Ein Mann überreicht einer Frau eine Auszeichnung.© VDE
Studentin der FH Kiel gewinnt mit ihrer Masterthesis den ersten Preis im Bundeswettbewerb des Elektro-Branchenverbandes VDE

Mit Power zum Ingenieurabschluss

von viel.-Redaktion

Studentin der FH Kiel gewinnt mit ihrer Masterthesis den ersten Preis im Bundeswettbewerb des Elektro-Branchenverbandes VDE

Wundern Sie sich eigentlich gar nicht, dass das im Schreibwarenladen gekaufte Papier zu Hause ganz genau in Ihren Tintenstrahldrucker reinpasst, obwohl Sie den ganz woanders gekauft haben? Und auch die neue EC-Karte (super, wieder eine neue PIN auswendig lernen…) passt 1A in das dafür vorgesehene Fach im Portemonnaie. Sie wundern sich nicht? Kein Problem, denn Sie wissen ja bestimmt, dass diese Formate in Deutschland genormt sind. Ein DIN A4-Blatt zum Beispiel ist immer genau 210 Millimeter breit und 297 Millimeter lang, egal, wo Sie es kaufen. Ein DIN A0-Poster ist genau einen Quadratmeter groß. Papierabmessungen bestimmt das „Deutsche Institut für Normung“ in der DIN 476, die zulässige Größe von Bananen bestimmt die EU (EWG Nr. 2257/94). In der Welt der Elektrotechnik ist es Sache des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik), technische Geräte zu normen. Dadurch wird es für den Kunden billiger, weil die Stecker aller Hersteller in alle Steckdosen passen, aber auch sicherer, weil ein VDE-gerechter Toaster nicht zu Kurzschlüssen führen kann. Doch wie entstehen Normen, und wie halten sie mit der rasanten Entwicklung im Bereich der Elektronik und Digitalisierung Schritt?

Dazu ruft der VDE in regelmäßigen Abständen Fachleute aus Industrie, Dienstleistungssektor, Behörden und Hochschulen zusammen. Im gemeinsamen Konsens wird dann eine neue Norm beschlossen oder eine existierende angepasst beziehungsweise verbessert. Und um diesen Prozess noch schneller und innovativer zu gestalten, wurde das Förderprogramm STS – Science to Standard – ins Leben gerufen. Hier finanziert der VDE Bachelor- und Masterarbeiten deutscher Hochschulen, die sich mit einem aktuellen Zukunftsthemen wie Industrie 4.0, Ambient Assisted Living, Internet der Dinge oder aber auch der sicheren Stromversorgung befassen. Und bei der elektrischen Versorgungssicherheit setzt die Thesis von Ricarda Rimatzki, mittlerweile Absolventin der Fachhochschule Kiel, an.

Sie untersuchte durch Berechnungen, Computersimulationen und vor allen Dingen auch durch echte Messungen an Hochspannungskabeln, wie sich spezielle Testimpulse auf solchen Leitungen ausbreiten, und wie dadurch die Stadtwerke auch ohne die ärgerliche Abschaltung von Haushalten Kabelfehler im laufenden Betrieb besser aufspüren können. Das hat die Jury des VDE stark beeindruckt, den jeder dort konnte sich an den letzten Stromausfall zu Hause erinnern, bei dem der Inhalt des Kühlschranks verdorben ist oder bei dem der heimische WLAN-Router nicht mehr funkte. Und so wurde die Masterthesis mit dem trockenen Titel „Erprobung normkonformer Hochspannungs-Prüfimpulse zur verbesserten Fehlerortung in Niederspannungs-Kabelnetzen“ als herausragend und zukunftsweisend mit dem ersten Platz des VDE-DKE-STS ausgezeichnet. Für Ricarda Rimatzki ein wichtiger neuer Bullet-Point im Lebenslauf. Denn mit einer VDE-Referenz bewirbt man sich gleich etwas unbeschwerter. Und ihre Bewerbung hatte sofort Erfolg: Die Ingenieurin kümmert sich jetzt in Hamburg um die Sicherheit der Stromversorgung, und zwar bei den ganz großen Kabeln mit über 100.000 Volt!

Kay Rethmeier

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