Hier tummeln sich wahrscheinlich mehr Touristen als nirgendwo sonst in Kopenhagen: Nyhavn. (Foto: privat)© M. Brahms
Hier tummeln sich wahrscheinlich mehr Touristen wie nirgendwo sonst in Kopenhagen: Nyhavn. (Foto: privat)

Mein Praktikum in Dänemark – I: Zu Gast bei Nachbarn

von Mariesa Charlotte Brahms

Dänemark ist gemütlich, Dänemark ist en vogue. Und vor allem ist Dänemark kulturell näher an Norddeutschland als wahrscheinlich alle anderen Länder auf der Welt. Für mein Praktikum wollte ich diese Nähe nutzen und einem Kulturschock vorbeugen. Wenn man weiß, dass die Heimatstadt nur fünf Autostunden entfernt liegt und es mit der Abenteuerlust nicht allzu sehr übertreiben möchte, ist Kopenhagen für ein Praktikum eine gute Wahl.

Weil ich schon immer bekennende Anhängerin der romantisierten Vorstellung vom Bullerbü-Skandinavien war und zudem eine Vorliebe für Zimt- aber vor allem Kardamomschnecken habe, bewarb ich mich Anfang dieses Jahres für ein Auslandspraktikum. Gerne wollte ich bei einem englischsprachigen Magazin in der Hauptstadt unserer dänischen Nachbarn journalistische Erfahrungen sammeln. Eine große Erfolgschance hatte ich dem ganzen Vorhaben nicht gegeben und war daher –ich möchte mich hier in skandinavischer Zurückhaltung üben – angenehm überrascht, als ich schließlich die Zusage bekam.

Alle sagen es, und es stimmt: Praktika sind wirklich furchtbar wichtig. Wenn man viele Praktika absolviert, kommt einem das dann aber vielleicht nur nicht so vor. Zumindest war das bei mir oft so. Mich hat dann die Aussicht motiviert, meinem Lebenslauf einen weiteren Punkt hinzufügen zu können. Attestiert dieser Punkt einem dann auch noch einen Auslandsaufenthalt, dann setzt das der ganzen Herumoptimiererei am Lebenslauf die Krone auf.

Die Krone bringt mich zu einem kurzen Exkurs zur dänischen Währung. Denn in Dänemark wird nicht mit Euro gezahlt, sondern mit dänischen Kronen. Teilt man den Kronenbetrag durch 7,4, erhält man den Betrag in Euro. Nach drei Wochen in Dänemark ist mein Tipp: Lasst die Umrechnerei bleiben. Manchmal reicht durchaus die vage Vermutung, dass man sich in Deutschland kopfschüttelnd gegen einen Kauf entschieden hätte, vollkommen aus – da braucht man nicht noch die harten Zahlen. Auf Wochenendtrips tut die Krone dem Geldbeutel ungefähr so weh, als würde man ein Pflaster mit einem Ruck entfernen. Bei einem zweimonatigen Aufenthalt wie meinem, zieht man besagtes Pflaster sehr langsam ab. Demnach ist es ratsam, sich über das Erasmus-Programm finanzielle Unterstützung zu sichern. In den skandinavischen Ländern beläuft sich der Satz auf 455 Euro im Monat.

Das deckt meine Miete im sehr schönen Frederiksberg, einer Kommune der Stadt. Hier gibt es viele kleine Restaurants und Cafés, in denen man am besten stilecht ein Smørrebrød mit Lachs und einen Kaffee genießt. Vom Schlosspark aus sieht man, ihr werdet es vermutet haben, das Schloss und, wenn man Glück hat, die Elefantenrücken im Kopenhagener Zoo. Gutes Bier, Gemüse- und Obststände und Vintage-Klamotten gibt es nebenan in Nørrebro, dem Kreuzberg Kopenhagens.

Mein Praktikum hat gerade erst begonnen. Was ich allerdings schon sagen kann ist: Ich habe in der kurzen Zeit schon mehrere interessante Menschen kennengelernt. An der Zahl wahrscheinlich mehr als in meinem vergangenen halben Jahr in Deutschland. In meiner Redaktion sitzen hauptsächlich Muttersprachler*innen aus dem Vereinigten Königreich, eine Kollegin kommt aus Ungarn. Das Praktikum im Ausland anzutreten war deshalb auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Wie viel mir diese Entscheidung in Bezug auf meine berufliche Zukunft bringt, werde ich erst später herausfinden. Ich lasse es euch wissen. Bis dahin venlige hilser nach Kiel, wo anscheinend sehr viele Dänen gerne zum Campen hinfahren.

© Fachhochschule Kiel