Im Untergeschoss von Gebäude C12 arbeitet man mit Druck. Wer die Treppen hinabsteigt, an den richtigen Stellen links und dann rechts abbiegt, hat gute Chancen, vor den Türen des Hydrauliklabors zu landen. Im geräumigen Vorraum stehen nicht nur Tische und Stühle für die Vorlesung, sondern auch eine hydraulische Abkantmaschine. „Mit bis zu 300 000 Newton kann sie Bleche biegen“, weiß Dr.-Ing. Jochen Hasenpath, Professor für Entwicklung, Konstruktion und Antriebstechnik an der Fachhochschule Kiel. Er ist der Herr der Hydraulik-Hallen. Neben der Maschine stehen in den Räumen verschiedene Pumpen und Versuchsstände. Alles zum Anfassen, hin und wieder steigt einem der Geruch von Öl in die Nase: „Hydraulik muss man fühlen, schmecken, riechen und hören“, betont der Professor.

Doch was ist Hydraulik und wo steckt sie drin? Ein Beispiel finden viele Menschen an ihrem Fahrrad, wenn hydraulische Bremsen für den nötigen Stillstand sorgen. Ihrer Funktionsweise liegt dasselbe physikalische Prinzip zugrunde, das auch Hebebühnen, Baggerarme und Flugzeugfahrwerke bewegt: Übt man Druck auf eine Flüssigkeit in einem geschlossenen System aus, gibt diese ihn gleichmäßig weiter. Bleibt man bei der Fahrradbremse, sieht das so aus: Wird der Bremshebel gezogen, verschiebt dieser einen Kolben, der Druck auf das Hydrauliköl im Bremsschlauch ausübt. Dieses gibt den Druck weiter an die Bremsbacken, die sich zusammenziehen. Das Fahrrad steht still.

„Mich fasziniert insbesondere die Flexibilität und die hohe Energiedichte, die solche Systeme mit sich bringen“, betont Hasenpath. Er hat dabei weniger die Fahrradbremse im Sinn, sondern viel eher Landmaschinen und Baustellenfahrzeuge. Hier geben die hydraulischen Systeme den Druck nicht nur weiter, sondern verstärken ihn sogar – Physik macht‘s möglich. Die grundlegenden Prinzipien der Technologie lehrt der Professor gemeinsam mit Andreas Graßmann und einem weiteren Mitarbeiter im Labor für Hydraulik. „Dort haben wir verschiedene Versuche aufgebaut, zu denen die Studierenden im Vorhinein eine Aufgabenstellung bekommen.“

Die angehenden Maschinenbauerinnen und Maschinenbauer arbeiten dort an einfachen Versuchsständen, um die Systeme von Grund auf verstehen zu können. Das reicht von einer wasserhydraulischen Versuchsanlage, an der die Studierenden Hebel umlegen können, um Druck und Volumenstrom zu ändern, bis hin zur Motorrad-Hebebühne. Dabei erleben sie, welche Kräfte in den Systemen schlummern und welche Tücken es gibt. Ein besonderes Schmankerl: Gabelstapler und Radlader stehen in einer geräumigen Garage nahe dem Labor. An den Fahrzeugen erleben die Studierenden die Technologie in der Praxis, denn wie schon erwähnt: Hydraulik muss man fühlen, schmecken, riechen und hören können.