Maurice Kusza trinkt aus einer Flasche Lyst Hard Seltzer.© K. Kaufner
Mit seinem Start-up Lyst Drink möchte Maurice Kusza den Getränkemarkt erobern.

Mit Volldampf durch den Lockdown

von Frauke Schäfer

Viel Schlaf hat Maurice Kusza in den vergangenen Monaten nicht bekommen. „Ich habe meistens nur vier, fünf Stunden geschlafen, das waren kurze Nächte“, sagt der dreißigjährige „Fast-Absolvent“ der Fachhochschule Kiel. Trotzdem sprüht er nur so vor Energie. Während vielen im Lockdown die Decke auf den Kopf fiel, nutzte Kusza die Zeit, um seine Masterthesis zu schreiben und sein Start-up Lyst Hard Seltzer zu gründen.

Elf Monate von der Idee bis zum erfolgreichen Launch des Produkts, das ist durchaus sportlich. Und das ist Maurice Kusza nicht nur, wenn es um seine Karriere geht, sondern auch im Alltag. Der gebürtige Kieler ist leidenschaftlicher Sportler, läuft und macht CrossFit. Um nach abendlichen Treffen mit Freundinnen und Freunden am nächsten Tag trainieren zu können, brachte er deswegen immer seine ganz eigene Mischung mit: Wodka mit Selter und einem Schuss Zitronensaft. „Von Bier, Wein und süßen Cocktails bekomme ich am nächsten Tag einen dicken Kopf, daher suchte ich nach einer To-go-Alternative“, erklärt der Wirtschaftsingenieur. 

Ein Kollege erzählte ihm, dass diese kohlensäurehaltige Mischung mit Fruchtgeschmack in den USA als „Hard Seltzer“ das neue Trendgetränk sei. Kusza wurde hellhörig, begann zu recherchieren und investierte noch am selben Tag 200 Euro in sein erstes eigenes Brauequipment, einen 20 Literbraubehälter, Hefe und Flaschen zum Abfüllen und legte los: „Mein Motto war: Einfach mal machen, im schlimmsten Fall habe ich ein neues Hobby für mich entdeckt. Ich hatte vorher noch nichts mit der Thematik Brauen zu tun und habe mich voll in die Sache eingelesen und fleißig ausprobiert.“

So fleißig, dass die eigene Küche schnell zu klein wurde und Kusza in die Cocina, die CoWorkingKitchen der ALTEN MU umzog, einem Kreativprojekt in der ehemaligen Liegenschaft der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Dort gelang ihm im Januar 2021 der Durchbruch. „Meine Freunde ließen ihr Bier stehen und tranken lieber mein selbst gebrautes Getränk”, erinnert er sich. Kusza kontaktierte potenzielle Lieferanten und Supermärkte und fand einen regionalen Produzenten. Für ihn hätte es jetzt gerne richtig schnell gehen können. Aber erst einmal musste er einen komplizierten Genehmigungsprozess durchlaufen, weil er sich für den Herstellungsprozess aus den USA entschieden hatte. „Ich halte mich an die originale Herstellungsweise, bei der - ähnlich wie beim Bierbrauen - der Alkohol durch Fermentation gewonnen wird. Schlussendlich füge ich meinem Produkt nur noch natürliches Fruchtaroma hinzu. Für mich war klar, dass ich lieber etwas mehr Steuern zahle, dafür aber das wesentlich bessere und natürlichere Produkt habe.“

Die Mühe hat sich offenbar gelohnt: Zum Kick-off-Event von Lyst Hard Seltzer Ende August kamen über 150 Interessierte, der Abend sei ein voller Erfolg gewesen, erinnert sich Christina Kayma, die Freundin von Maurice Kusza: „Das Feedback war richtig gut, die Leute haben uns sogar ‚leer getrunken‘, und es war eine wahnsinnig gute Stimmung!“ Die Wirtschaftsingenieurin hat an der Kieler und der Lüneburger Universität studiert und bereits Erfahrung im Marketing und Projektmanagement sowohl in Start-ups als auch in etablierten Unternehmen gesammelt. Bei Lyst Drink ist sie vor allem für Marketing und Strategie zuständig. 

Die ersten Chargen sind längst ausverkauft, es wird mit Hochdruck gebraut. Mittlerweile ist Lyst Hard Seltzer in den Geschmacksrichtungen Mango, Himbeere, Kirsche und Limette-Minze in vier Kieler Supermärkten erhältlich und wird in sieben Restaurants und Cafés ausgeschenkt. Christina Kayma und Maurice Kusza bauen einen Onlineshop auf und planen ihr nächstes Event. Es geht also sportlich weiter.

 

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