Auszubildene zieht Schraube an © F. Klein
Schrauben nach Gefühl festziehen? Lieber nicht! Das lerneten die Auszubildenden in einem Versuch.

Schraubverbindungen im Fokus

von Felix Klein

Große Schrauben liegen in der Mitte des Tisches. Manche so lang wie der Unterarm eines ausgewachsenen Menschen und mehrere Kilogramm schwer. Die Bauteile kommen nicht im normalen Heimgebrauch zur Anwendung, sondern im Groß-Maschinenbau oder in Anlagen der erneuerbaren Offshore-Energien. Sie halten große Bauteile an Ort und Stelle. Doch bei der Montage gilt: gewusst wie – ansonsten besteht die Gefahr, dass die Schrauben sich lösen und die Konstruktion ins Wanken gerät.

Solche Schraubverbindungen im großen Stil standen bei den German Naval Yards AzubiDays an der FH Kiel im Fokus. An zwei Tagen kamen elf Auszubildende des ersten Lehrjahres an die Fachhochschule, um mehr über das Thema zu erfahren. Unter ihnen waren angehende Schweißer, Rohrleitungs- oder Schiffbauer und eine Logistikerin. Gemeinsam mit Ausbilder Michael Münz erfuhren sie mehr über Schraubverbindungen von Dipl.-Ing. Thomas Abraham vom Fachbereich Maschinenwesen. Er ist Dozent an der FH Kiel und Experte auf dem Gebiet der erneuerbaren Offshore Energien. Dazu zählt auch die Montage von Windenergieanlagen.

große Schrauben©F. Klein
Bei den German Naval Yards AzubiDays des Instituts für Schiffbau standen Schraubverbindungen im Fokus.

Für die Auszubildenden startete der Tag mit Theorie. Im Mini-Workshop ‚Erste Grundlagen Verschraubungstechnik‘ erklärte Abraham den Auszubildenden die Unterschiede von Sechskantschrauben in den Einsatzgebieten des Stahl- und Maschinenbaus und führte sie in die Grundlagen der Schraubenmontage ein. Ein wichtiges Instrument dabei: der Drehmomentschlüssel. Er ist eine Möglichkeit, die Schrauben mit der vorgesehenen Kraft anzuziehen. Abraham: „Es gibt immer eine Person in der Firma, die sagt, sie könne das ohne.“ Doch der Experte weiß, dass das Gefühl täuscht.  

Das sollten die Auszubildenden im praktischen Teil der Veranstaltung erfahren. Auf einem Versuchsstand durften sie Schrauben, die Abraham mit Messtechnik versehen hatte, „nach Gefühl“ mit Werkzeug auf die erforderliche Vorspannkraft anziehen. Auf einem Computerbildschirm konnten die Teilnehmer*innen dann nachvollziehen, wie stark sie die Schrauben festgezogen hatten. Außerdem zeigte Abraham den Auszubildenden, wie sie überprüfen können, ob ein Drehmomentschlüssel richtig kalibriert ist. An einem Drehmomentprüfstand der Firma Stahlwille spannten sie Schlüssel ein und kontrollierten, ob sie richtig arbeiteten.

Zwei Männer mit Drehmomentschlüssel©F. Klein
Am Drehmomentprüfstand lernten die Auszubildenden, wie sie überprüfen können, ob ein Drehmomentschlüssel richtig kalibriert ist.

Am Ende jedes Vormittags stand ein Quiz, in dem sich die Auszubildenden ihr gelerntes Wissen noch einmal vergegenwärtigen konnten. Das Resümee über die German Naval Yards AzubiDays an der FH Kiel fiel positiv aus. „Mir hat auf jeden Fall die praktische Anwendung gefallen“, sagte der Auszubildende Patrick Kullik und ergänzte: „Wir sind alles Praktiker und mir hat es Spaß gemacht, mit dem Drehmomentschlüssel zu arbeiten.“ Auch Abraham zieht ein positives Fazit: „Es waren zwei tolle Veranstaltungen, die Azubis zeigten sich sehr interessiert und konnten bereits mit Vorkenntnissen glänzen.“

Der Dozent hofft, dass einige der Besucher*innen sich nach der Ausbildung für ein Studium an der Hochschule entscheiden. „Das Potenzial haben Sie allemal“, betont Abraham. Ihn freut es, wie gut die Werft und die FH Kiel zusammenarbeiten – erst vergangene Woche war Abraham mit seinen Studierenden zu einer Schweißvorführung bei German Naval Yards.

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