Frau auf einem Sofa© V. Karpovich / Pexels
Wer sich ein paar Gedanken macht, kann Video-Konferenzen für sich und andere angenehmer gestalten. [Foto: Vlada Karpovich/Pexels]

Tipps für ein gelungenes Online-Meeting

von Joachim Kläschen

Die Corona-Krise hat der Online-Lehre einen Schub versetzt. Auch an der Fachhochschule Kiel finden Vorlesungen und Seminare während  der zweiten Welle der Pandemie meistens nicht mehr von Angesicht zu Angesicht in Räumen auf dem Campus statt, sondern von Bildschirm zu Bildschirm in Büros, Arbeits- und WG-Zimmern. Wir haben ein paar Tipps gesammelt, mit denen jeder dazu beitragen kann, dass Video-Konferenzen und virtuelle Lehrveranstaltungen angenehmer ablaufen.

Die Kamera

Vor allem in älteren Laptops hat die Kamera meist nur eine geringe Auflösung. Wer vor einem solchen Gerät sitzt, sieht für andere entsprechend bescheiden aus. Abhilfe kann man durch die Verwendung einer Webcam schaffen, die meist eine bessere Bildqualität liefert. Geeignet sind zumeist auch Digitalkameras. Per USB-Kabel angeschlossen liefern diese häufig Videos in besserer Auflösung als viele Laptops.

Viele, die in der Zeit vor Corona Wert auf Privatsphäre legten, klebten die Webcams ihrer Laptops mit einem Klebestreifen ab, um Spionen keinen Einblick zu geben. Wer sich nun über ein weichgezeichnetes Selbstbild wundert, sollte die Kamera mal unter die Lupe nehmen. Manchmal sorgen einfach abwischbare Reste des Klebefilms für einen ungewollten Schmierfilter.

Das richtige Licht

Auch die Lichtstärke vieler Laptop-Kameras ist eher dürftig. Entsprechend mangelhaft ist die Bildqualität in schlecht beleuchteten Räumen. Was subjektiv als ‚hell‘ erscheint, ist für viele Kameras nicht ausreichend. Daher die Empfehlung, für ausreichende Beleuchtung bei Video-Konferenzen zu sorgen. Bereits eine eingeschaltete Schreibtischlampe macht einen großen Unterschied.

Mit dem Einschalten der Beleuchtung ist es nicht getan. Man sollte generell auf den Lichteinfall achten. Seitliches Licht bei Video-Konferenzen am sonnigen Fenster kann zur Folge haben, dass die Hälfte des Profils als schwarzer Schatten erscheint. Kommt das Licht indes aus der Blickrichtung, ohne dass es dabei blendet, erscheint man auf anderen Bildschirmen gleichmäßig hell ausgeleuchtet.

Eine gute Position

Auch die Kameraposition trägt viel zum Eindruck bei, den andere von einem bekommen. Steht die Kamera zu tief, dürfen andere in die Nase blicken. Steht die Kamera zu hoch, sorgt die unnatürliche Blickrichtung bald für einen angespannten Gesichtsausdruck, auch wenn das Gesprächsthema dafür eigentlich gar keinen Anlass gibt. Am besten steht die Kamera knapp über Augenhöhe, was sich mit einer Handvoll Büchern unter dem Laptop schnell erreichen lässt.

Auch mit der richtigen Blickrichtung kann man entscheidend zur Verbesserung der Gesprächsqualität beitragen. Wer bei einer Video-Konferenz zwei Bildschirme im Einsatz hat und häufig an der Kamera vorbei blickt, wirkt auf andere abgelenkt oder desinteressiert, auch wenn das gar nicht Fall ist. Man sollte versuchen, zumindest die gerade benötigte Anwendung auf dem Hauptbildschirm zu platzieren, so dass man möglichst direkt in die Kamera blicken kann.

Auch über die Entfernung zur Kamera sollte man sich Gedanken machen. Andere möchten nicht jedes Details der Gesichtsbehaarung sehen, wohl aber erkennen, wer vor der Kamera sitzt. Daher sollte man sich vorab eine bequeme Position suchen, sodass Kopf und der Oberkörper zu sehen sind, und diese Position auch nicht wechseln.

Auf den Ton kommt es an

Wer auf das in den Laptop eingebaute Mikrofon und dessen Lautsprecher setzt, nervt andere meist mit einer schlechten Audio-Qualität. Einfache Abhilfe und besseren Ton schaffen Headsets, die vielen Smartphones beiliegen. Wem das Kabel zu kurz ist, kann für überschaubares Geld eine Verlängerung kaufen oder ein Bluetooth-Headset verwenden. Allerdings ist die Qualität über das Kabel meist besser und die Verbindung weniger anfällig für Störungen.

Auch für das Mikrofon gilt es, eine gute Position zu finden. Wer ein externes Mikrofon verwendet, sollte dies auf den Mund Brust ausrichten und mit dem Abstand experimentieren. Profis verwenden einen Pop-Schutz, der dafür sorgt, dass die Plosivlaute der Aussprache für andere angenehmer klingen. Bei der Verwendung eines Headsets sollte man darauf achten, dass das Mikrofon frei hängt und nicht auf Schals oder Halstüchern aufliegt, was den Zuhörenden störende Geräusche bescheren würde.

