fünf Männer stehen an einem E-Auto© L. Gehde
Das Team von Heimdalytics: Jakob Pfaff, Eduard Klester, Fabian Franke, Reimar Zech, Felix Kronenberg, Christoph Weber (v.l.n.r.). Es fehlt Clemens van Zeyl.

Start-Up feilt an der Zukunft des gebrauchten Elektroautos

von Leon Gehde

Wer ein älteres, gebrauchtes Elektrofahrzeug besitzt oder kauft, steht häufig vor dem Problem eines schwächelnden Akkus, der für viele tausend Euro durch fabrikneuen Ersatz ausgetauscht werden muss. FH-Professor und Geschäftsführer des Start-Ups Heimdalytics, Prof. Dr. Christoph Weber möchte das mit einem Diagnoseverfahren, das Schwachstellen in einzelnen Teilen einer Batterie oder eines Akkus erkennen und vergleichbar machen kann, ändern. „Als Resultat bräuchte man lediglich einzelne kaputte Zellen durch voll funktionsfähige Zellen anderer gebrauchter Batteriemodule, etwa aus Unfallwagen, ersetzen“, so Weber. Doch das ist nicht das einzige nachhaltige Potential, das das siebenköpfige Team in der Idee sieht.

ein Messgerät©L. Gehde
Das Prototyp-Messgerät an einem Batteriemodul.

„Die schwächste Zelle einer Batterie bestimmt die Reichweite des Autos“, erläutert Reimar Zech, FH-Alumnus und Teamlead Technology bei Heimdalytics, die zugrunde liegende technische Herausforderung. Für das Impedanzspektroskopie genannte Verfahren findet Zech einen Vergleich: „Wie beim Gitarre stimmen - man spielt jede Saite einmal an und achtet auf Unregelmäßigkeiten.“ Hervorgegangen ist das Start-Up vor einem Jahr aus Forschungsprojekten der FH Kiel und der FuE-Zentrum FH Kiel GmbH, bei der die Mitarbeitenden von Heimdalytics noch immer parallel tätig sind. Heimdalytics arbeitet mit dem Norderstedter Autohaus Lüdemann und Sens e.K. zusammen, dessen Inhaber Weber und sein Team auf das Potential aufmerksam machte.

„Die Akkus der Renault Zoes, die das Autohaus verkauft, lassen sich, wie bei fast allen Elektroautos, lediglich über den Bordcomputer überprüfen, der nur ein grobes Bild wiedergibt. Funktioniert etwas nicht, muss das Batteriemodul in der Regel komplett ausgetauscht werden“, so Weber. Da dies grade bei älteren Fahrzeugen auftrete, sei die Garantie oft abgelaufen, und der, angesichts des Fahrzeugwertes, unverhältnismäßig teure Austausch muss von Kund*innen selbst bezahlt werden. Es bräuchte eine Möglichkeit, die Batteriemodule selbstständig und unabhängig zu untersuchen, um sie reparieren zu können, so die Überlegung. „Es muss ein Second Life geben – einen Gebrauchtmarkt für Batteriemodule“, fügt Zech hinzu.

Die zweite angedachte Aufgabe für das Diagnoseverfahren ist das Batteriemanagement. „Wenn etwa die Sonne scheint, erzeugen die Solarpanels auf dem Dach eines Hauses mehr Strom, der zwischengespeichert werden muss“, erläutert Zech. Ein festinstalliertes Diagnosegerät ermögliche dann die permanente Überwachung einer solchen Speicherbatterie in Bezug auf Energiemenge und Gesundheitszustand. „Für die Sicherheit ist das ein echter Gewinn. Unregelmäßigkeiten werden erkannt, und das System warnt. Damit ließen sich Schäden bis hin zu Häuserbränden vermeiden, was auch die entsprechenden Versicherungsbeträge senken dürfte.

Geschäftsführer Weber erklärt: „Den bald fertigen Prototypen haben wir bereits zum Patent angemeldet.“ Noch sitzt er mit seinem Team in den Garagen im Innenhof von Gebäude 12 auf dem FH-Campus – der Umzug in eigene Räumlichkeiten in Wellsee läuft bereits. „Die Mitarbeitenden arbeiten bald auch Vollzeit und exklusiv bei Heimdalytics“, erklärt der Professor. „Denn gibt’s auch bald einen Betriebsrat“, feixt jemand aus dem Hintergrund. Alle lachen, die Stimmung ist gut, und das Team scheint sich auf das zu freuen, was da kommen mag.

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