutzt, das ich im Wintersemester 2020 absolvierte.

Erfahrungsgemäß zahlt es sich aus, sich nach der Rückkehr aus dem Abenteuer Auslandsaufenthalt direkt zu beschäftigen. Ansonsten, so war es zumindest bei mir, holt einen der „reverse culture shock“ ein. Den habe ich mir noch vor einem halben Jahr selbst diagnostiziert, als ich aus Schweden zurück nach Deutschland kam. Und so bin ich eigentlich ganz froh, dass hier in Kiel das Semester schon gestartet ist.

Wo ich über das „Heimkehren“ schreibe: Obwohl das Wort zurecht positiv konnotiert ist, habe ich das bei meiner Rückkehr aus Schweden nicht wie in einem Film oder Buch erlebt. Dort wird die Heimkehr oft à la „und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ romantisiert. Doch anders als in der Fiktion, geht der Plot im Leben ja glücklicherweise noch weiter.

So kam es mir Anfang des Jahres aber nicht vor, als mich der reverse culture shock ereilte. Nachdem die anfängliche Rückkehr-Euphorie verflogen und der Koffer ausgepackt und verstaut ist, hatte ich plötzlich wieder Heimweh. Zuhause Heimweh zu haben, ist zum einen ein bisschen widersprüchlich, aber vor allem auch verwirrend. Insbesondere, wenn man niemanden hat, der das widersprüchliche Gefühl nachempfinden kann. Daher mein Tipp, wenn eine Heimkehr bevorsteht: Such Dir Kommiliton*innen, denen es genauso geht. Die müssen nicht aus demselben Ort heimkehren, aber sie können dieses ungreifbare Gefühl oft gut nachvollziehen.

Zweiter Tipp: Mach früh neue Pläne. Guck nach Werkstudierendenjobs, buch eine Reise oder häng Dich ins Studium. Gestalte deine Zukunft so, dass Du nicht allzu viel Zeit hast, in der Vergangenheit zu schwelgen. Das soll nicht heißen, dass Du nicht ab und zu mal durch Deine Fotos aus der Ferne scrollen darfst. Aber wenn Du merkst, dass die Erinnerungen eher weh als gut tun, dann leg Dein Handy für eine Weile weg.

Gut, vor dem Hintergrund, dass meine Texte ja eigentlich Lust auf einen Auslandsaufenthalt machen sollen, ist das Thema Heimweh vielleicht nicht das ermutigendste. Touché. Deswegen an dieser Stelle: Das Praktikum in Dänemark hat mir Spaß gemacht. Genau wie mein Semester in Schweden hat die Zeit in Kopenhagen mich stark verändert. Ich habe neue Interessen entdeckt, Freunde gefunden und vieles gelernt. Fachliches natürlich, klar. Aber auch lebenspraktische Erfahrungen, sei es Menschenkenntnis oder der Orientierungssinn, Backrezepte oder Wechselkurse.

Das kann man alles auch in der Heimat lernen, so ist es nicht. Aber dieses Gefühl des Auf-sich-allein-gestellt-seins, ob man es nun ist oder nicht, versetzt einen im Ausland vielleicht ein wenig schneller in den Modus, beim Himmel-Herr-Gott nochmal aus dem Quark zu kommen. Netter Nebeneffekt: Vorausgesetzt, man dosiert sie charmant und wohlbedacht, können Geschichten aus dem Ausland auch ganz guten Gesprächsstoff bieten. In diesem Sinne: hej-hej og på gensyn, Kopenhagen!

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