Wer die Möglichkeit hat, sollte sich für Video-Konferenzen an einen ruhigen und störungsfreien Ort zurückziehen. Ein offenes Fenster an einer befahrenen Straße schafft zwar frische Luft - die Geräuschkulisse nervt andere aber ebenso wie ein Mitbewohner, der mitten im Gespräch fragt, wo der Kellerschlüssel ist. Daher am besten das Gespräch und dessen Dauer ankündigen sowie Fenster und Türen geschlossen halten. Gibt es die Möglichkeit, ist es zudem ratsam das Mikrofon stumm zu schalten, wenn man nichts zu sagen hat.

Fokussiert bleiben

Alle denkbaren Ablenkungen sollte man vermeiden. Wer ein Glas stilles Wasser bereitstellt, kann dem unerwarteten Frosch im Hals etwas entgegensetzen, ohne aus dem Bild zu fallen. Wer das E-Mail-Programm oder den Browser mit geöffneten Twitter-, Facebook- oder Instagram-Tabs gar nicht erst startet, läuft nicht Gefahr, gedanklich abzuschweifen und auf eine unerwartete Frage stotternd passen zu müssen – oder die anderem mit Signaltönen, die über neue Nachrichten informieren, zu nerven. Auch das Smartphone stumm zu schalten, ist eine gute Idee.

Bei längeren Video-Konferenzen sollte man sich Gedanken um ein komfortables Sitzmöbel machen, auf dem man auch 90 Minuten bequem und in aufrechter Haltung sitzen kann. Ein Hocker ohne Lehnen stellt Sitzfleisch und Körperspannung schnell auf anspruchsvolle Proben. Niemand schaut gerne auf einen Gesprächspartner der immer weiter in sich zusammensinkt und langsam aus dem Bildausschnitt rutscht.

Viele Anwendungen für Video-Konferenzen lassen sich auch auf Mobilgeräten einsetzen. Das ist Fluch und Segen, denn eine in der Hand gehaltenen Kamera hat ein unruhiges Bild zur Folge, das vom Bildinhalt ablenkt. Schlimmer noch, wenn man sich während der Video-Konferenz mit Smartphone oder Tablet in der Hand bewegt, denn das Ergebnis ist meist ein verpixelter, unruhiger Matsch, den sich niemand ansehen möchte. Wenn man Mobilgeräte für eine Video-Konferenz verwendet, sollte man das Gerät fixieren oder ein Stativ verwenden.

Mit einem aufgeräumten Hintergrund punkten

Einige Programme erlauben es, einen eigenen Hintergrund einzublenden oder den Hintergrund nur unscharf wiederzugeben. Sind diese Möglichkeiten nicht gegeben ist es eine gute Idee vor der Video-Konferenz einen Blick darauf zu werfen, welche persönlichen Einblicke man anderen gewährt. Ein ruhiger flächiger Hintergrund, und sei es eine Wand, sorgen bei anderen für weniger Irritationen und fokussieren auf die Person vor der Kamera.

Wenn es während eines Online-Meetings absehbar auch zu Screen-Sharing kommt, sollte man den virtuellen Schreibtisch vorab aufräumen. Was man in seiner Freizeit mit dem Gerät anstellt, ist Privatsache, und die sollte man nicht unbedarft öffentlich machen. Das gilt auch für das Hintergrundbild. Farbverläufe wirken weniger befremdlich als Wallpaper mit dem Schwarm in lasziver oder alberner Pose.

Don‘t guess, check

Nicht jeder kann das Geld für eine schnelle Internetverbindung erübrigen. Daher sollte man im Vorfeld prüfen, ob die zur Verfügung stehende Bandbreite auch ausreicht. Bei schlimmsten Verbindungen kann das Smartphone als LTE-Hotspot zum Einsatz kommen. Wenn nicht alle WG-Mitglieder während des Video-Conferencings HD-Serien streamen, kommt der Datenstrom nicht so leicht ins Stocken.

Nicht jeder fühlt sich wohl vor der Kamera, aber in vielen Fällen gewöhnt man sich daran. Wer die Gelegenheit hat, kann sich per Videochat mit Freunden oder Familie melden und so üben, um sich an den ungewohnten Anblick gewöhnen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man die Einrichtung und die Verbindung vor der Video-Konferenz in einer Generalprobe testen. Eine kurze Checkliste kann dabei helfen, häufige Fehler zu vermeiden und alles Wichtige zu bedenken. Wenn sicher ist, dass alle Fallstricke im Vorfeld aus dem Weg geräumt sind, läuft das Gespräch von Bildschirm zu Bildschirm deutlich entspannter ab.

Wer eine Veranschaulichung braucht, wie man es nicht machen sollte, lässt sich von dieser Zusammenstellung von Zoom-Fails inspirieren.

© Fachhochschule Kiel