Students For Future auf Fahrraddemo © M. Staudacker

Hochschulgruppe Students For Future blickt voller Tatendrang auf 2021

von Lena Kuhn

Mareike Staudacker engagiert sich bei der Hochschulgruppe Students For Future und studiert im 1. Semester Angewandte Kommunikationswissenschaften an der Fachhochschule Kiel. Hier erzählt sie, wie die Gruppe auf das neue Jahr blickt.

Mareike, eigentlich solltest du dich als Klimaaktivistin doch freuen, wenn du hörst, dass wir die Klimaziele für 2020 in Deutschland dank Corona erreicht haben.

Ich sehe das ambivalent. Es ist bequem, und das macht es gefährlich, weil wir dafür ja quasi nichts gemacht haben, nichts geleistet oder verändert haben. Wir haben in unserem Wirtschaften oder in der Sozial- und Klimapolitik keine neuen Wege beschritten, sodass es nach der Corona-Krise in irgendeiner Form besser laufen könnte. Das war eine durch die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfungen zeitlich bedingte Reduktion der CO2-Emissionen. Die Krise hat keinen langfristigen Effekt auf unsere Klimapolitik, es gibt  immer noch keinen 1,5°C Plan – und der Effekt ist insgesamt auch minimal.

Was wollt ihr an der FH bewegen?

Bevor wir uns im Klein-Klein verlieren, was an der FH nachhaltiger sein könnte, glaube ich, sollten wir uns mit allen Beteiligten der Hochschule an einen Tisch setzen und schauen: Wie bekommen wir denn das Thema Nachhaltigkeit nachhaltig an der Hochschule integriert? Die FH hat viele spannende Projekte, und wir würden es begrüßen, wenn ein größerer Teil des Engagements auch in die Themen Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit fließen würde. Wir würden uns wünschen, dass das viele Engagement und Wissen, das zu diesen Themen an der FH bereits besteht, institutionalisiert wird. Konkret ist unsere Forderung ein Green Office, das von Werksstudierenden betrieben wird und dessen Aufgabe die Vernetzung und Unterstützung von studentischen Nachhaltigkeitsprojekten wäre Auch  halten wir die Wiedereinrichtung eines Nachhaltigkeitsreferats mit festen Mitarbeitenden für sinnvoll.,. Dieses Referat könnte beispielsweise für das Wissensmanagement und die Koordination der Nachhaltigkeitsbemühungen zuständig sein. Wir brauchen aus unserer Sicht eine transparente Nachhaltigkeitsstrategie.  Studierende könnten das Office auch mit Daten aus ihren Forschungsarbeiten unterstützen. Wir wissen aber auch: Das geht nicht alles von heute auf morgen, das kostet alles Geld, und da ist auch die Landespolitik in der Verantwortung. Am Ende hat eine Nachhaltigkeitsstrategie aber auch viel mit Prioritätensetzung zu tun.

Welche Pläne schmiedet ihr denn für 2021 an der Hochschule?

Gerade stehen wir im Austausch mit der Hochschulleitung, den Fachschaften, aber auch Lehrenden und Studierenden. Im gemeinsamen Austausch wird sich herausstellen, welche Projekte wir 2021 umsetzen können und möchten. Wenn es nach uns, den Students For Future ginge, wären das so einige Projekte. Aber natürlich müssen wir sehen, wie das während der Pandemie funktionieren kann. Bisher konnten wir einige Projekte digital organisieren. Das hat echt Spaß gemacht. Mal gucken, vielleicht dürfen wir im Laufe des Jahres wieder Hybridveranstaltungen oder komplette Präsenzveranstaltungen anbieten. Wir stehen aber zu dem Slogan „United Behind Science“ und halten uns daher immer an die Empfehlungen der Wissenschaft – auch in Bezug auf die Corona-Pandemie.

Ein Format habt ihr im vergangenen Jahr schon angeboten: Die Public Climate School.

Genau, das ist unser Hauptprojekt. Jedes Semester findet eine Public Climate School statt, die von uns organisiert wird. Das ist eine offene Klima-Hochschule für Alle. An fast allen Hochschulstandorten in Deutschland findet diese Public Climate School statt, insgesamt wir diese von 70 Ortsgruppen der Students for Future organisiert. Das Ziel dieses Projekts ist der Transfer von Wissen und Wissenschaft in die Gesellschaft. Wir wollen ein ansprechendes Format bieten, welches dazu anregt, sich mit Wissenschaft zu befassen. Wir werden das sowohl dieses Sommersemester, im April wahrscheinlich, als auch im Wintersemester wiederholen.  Zur Public Climate School laden wir lokale Dozierende ein, auch von der Fachhochschule, um Vorträge zu halten. Aber auch Forscher*innen von Wissenschaftsinstituten wie dem Geomar sind dabei ebenso wie Künstler*innen. Da mischen sich Wissens- mit Kulturveranstaltung, zum Beispiel  Poetry Slams . Von der FH Kiel waren einige Dozierende aus verschiedenen Fachbereichen dabei. Inhaltlich geht es nicht nur um die Frage, was die Klimakrise ist, sondern es geht auch um verschiedene Nuancen und Unterthemen davon wie Soziale Gerechtigkeit, Energiewende, nachhaltiges Bauen und Protestforschung. Da können gerne Dozierende aller Fachbereiche teilnehmen.

Gibt es auch neue Ideen, die 2021 vielleicht eine Premiere erleben dürfen?

An der Christian-Albrechts-Universität (CAU) haben wir schon mal einen Potluck ausprobiert. Da luden wir als Students For Future zu einem gemeinsamen Abendessen ein. Alle Teilnehmenden haben Snacks mitgebracht, und für gewöhnlich hält auch immer ein*e Referent*in einen Impulsvortrag zu einem klimarelevanten Thema. Die Veranstaltung soll so niedrigschwellig wie möglich sein. Das ist ein cooles Format mit nettem Beisammensein und leckerem Essen, das man in Zukunft auch an der FH veranstalten könnte, sobald es die Pandemie-Maßnahmen wieder zulassen. Gerne würden wir uns außerdem bei den IDW engagieren. Da haben wir schon einige Lehrende gefunden, die uns in diesem Vorhaben unterstützen. Wir könnten uns auch vorstellen, mit dem Bunker-D oder mit dem Mediendom zu arbeiten. Beispielsweise könnten wir einen gemeinsamen Filmeabend zum Thema Klimagerechtigkeit veranstalten.

Wohin können sich Menschen wenden, für die das, was ihr tut und plant, spannend klingt?

Angefangen haben wir an der FH als Hochschulgruppe. Das sind wir auch noch. Aber wir haben gemerkt: Wir haben ehrgeizige Ziele. Es ergibt also Sinn, Ressourcen verschiedener Hochschulen und Disziplinen zu bündeln. Deswegen sind wir mittlerweile 80 Studierende aus Kiel, von der CAU, der Muthesius Kunsthochschule und der FH. Wir freuen uns immer über neue Gesichter. Wer mitmachen möchte, informiert sich am besten über unsere sozialen Netzwerke. Wir sind auf Instagram und auf Facebook vertreten, und wir haben eine eigene Website. Dort halten wir euch immer auf dem aktuellsten Stand. Mitmachen lohnt sich, die Students For Future in Kiel sind eine stark interdisziplinäre Gruppe und ein echt tolles Team, aus dem schon viele Freundschaften entstanden sind. Wir gehen Klimagerechtigkeit aus vielen verschiedenen Perspektiven an, das ist total bereichernd, finde ich.

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