Ein Mann sitzt in einem Bürostuhl am Computer, trägt ein Headset, hat eine Hand auf der Tastatur und eine an der Computermaus und schaut lächelnd in die Kamera© Privat
Als Softwareentwickler für Leit- und Sicherungstechnik in der Eisenbahn-Infrastruktur bringt Friedrich Dürhagen die Mobilitätswende voran.

Sicherheit für den Verkehr der Zukunft

von Nele Becker

„Vereinfacht gesagt, sorge ich dafür, dass Züge nicht miteinander kollidieren“, beschreibt Friedrich Dürhagen seine Arbeit. Der 37-Jährige ist Softwareentwickler bei der Scheidt & Bachmann System Technik GmbH im Geschäftsbereich ‚Signalling Systems‘ in Kiel-Melsdorf. Das Unternehmen beliefert nationale und internationale Verkehrsunternehmen und Infrastrukturbetreiber mit Soft- und Hardware für die Leit- und Sicherungstechnik für den Schienenverkehr.

Fahrdienstleiter*innen in Leitstellen und Stellwerken haben das Schienennetz jederzeit im Blick – das gilt gleichermaßen für U-, S-, Stadt- und Regionalbahnen wie für den Fernverkehr. „Das Schienennetz ist in Abschnitte unterteilt“, erklärt Dürhagen. „Bevor ein Zug einen Abschnitt passieren darf, muss der Fahrdienstleiter oder die Fahrdienstleiterin diesen freigeben.“ Dafür, dass die Verantwortlichen in der Leitstelle über die passende Ausstattung verfügen und diese auch bedienen können, sorgen Friedrich Dürhagen und seine Kolleg*innen.

Für Informationstechnologie (IT) interessierte sich Dürhagen bereits während seiner Schulzeit. So absolvierte er nach der Mittleren Reife seine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker bei der Deutsche Telekom AG, sein Ziel war allerdings eigentlich ein Studium. 2006 verweigerte er den Wehrdienst bei der Bundeswehr und leistete stattdessen Zivildienst in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen, bevor er als Monteur für die KFM Kabel- und Fernmelde-Montage GmbH im Raum Kiel im Einsatz war.

Um die Voraussetzungen für ein Hochschulstudium zu erfüllen, erwarb Dürhagen die Fachhochschulreife an der Fachoberschule Gaarden. Zum Wintersemester 2008 startete er sein Bachelorstudium Elektrotechnik an der Fachhochschule Kiel. „Ich habe mich gezielt für die FH Kiel entschieden, damit ich einen möglichst großen Praxisanteil im Studium habe“, erinnert sich der 37-Jährige. Diesen Schritt hat er nicht bereut. In der Schule sei ihm das Lernen schwergefallen, sagt Dürhagen. „Später, im Studium, hat es mir deutlich mehr Spaß gemacht“, hebt er hervor und fügt hinzu: „nicht zuletzt dank kleiner praktischer Projekte, Teamarbeit und Lerngruppen.“ Mit dem dritten Semester wählte er die Vertiefungsrichtung Technische Informatik mit Schwerpunkten wie Betriebssystemen, Software Engineering und Automatisierungstechnik.

Das Studieren gefiel ihm, und so schloss er noch den Masterstudiengang Informatik an, den er 2013 erfolgreich beendete. Auf der anschließenden Jobsuche wurde der Absolvent zunächst bei der DATASCHALT engineering GmbH in Lübeck fündig. Dort programmierte er als Softwareentwickler unter anderem Displays für Gabelstapler. „Die Fahrerei war mir auf Dauer zu anstrengend“, erklärt der gebürtige Kieler rückblickend seine Entscheidung, sich vier Jahre später nach einem Job in Kiel und Umgebung umzuschauen. Gefunden hat er diesen 2017 bei der Scheidt & Bachmann System Technik GmbH.

An seiner Tätigkeit schätzt Dürhagen besonders die Abwechslung und die damit verbundene kreative Arbeit. „Jeder Auftrag ist anders. Wenn ein Kunde – zum Beispiel die Deutsche Bahn oder ein anderes internationales Verkehrsunternehmen oder ein Infrastrukturbetreiber – eine Anfrage stellt, überlege ich, welche Anforderungen unsere Software erfüllen muss und wie ich das am besten umsetzen kann.“

Seit 2022 ist Friedrich Dürhagen außerdem Vorsitzender des Betriebsrats bei der Scheidt & Bachmann System Technik GmbH. „Es macht mir Spaß, mich für die Mitarbeitenden einzusetzen, etwas zu bewegen und den Arbeitsalltag im Unternehmen mitzugestalten“, stellt er heraus. In die Zukunft blickt der Softwareentwickler sehr zuversichtlich: „Die Klimakrise erfordert große Investitionen in nachhaltige Mobilität und den ÖPNV. Die Leit- und Sicherheitstechnik muss entsprechend angepasst und weiterentwickelt werden – dafür braucht es die passende Software. Und die entwickle ich gerne.“

© Fachhochschule Kiel